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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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endgültig der Ernst der Situation klar. Dem rechts stehenden Mann verging das Grinsen. Der Linke sagte: „Zum letzten Mal: Der Herrscher dieser Halle darf nicht gestört werden. Geh deiner Wege! Wenn du uns zwingst, diese Tür zu öffnen, wird es dein Untergang sein!“
    Diese Drohung machte Brutus nur noch sicherer, dass sich hinter der Tür der Ausgang befinden musste. Mit einem höhnischen Grinsen zog er sein Schwert ganz aus der Scheide, und zwar mit einer blitzschnellen Bewegung, die gleichzeitig die Klinge gegen die Hellebarde des einen Wachtpostens prallen ließ. Diese Bewegung kam so unerwartet und wurde mit so viel Kraft ausgeführt, dass dem Mann die Waffe aus den Händen gerissen wurde. Ehe der andere reagieren konnte hatte Brutus die Schwertspitze schon dem noch Bewaffneten an den Hals gesetzt.
    „Ein Mucks von einer Bewegung, und du“ – sein Kinn wies auf den Mann, der vor ihm stand – „bist tot. Und der andere ebenfalls, das geht ganz schnell. Lass die Waffe fallen und dann öffnet ihr gemeinsam die Tür!“
    Die beiden Männer waren bleich geworden. Die zweite Hellebarde klirrte zu Boden. Mit zitternden Armen und Beinen befolgten sie den Befehl, bedachten Brutus aber dennoch mit finsteren Blicken. „Glaub mir, Fremder, das wird dir noch Leid tun!“, sagte der eine.
    „O ja, Leid tun, und ob!“, sagte der zweite.
    Dann schwang die Tür auf. Die Gefährten hörten Brutus tief einatmen, dann einen Ruf des Triumphes ausstoßen. „Ha! Ich wusste es doch!“
    Brutus ließ die beiden Posten stehen und trat nach vorne. Die anderen Gefährten beobachteten ungläubig die Szene, die sich ihnen bot. Auf einer Grünfläche stand ein länglicher Tisch, an dem mehrere prächtig gekleidete Männer saßen. Lars zählte schnell die Personen ab, es waren dreizehn. Der Mann in der Mitte war in einen prächtigen roten Mantel gehüllt, der mit Pelz besetzt war. Er hatte wallendes weißes Haar und ein weißen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Auf dem Kopf trug er eine Krone, die die eines Königs sein mochte. Auf der Tafel standen Weinkelche und Speisen, allerdings längst nicht so viel und so reichlich wie auf dem Tisch, wo Salvatore an den bösartigen Wein geraten war. Über dem ganzen war ein blaues Himmelszelt gespannt, an dem einige weiße Wolken zu treiben schienen.
    Brutus schob das Schwert in die Scheide zurück. Er wandte sich zu den anderen um. Platzend vor Stolz sagte er: „Seht ihr, ich hatte Recht! Ich habe tatsächlich den Ausgang gefunden. Folgt mir nur!“
    Aber die Gefährten betrachteten misstrauisch die Szene, die ihnen irgendwie seltsam vorkam. Lars und Mike, aber auch Andrea, Hans und Jonathan hatten das deutliche Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber was?
    Der Mann mit der Krone erhob sich nun und streckte beide Hände Brutus entgegen. Mit würdevoller Stimme sagte er: „Ich grüße Euch, werter Herr! Seit langer Zeit seid Ihr der Erste, der den Ausgang aus der Halle des unermesslichen Reichtums und des immerwährenden Glücks fand. Ihr müsst von edlem Blut sein, das beweist Eure Intelligenz. Wollt Ihr mir und den anderen hier anwesenden Herren Euren sehr geschätzten Namen verraten?“
    Diese Worte stiegen Brutus sofort zu Kopf, ganz so, wie es der giftige Wein bei Salvatore getan hatte. „Ich bin wahrhaft ein Mann von hoher Geburt. Allerdings wird mein Name an diesem Ort nicht bekannt sein, denn ich komme von weit her. Ich bin Brutus.“
    Die Gefährten, die den Mann in Schwarz nur von hinten sehen konnten, bemerkten dennoch, wie er sich vor Stolz in die Höhe reckte. Das war seine Stunde, auf einen solchen Auftritt hatte er zeit seines Lebens gewartet. Die dreizehn Gestalten am Tisch würdigten die anderen Sieben, die nicht über die Schwelle der Tür geschritten waren, keines Blickes. Ihre Aufmerksamkeit galt allein Brutus.
    Der Mann mit der Krone nickte ernst, feierlich, aber scheinbar freundlich. Auch die anderen Männer am Tisch sandten Brutus offensichtlich wohlmeinende Blicke. „So tretet denn näher, Herr Brutus, weit gereister Mann von Welt und Adel. Seid willkommen in unserer Mitte und erweist uns die Ehre Eurer Gegenwart.“
    „Wohl gesprochen, wohl gesprochen!“, so redeten die anderen Männer. „Endlich ein edler Herr, der unsere Runde bereichert!“
    Brutus war trunken vor Glück. Er umrundete den Tisch, als er sah, dass einer der Männer sich sogar erhob, um Brutus seinen Stuhl anzubieten. Endlich war er nicht mehr Brutus, der Henker und

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