Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Jamaikaner hinunter, der reglos vor ihm lag, den Kopf zur Seite gedreht. Aus den rosafarbenen Lippen strömte Blut.
Gott sei Dank atmete der Mann noch.
Die Waffe war der Auslöser gewesen. Die verdammte Waffe. Eine Waffe hatte er nicht erwartet. Einen Kampf schon. Seine Wut rechtfertigte die Auseinandersetzung. Aber er hatte sie sich eher als Handgemenge vorgestellt — heftig, schnell vorbei. Er hatte dem Mann, der sich die Aufzeichnungen anhörte, gegenübertreten und ihn zwingen wollen, mit ihm zu gehen. Um einen habgierigen Auftraggeber in Verlegenheit zu bringen, ihm eine Lektion zu erteilen.
Aber nicht das hier.
Das hier war tödlich. Das hier war die Gewalt, die man zum Überleben brauchte.
Die Bänder. Die Stimmen. Die aufgeregten Stimmen drangen noch immer aus den Lautsprechern auf dem Schreibtisch.
Er hatte keinen Fernseher gehört. Die Stimmen kamen aus der Küche des Courtleigh Manor. Männer brüllten, andere Männer antworteten gereizt. Die Anordnungen der Küchenchefs, die quengelnden Klagen der Untergebenen. Und alles hektisch, aufgeregt — zum größten Teil unverständlich. Jeder, der hier zugehört hatte, mußte rasend geworden sein.
Dann fiel Alex’ Blick auf die sich drehenden Spulen des Tonbandgerätes. Aus irgendeinem Grund stand es auf dem Boden, rechts neben dem Schreibtisch. Ein kleines kompaktes Gerät, das sich unermüdlich drehte, als wäre nichts geschehen.
McAuliff packte die beiden Lautsprecher und schmetterte sie mehrere Male gegeneinander, bis das Holz zersplitterte und die Gehäuse auseinanderbrachen. Dann riß er die schwarze Verkleidung und die Kabel heraus und warf sie durch das Zimmer. Er ging auf die rechte Seite des Schreibtisches, trat mit dem Fuß auf das Tonbandgerät und drehte ihn
so lange auf den vielen flachen Schaltern hin und her, bis eine kleine Rauchwolke aus dem Inneren aufstieg und die Spulen sich nicht mehr bewegten. Er bückte sich, riß das Band heraus und überlegte, ob er es verbrennen sollte, aber es war sowieso nichts von Bedeutung darauf. Also rollte er die beiden Spulen über den Boden. Das dünne Band bildete auf dem Teppich ein schmales V.
Der Jamaikaner stöhnte. Er blinzelte, als er schlucken und husten mußte.
Alex hob die Pistole vom Boden auf und steckte sie sich in den Gürtel. Dann ging er ins Bad, drehte das kalte Wasser auf und warf ein Handtuch ins Waschbecken.
Er zog das nasse Handtuch aus dem Becken und ging zu dem hustenden, verletzten Jamaikaner zurück. Er kniete sich hin, half ihm dabei, sich aufzusetzen und wischte ihm das Gesicht ab. Das Wasser tropfte auf das Hemd und die Hose des Mannes ... Wasser, vermischt mit Blut.
»Es tut mir leid«, sagte Alex. »Ich wollte Ihnen nicht weh tun. Ich hätte anders reagiert, wenn Sie nicht nach dieser verdammten Pistole gegriffen hätten.«
»Mann!« Der Jamaikaner unterbrach ihn hustend. »Sie sind ja verrückt, Mann!« Er faßte sich an die Brust und zuckte zusammen, während er mühsam aufstand. »Sie haben alles kaputtgemacht, Mann!« sagte er mit einem Blick auf die zertrümmerten Geräte.
»O ja, allerdings. Vielleicht versteht Ihr Mr. Craft jetzt. Wenn er Industriespionage spielen will, soll er sich ein anderes Opfer dafür aussuchen. Ich habe etwas dagegen, wenn mein Privatleben verletzt wird. Kommen Sie, wir gehen.« Alex packte den Mann am Arm und wollte ihn zur Tür führen.
»Nein, Mann!« schrie der Schwarze und wehrte sich.
»Ja, Mann«, sagte McAuliff ruhig. »Sie kommen mit mir.«
»Wohin?«
»Wir besuchen einen kleinen alten Mann, der ein Fischgeschäft hat, das ist alles.« Alex gab ihm einen Stoß. Der Schwarze hielt sich die Seite. Offenbar hatte er sich ein paar Rippen gebrochen.
»Bitte, Mann! Keine Polizei! Ich würde alles verlieren!« Die dunklen Augen des Jamaikaners waren flehentlich auf Alex gerichtet, während er sich die Rippen hielt.
»Sie wollten nach einer Waffe greifen, Mann! Das ist etwas sehr Ernstes.«
»Das ist nicht meine Waffe. Außerdem sind gar keine Kugeln drin, Mann.«
»Was?«
»Sehen Sie doch nach, Mann! Bitte! Ich bin ein anständiger Mann ... Ich tue doch niemandem was ...«
Alex hörte nicht zu. Er zog die Pistole aus dem Gürtel.
Es war überhaupt keine richtige Pistole.
Es war eine Startpistole, wie sie die Starter bei Leichtathletikveranstaltungen benutzten.
»Großer Gott ...« Arthur Craft junior und seine Spiele — Spiele für kleine Jungen mit Spielzeugen für kleine Jungen. »Okay, Mann«, knurrte er.
Weitere Kostenlose Bücher