Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Kingston reagieren.
Aber Chatellerault machte deutlich, daß ihre unterschiedlichen Ziele nicht unbedingt im Widerspruch zueinander standen. Es gab Bereiche — philosophisch, politisch, finanziell -, in denen sie durchaus gemeinsame Interessen verfolgten. Aber zuerst war da das Projekt an der Nordküste. Es hatte Priorität, war das Sprungbrett für alles andere.
Der Marquis sagte nicht, wer seine Partner waren — Whitehall konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Chatellerault gar nicht genau wußte, wer eigentlich dazugehörte -, aber es war klar, daß er ihnen nicht vertraute. Einerseits schien er ihre Motive zu hinterfragen, andererseits ging es um die Frage der Leistungsfähigkeit. Er sprach kurz über vorangegangene Störungen und/oder Fehler, ging jedoch nicht näher auf die Fakten ein.
Die Fakten hatten offensichtlich mit der ersten Vermessung zu tun.
Was war geschehen?
Waren die Halidon dafür verantwortlich?«
Waren die Halidon in der Lage, sich einzumischen?
Gab es die Halidon wirklich?
Die Halidon.
Er würde die Unterlagen des Anthropologen Piersall analysieren, die exotischen Fantasien eines Fremden von der Realität der Insel trennen müssen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, vor zehn Jahren, als die Rastafari ein Symbol für den Widerstand der Schwarzen gewesen waren, bevor man herausfand, daß sie einfach Kinder mit schlammverkrustetem Haar waren, die sich mit Gras zudröhnten und kollektiv arbeitsscheu waren. Und dann die Pocomani mit ihren bärtigen Hohenpriestern, die Sexorgien in die abstrakt formulierte Großmut der christlichen Ethik einfügten
— eine sozioreligiöse Entschuldigung für Promiskuität. Oder die Sekte der Anansi — Erben des lange vergessenen Glaubens der Ashanti an die Geschicklichkeit der Spinne, an der sich jegliche Entwicklung im Leben orientierte.
Es gab so viele. Allzuoft metaphysisch paranoid. Bruchstückhaft. Obskur.
Waren die Halidon — Hollydawn — anders?
Zu diesem Zeitpunkt hielt Charles Whitehall das eigentlich für unwichtig. Wichtig waren sein Überleben und das Überleben seiner Pläne. Seine Ziele würde er dadurch erreichen, daß er Chatellerault unter Kontrolle behielt und dessen Finanzhierarchie unterwanderte.
Und dadurch, daß er mit seinem größten Feind, Barak Moore, zusammenarbeitete.
Dadurch, daß er mit beiden Feinden zusammenarbeitete.
Jamaikas Feinden.
James Ferguson tastete nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe. Dabei stieß er gegen einen Aschenbecher und ein Glas, die beide mit lautem Krachen auf den Boden fielen. Durch die zugezogenen Vorhänge drang Licht herein. Er war sich dessen trotz der fürchterlichen Schmerzen bewußt, die seine Augen marterten und in seinem Kopf hin- und herzuckten, von einer Schläfe zur anderen. Schmerzen, die grelle Blitze vor seinem inneren Auge entstehen ließen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, während er die Hand vors Gesicht hielt, damit er nicht von dem gedämpften Licht der Lampe geblendet wurde. Es war 6 Uhr 15.
Großer Gott! Sein Kopf dröhnte so heftig, daß ihm Tränen in die Augenwinkel traten. Ein stechender Schmerz schoß ihm in den Nacken und schien seine Schultern, ja sogar seine Arme zusammenzuziehen. Er spürte ein gräßliches, flaues Gefühl im Magen. Wenn er noch länger darüber nachdachte, würde es ihm mit Sicherheit schlecht werden, und er würde sich übergeben müssen.
Heute mußte er nicht so tun, als hätte er gestern nacht zuviel getrunken. Diesmal konnte ihm McAuliff nicht vorwerfen,
daß er Theater spielte. Er hatte sich wirklich betrunken. Total betrunken. Und zwar aus gutem Grund.
Er war so glücklich gewesen.
Arthur Craft war in Panik gewesen, als er ihn angerufen hatte. In Panik!
Craft junior war erwischt worden. McAuliff hatte das Zimmer gefunden, in dem die Gespräche auf Band aufgenommen worden waren, und jemanden zusammengeschlagen — ihn tatsächlich zusammengeschlagen! Craft brüllte am Telefon, wollte wissen, woher McAuliff seinen Namen hatte.
Nicht von ihm! Ganz bestimmt nicht von Jimbo-Man. Er hatte nichts gesagt.
Craft tobte und beschimpfte den »verdammten Nigger am Tonbandgerät«, überzeugt davon, daß der »schwarze Wichser« McAuliff alles gesagt hatte. Dann fügte er hinzu, daß der Mistkerl auf keinen Fall einen Gerichtssaal von innen sehen werde. »Falls es soweit kommen sollte.«
Falls es soweit kommen sollte.
»Sie haben mich nie gesehen«, schrie Craft junior. »Wir haben nie miteinander geredet! Wir
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