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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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in seinem Sessel. Das Gesicht war bleich, die Arme hingen schlaff herab. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr atmete. Die prachtvolle Kappe war ihm vom Kopf gerutscht.
    „Hab ich´s doch geahnt“, murmelte der Koch leise. „Ihr könnt jede Wette abschließen, dass Cosimo seinen Herrn tot vorfand, darauf sofort alle Wertgegenstände an sich raffte, derer er habhaft werden konnte und damit ausgebüchst ist. Dieser Schweinehund!“
    Einen Augenblick lang waren die drei Abenteurer wie vom Donner gerührt. Niemand sprach. Die Erheiterung war restlos verflogen, allein der Gedanke an das Gelächter, das sie in einem Haus angestimmt hatten, in dem ein Toter lag, kam ihnen nun unrecht und frevelhaft vor. Dann kam in Hans plötzlich Bewegung. Er sah sich nach Pietrino um.
    „Der Junge muss hier weg“, sagte er leise. „Es ist nicht gut, wenn er aufwacht und als erstes den Toten hier sieht.“
    Der Koch nickte. „Darum kümmere ich mich.“ Vorsichtig beugte er sich über Pietrino, hob ihn aus seinem Bett und trug ihn behutsam hinunter, ohne dass das Kind erwachte. Die drei Abenteurer blieben in der höchsten Etage des Turmes und betrachteten weiter den toten Marchese.
    „Tja!“, machte Hans ratlos. „Die Gelegenheit, ihn nach einem Weg aus dieser Halle zu befragen, ist vertan.“
    „Werden wir überhaupt einen finden?“, fragte Lars und schien mit den Tränen kämpfen zu müssen. „Wo sollen wir denn überall in dieser halb kaputten Stadt suchen?“
    Hans zuckte die Achseln. Mike presste einen Moment die Lippen zusammen, dann brach es aus ihm hervor: „Ist doch klar! Wir sehen unter jeder einzelnen Brücke nach. Wir haben durch einen Gang unter einer Brücke diese Halle betreten, also spricht alles dafür, dass wir sie auch so wieder verlassen werden.“
    Hans schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. So zu handeln ist in meinen Augen vergebens. Reiner Aktionismus, sonst nichts!“
    „Außerdem mag ich diesem abscheulichen Wasser nicht noch einmal nahe kommen“, fügte Lars hinzu. „Wenn ich daran denke, dass wir unter der Brücke nur kurz über der Wasseroberfläche waren, unter der diese unheimlichen Wesen lauern, wird mir jetzt noch übel.“
    Hans näherte sich dem Toten, und plötzlich schien ihm etwas aufzufallen. Er bückte sich und hob etwas auf. In der Hand hielt er einen Zettel. Er betrachtete ihn aufmerksam, dann sagte er: „Ich fürchte aber, dass du dich trotzdem dem Wasser nähern musst. Der Marchese scheint geahnt zu haben, dass er uns nicht mehr wiedersehen würde. Er hat uns eine Botschaft hinterlassen.“
    Sofort waren Lars und Mike bei Hans und starrten wie gebannt auf die letzte Nachricht des Marchese. „Ich kann´s nicht entziffern“, sagte Lars. „Hast du eine Ahnung, was das heißen soll?“
    Hans ging mit dem Zettel zu einem der Fenster und hielt ihn ins Licht. „Ich bin ziemlich sicher, dass hier steht: Sucht die silberne Gondel. Fragt nach Capitano El Loco. Nehmt den Jungen mit! Die Handschrift ist vermutlich deshalb so schlecht, weil er diese Zeilen mit der letzten Kraft, die ihm blieb, niederschrieb.“
    Lars nickte. „Das tat er Pietrino zu Liebe. Er wollte unbedingt, dass der Junge von hier weg kommt.“
    Genau in diesem Augenblick hörten sie Pietrino von weiter unten fürchterlich aufschreien.
     
    Sie saßen in der ersten Etage des Turmes mit dem Koch und Pietrino am Küchentisch zusammen. Der Koch hatte ein Frühstück bereitet, das aus Kaffee, Weißbrot, Schinken und einem fürchterlich stinkenden Käse bestand, den Lars und Mike verschmähten. Hans probierte ein wenig, schien ihn aber auch nicht zu mögen. Pietrino aß sowieso nichts.
    Der Junge war untröstlich. Er bestand darauf, den Marchese noch einmal zu sehen. Er weinte noch schlimmer, als er dem Toten gegenüberstand, den der Koch vorher wieder gerade hingesetzt hatte. Er hatte auch die Kappe wieder auf den Kopf des Marchese gesetzt.
    „Wer wird sich um seine Beerdigung kümmern?“, fragte Lars. Er musste tüchtig schlucken und seine Augen brannten. Der kleine Pietrino mit seinem Kummer tat ihm sehr Leid. „Wie ist das hierzulande überhaupt üblich?“
    „Meistens werden die Toten in die Kanäle geworfen“, antwortete der Koch. „Aber ich würde sagen, dass wir ihn einfach in seinem Turm lassen. Wir verschließen ihn von außen, dann hat er hier seine Ruhe.“
    Hans nickte. „Gute Idee!“ Dann wandte er sich an den Jungen. „Weißt du, Pietrino, dass uns der Marchese eine Botschaft

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