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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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nach Aufforderung bzw. nach Erlaubnis betreten werden. Wenn niemand an Bord ist könntest du schnell als Gondeldieb verdächtigt werden.“
    Mike zuckte die Schultern. „Und? Regt das hier jemanden auf?“
    Salvatore dachte kurz nach. „Nein, eigentlich nicht!“, sagte er dann.
    Pietrino stieg einige Stufen hinab und sprang dann auf das Deck. „Ich bin schon oft auf fremde Gondeln geklettert. Mir hat nie einer deswegen was gesagt.“ Damit ging er zur Tür der Kajüte, öffnete sie – und fuhr zurück.
    „Na, Kleiner, wer hat dich denn geschickt?“, hörten sie von drinnen eine Stimme.
    „Der Marchese“, antwortete Pietrino wahrheitsgemäß.
    „Soso, der Marchese“, erklang wieder die Stimme. Es war die eines Mannes, sein Alter war nicht einzuschätzen. Die Kajüte entzog den Mann den Blicken der Gruppe, nur Pietrino konnte ihn sehen. „Wo sind deine Begleiter?“
    Pietrino zeigte mit dem Finger auf den Gehsteig.
    „Dann sag ihnen, dass sie an Bord kommen sollen“, hörten sie wieder die Stimme des Fremden. Sie war merkwürdig rau und heiser.
    Die beiden Männer und die zwei Jungen sahen sich kurz an, dann gingen sie die Treppe hinunter, wie es zuvor Pietrino getan hatte. Lars sah dabei zu, dass er vom Wasser des Kanals immer so viel Abstand wie irgend möglich hielt. Von drinnen hörte er die Stimme des Mannes leise auflachen. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Junge, im Augenblick sind keine Geister in der Nähe.“
    Lars zuckte zusammen. Wie hatte der Mann sein Verhalten beobachten können? Die Kajüte hatte keine Fenster!
    „Jetzt sind alle an Bord, nicht wahr?“, fragte wieder die Stimme.
    Pietrino, der immer noch vor der Kajüte stand, nickte.
    „Gut, sie sollen alle herein kommen.“
    Die Jungen ließen Hans und Salvatore den Vortritt. Als sie dann in die Kajüte traten, hielten sie beide den Atem an. Pietrino war stumm geblieben und hatte die Kajüte als letzter betreten, weil der Mann ziemlich unheimlich und düster aussah. Vor allem: Er hielt den Stock eines Blinden in der Hand und auf jedem Auge saß eine schwarze Klappe. Seine Kleidung war ärmlich und schmutzig.
    „Ich weiß, dass ich keine Schönheit bin, aber vielleicht bringt ihr es dennoch fertig, mich nicht so anzustarren.“
    Lars schluckte schwer, Mike machte ein Gesicht, als hätte er gerade eine gewaltige Ohrfeige bekommen, selbst Salvatore und Hans schienen sich unwohl und nervös zu fühlen.
    „Setzt euch.“ Eine Hand wies auf hölzerne Bänke, die an den Wänden der Kajüte entlang verliefen. „Was wollt ihr?“
    Die Männer und Jungen tauschten untereinander einen kurzen Blick der Verständigung, dann sagte Hans: „Wir sollen nach Capitano El Loco fragen!“
    Nun war dem kerzengerade dasitzenden Blinden eine Gemütsregung anzumerken. Er war eindeutig überrascht. „Capitano El Loco? Den hat schon lange keiner mehr sprechen wollen.“ Er machte eine kurze Pause. „Euch schickt der Marchese, sagte der Kleine?“
    Hans nickte, dann fiel ihm ein, dass das der Blinde nicht sehen konnte – oder doch? – und antwortete: „Ja, der Marchese schickt uns. Wir haben einen Zettel mit seiner Handschrift, der das beweist.“
    Der Blinde grinste und zeigte dabei zwei Reihen schlechter und hässlicher Zähne. „Tatsächlich? So ein Pech, dass ich nicht lesen kann“, sagte er hämisch, „ich bin nämlich blind. Und wer weiß, vielleicht könnte ich es trotzdem nicht, auch wenn ich sehen könnte! Ganz genau so wie der Koch, nicht wahr?“
    Salvatore zuckte kurz zusammen, auch bei den Anderen verstärkte sich das Gefühl der Verunsicherung. Sie schwiegen, dafür sprach der Blinde wieder. „Soso, der Marchese schickt euch. Das hat es lange nicht gegeben! Wie geht es dem Marchese?“
    „Gut soweit“, sagte Hans leichthin.
    „Du versucht mich anzulügen.“ Der Blinde grinste wieder. „Aber nun gut, du hast Recht, dem Marchese geht es tatsächlich gut, besser sogar, als du denkst. Cosimo, seinem Diener, geht es übrigens nicht gut. Er hat sich mit seiner Diebesbeute in den ärmlichsten Teil der Stadt abgesetzt. Dort fiel er allerdings den falschen Leuten in die Hände. Vermutlich hat er nicht mehr lange zu leben.“ Mit traumwandlerischer Sicherheit holte er unter der Bank, auf der er saß, eine Sanduhr und einen Umschlag hervor. Beides drückte er Salvatore, der ihm am nächsten war, in die Hand. „Hört mir jetzt genau zu. Es ist wichtig, dass ihr jede meiner Anweisungen befolgt. Bleibt sitzen, wo ihr seid. Wenn ich

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