Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
mich angerufen, aber er war auch nicht sehr gut. Er wußte nicht, was er sagen sollte, als ich Latham zu sprechen verlangte. Das hatte er nicht erwartet ... Hast du gewußt, in welchem Stadtbezirk von Kingston Gerald Latham wohnt? Barbican. Er steht im Telefonbuch.«
Alison schwieg. Die Stille war unerträglich.
»Er war zu Hause«, sagte Alex leise.
»Er war zu Hause«, wiederholte sie. »Mach dir keine Gedanken. Er weiß nicht, wer ihn angerufen hat. Ich habe zuerst mit einer Frau gesprochen. Als er ans Telefon kam, habe ich aufgelegt.«
McAuliff holte tief Luft und griff in seine Hemdtasche, um seine Zigaretten herauszuholen. Er war nicht sicher, ob es jetzt noch etwas zu sagen gab. »Es tut mir leid.«
»Mir auch«, sagte sie leise. »Ich werde dir morgen früh eine offizielle Kündigung schreiben. Du wirst einen Schuldschein für das Flugticket und die Spesen, die auf mich gehen, akzeptieren müssen. Das Geld, das ich noch habe, werde ich noch eine Weile brauchen. Ich bin sicher, daß ich eine Stellung finde.«
»Das kannst du nicht machen.« McAuliff bemerkte, daß seine Stimme nachdrücklich klang und wirkliche Überzeugung darin lag. Er wußte, warum. Alison war bereit, die Vermessung zu verlassen. Sie würde gehen. Wenn ihr Motiv — oder ihre Motive -, nach Jamaika zu kommen, nicht die gewesen wären, die sie angegeben hatte, würde sie das nicht tun. »Um Himmels willen, du kannst doch nicht einfach kündigen, nur weil ich wegen ein paar Stunden gelogen habe. Verdammt noch mal, Alison, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!«
»Oh, hör auf, dich wie ein aufgeblasener, gekränkter Esel zu benehmen! Selbst das machst du nicht sehr gut ... Ich werde nicht noch einmal durch dieses Labyrinth gehen. Ich habe genug davon. Nie wieder, hörst du!« Plötzlich versagte ihr die Stimme. Sie hielt den Atem an. In ihren Augen stand Angst. »Ich ertrage es nicht mehr.«
Er starrte sie an. »Was meinst du?«
»Du hast mir heute nachmittag sehr ausführlich dein langes Gespräch mit der jamaikanischen Polizei beschrieben. Das Polizeirevier, den Stadtbezirk, die Polizeibeamten — alle Einzelheiten, Alex. Ich habe sie angerufen, nachdem ich Latham am Apparat gehabt hatte. Sie haben noch nie etwas von dir gehört.«
16.
Er wußte, daß er ganz von vorn anfangen mußte — mit den ersten Anzeichen dieses Wahnsinns. Er mußte ihr die Wahrheit sagen. Es war eine Erleichterung, es ihr zu sagen.
Alles. Damit es einen Sinn ergab, wenn es denn überhaupt einen Sinn hatte.
Er sagte ihr die Wahrheit.
Während er ihr die Geschichte erzählte, versuchte er selbst, sie zu verstehen. Er sprach langsam, mit monotoner Stimme. Es war der Monolog eines Mannes, der durch einen Nebel der Verwirrung sprach.
Er erzählte ihr von der sonderbaren Nachricht von Dunstone Limited, die ihn von New York nach London gebracht hatte, und von einem Mann namens >Julian Warfield<. Von einem >Finanzexperten< im Savoy, der seinem Ausweis zufolge >R. C. Hammond, Britischer Geheimdienst<, war. Von den anstrengenden Tagen, als er in zwei Welten gelebt hatte, die ihre Existenz beide verleugneten — das geheime Training, die Treffen im verborgenen, die Fahrten in verschiedenen Autos, die Auswahl der Vermessungsteilnehmer unter einem Vorwand. Von einem in Panik geratenen, schwachen James Ferguson,
der von einem Mann namens >Arthur Craft, der Jüngere<, dem es nicht genügte, einer der reichsten Männer von Jamaika zu sein, angeheuert worden war, um die Vermessung zu bespitzeln. Von einem arroganten Charles Whitehall, den ein brillanter Verstand und Gelehrsamkeit nicht davon hatten abhalten können, einen fanatischen Eifer für ein überholtes, veraltetes, schändliches System zu entwickeln. Von einem kleinen Inselbewohner mit Arthritis, dessen französisches und afrikanisches Blut sich über Eton und Oxford einen Weg in die jamaikanische Aristokratie und den MI6 gesucht hatte.
Von Sam Tuckers merkwürdiger Geschichte der Verwandlung Walter Piersalls, des Anthropologen, der vom ›Inselkoller< zu einem selbsternannten Wächter seines tropischen Paradieses bekehrt worden war.
Und schließlich von einem kahlgeschorenen Revolutionär im Guerillakampf namens >Barak Moore<. Und von der Suche nach einem >unsichtbaren Gericht< namens >Halidon<.
Ein absoluter Wahnsinn. Aber sehr, sehr real.
Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in die aufgeblähten grauen Wolken über den Blue Mountains. McAuliff saß im Rahmen der Balkontür. Aus der feuchten Erde
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