Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
goss, ohne es wirklich zu wollen, auch noch Öl ins Feuer. „Wir sollen alle drei auf dem Motorrad mitfahren?“
„Jettt reicht´s mir aber!“, donnerte der Polizist. „Ich lasse Sie alle vorläufig festnehmen.“ Und er wollte gerade per Funk Verstärkung rufen, doch da begann das Blaulicht auf seinem Helm zu blinken und aus den Fanfaren ertönte das Martinshorn. Er schlug mit der flachen Hand an den Helm, fluchte: „Scheißding!“ und Blaulicht und Martinshorn erstarben. Mike und Lars wälzten sich mittlerweile kampfunfähig vor Erheiterung auf dem Boden.
Hans zog die Notbremse. Um nicht mit Lars und Mike in einer fremden Realität auf der Polizeiwache zu landen warf er die Rucksäcke durch das Tor und stieg dann selbst hindurch, wobei er die beiden Jungen mit sich zog. „Kommt mit!“, lachte er. „Schnell, bevor es zu spät ist!“
Der Polizist bekam Stielaugen, als er sah, wie die drei Leute durch den Rahmen kletterten und sich plötzlich in einem altmodisch eingerichteten Zimmer befanden. Das Letzte, was sie von dem Polizisten sahen, war, wie er ihnen fassungslos hinterher glotzte, während auf seinem Helm erneut das Blaulicht zu rotieren begann. Mit letzter Kraft gelang es Hans, das Tor von der Seite der Wasserstadt aus zu deaktivieren und den Rahmen vorsichtig zur Seite zu legen, bevor er in das nicht mehr zu beschreibende Gelächter der Jungen einstimmte.
Nach einigen Minuten lagen die drei Abenteurer kraftlos und keuchend auf dem Teppich. Sie hielten sich die Seiten, die vom Lachen schmerzten und rangen nach Luft.
„In dieser Realität dürfen wir uns nie wieder sehen lassen“, sagte Hans. „Sonst sperrt uns sofort die Politei ein! Jawohl!“
Die drei kicherten albern. In diesem Augenblick stolzierte Cosimo gemessen durch den kleinen Salon und bedachte die auf dem Boden Liegenden mit missbilligenden Blicken. Da brandete das Gelächter erneut in voller Lautstärke los.
Capitano El Loco
Wenig später erschien aus dem Geschoss, dass unter dem Salon lag, ein großer, bulliger Mann, der eine Glatze und einen umfangreichen Bauch hatte und unter der Nase einen gewaltigen Schnurrbart trug. Er stellte sich als Salvatore, der Koch, vor. Er begann den im Raum stehenden Tisch mit Geschirr einzudecken. Die drei Abenteurer, die vor lauter Lachen schon von Bauchschmerzen gepeinigt waren, begannen eine Unterhaltung mit dem Mann, der sich schnell als angenehmer und umgänglicher Zeitgenosse herausstellte.
Wenige Augenblicke später erschien erneut Cosimo, doch sein Verhalten und sein Aussehen waren verändert. Die Kleidung, die er jetzt trug, war wieder prachtvoll, aber wie ein Diener sah er nicht mehr aus. Die Perücke saß ein wenig schief, als sei sie ihm bei einer Tätigkeit verrutscht, die er mit höchster Eile ausgeführt hatte. Er trug eine Tasche bei sich, die große Ausbuchtungen hatte, gerade so, als sei sie in kürzester Zeit mit viel zu viel Dingen voll gestopft worden. Der Diener sah keinen der Anwesenden an und war dabei, den Turm in fluchtartigem Tempo zu verlassen. Sein gemessenes und arrogantes Gehabe war spurlos verschwunden.
Salvatore sah dem Diener erstaunt hinterher. „Was ist denn mit dem los? So beeilt der sich doch sonst nicht! Und um diese Zeit geht er auch nie aus dem Haus, dafür hat er beim Marchese zu viel zu tun. Und er geht schon gar nicht ohne Frühstück.“
Von unten hörten sie das Quietschen des Gitters und das Zurückschnappen der Riegel. Dann wurde die Tür geöffnet und wieder ins Schloss geworfen.
„Das sah doch schon nach heilloser Flucht aus.“ Mike trat an eines der Fenster, Lars folgte ihm schnell. Sie sahen, wie Cosimo davon rannte, sich noch einmal über die Schulter nach dem Turm umsah, dann wieder lief. Die Tasche drückte er dabei an sich. Kurz darauf war er um eine Ecke verschwunden. Lars berichtete den beiden Männern den Vorfall.
„Das kann nur eines bedeuten.“ Salvatore wischte sich über seinen mächtigen Schnurrbart. „Ich muss schnellstens nach dem Marchese sehen.“ Damit eilte er die Treppe nach oben. Die drei Abenteurer folgten ihm.
Cosimos Schlafzimmer sah aus, als sei es eilig durchwühlt worden. Die Männer und die beiden Jungen gingen rasch weiter. Dabei bemühten sie sich instinktiv, möglichst leise zu sein. Sie gingen durch die Tür und blieben dann im Zimmer des Marchese wie angewurzelt stehen.
In einer Ecke stand Pietrinos Bett. Der Junge lag darin und schlief friedlich. Der Marchese saß schräg und zusammengesunken
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