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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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die Kajüte verlassen habe, dann dreht die Sanduhr und stellt sie auf den Platz, wo ich gesessen habe. Noch bevor der Sand in die untere Hälfte der Uhr gelaufen ist, bin ich mit Capitano El Loco zurück. Schweigt, während ihr wartet und rührt euch nicht. Sollte die Zeit verronnen sein, ohne dass ich zurück bin, dann öffnet den Umschlag. Keinesfalls vorher, hört ihr?“
    Der Blinde erhob sich und verließ die Kajüte, ohne irgendwo anzustoßen. „Nicht bewegen, nicht reden, nicht vorzeitig den Umschlag öffnen! Handelt danach, wenn euch euer Leben und euer Seelenheil lieb sind.“
    Die Tür der Kajüte wurde von außen zugeworfen. Die langsamen Schritte des Blinden tappten über das hölzerne Deck, dann waren sie auf der Treppe zu hören, wurden leiser, verklangen ganz. Die im Inneren des Bootes Sitzenden sahen von einem zum anderen.
    „El Loco, ist das nicht spanisch und bedeutet es nicht der Verrückte?“, fragte Lars voller Unbehagen.
    Auch Hans war ziemlich unruhig, sagte aber dennoch: „Ich denke, wir sollten die Anweisungen befolgen. Salvatore, drehe die Sanduhr um. Von jetzt an keine Bewegung und kein Wort mehr. Wollen wir hoffen, dass Capitano El Loco wie versprochen noch vor Ablauf des Sandes hier ist.“
    Wie gebannt starrten alle auf Salvatores Hände, der einen Moment zögerte, dann aber die Sanduhr drehte und auf den jetzt leeren Sitzplatz des Blinden stellte. Der Sand begann von der oberen Hälfte des Glases in die untere zu rinnen. Jetzt war es geschehen! Nun gab es kein Zurück mehr!
    Die drei Jungen und die Männer behielten die Sanduhr im Blick, ab und zu sahen sie einander an. Die Zeit verging quälend langsam. Wie viele Minuten mochten denn inzwischen verstrichen sein? Fünf? Nein, gewiss mehr! Eine halbe Stunde? Noch mehr Zeit?
    Und dann hielten alle die Luft an und warfen sich entsetzte Blicke zu. Lars war nahe daran aufzuschreien. Pietrino drängte sich an Salvatore, der vorsichtshalber dem Jungen eine Hand auf den Mund legte. Der Sand lief plötzlich entgegen der Schwerkraft zurück ins obere Glas. Ihr sollt euch nicht bewegen, tönte es in Lars, der alle Gewalt und Kraft benötigte, diese Anweisung des Blinden nicht laut herauszuschreien. Ein Blick auf Mike sagte ihm, dass auch sein Freund aufs Äußerste angespannt war. Er hatte mit beiden Händen den Rand der Sitzbank umklammert.
    Und dann plötzlich, als sei das Loch im Stundenglas größer geworden, rutschte der gesamte Sand in den unteren Teil des Glases. Und blieb dort auch.
    Alle atmeten auf. „Gott sei Dank“, entfuhr es Salvatore. „Ich dachte schon, das geht nie vorbei.“
    Hans bewegte sich ein wenig und reckte die Schultern. „Und wo ist jetzt der Blinde mit Capitano El Loco?“
    Salvatore zuckte die Schultern. „Wenn er nicht da ist sollen wir hier hinein sehen.“ Er reichte Hans den Umschlag.
    Hans öffnete ihn, entnahm ihm einen Zettel, sah darauf und wurde bleich. Er blickte einen nach dem anderen an. Dann ließ er Zettel und Umschlag fallen und stürzte zur Kajütentür, die er aufriss. Blendende Helligkeit fiel herein. Heiße, trockene Luft strömte ins Innere der Kajüte.
    Lars griff nach dem Papier. Pietrino und Salvatore fragten gleichzeitig: „Was steht denn auf dem Zettel?“
    Lars las vor: „Es gibt keinen Capitano El Loco. Verlasst das Boot und dreht vorher erneut die Sanduhr um.“
    Nun stürzten auch die anderen an Deck. Das Boot lag in einer Mulde aus Sand. Die ganze Umgebung, soweit das Auge reichte, war Sand, Geröll, Fels, Dünen aus Sand. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze war zu sehen. Über dem Ganzen spannte sich ein blauer Himmel mit einer gnadenlos herab brennenden Sonne.

Der Chor der Sieben
     
     
    Hans trat von der Reling in den Sand, der das Boot so einhüllte, dass vom Rumpf nichts zu sehen war. Das Deck war auf dem gleichen Niveau wie der Boden ringsum. Er machte einige Schritte, kletterte auf einen winzigen Hügel aus Geröll und sah sich um. Seinem Gesicht war allzu deutlich anzusehen, was er empfand: Unzufriedenheit! Offensichtlich hatte er erwartet, sich in einer freundlicheren Umgebung wiederzufinden.
    Lars und Mike gesellten sich zu ihm, dann kamen auch Salvatore und schließlich Pietrino, der das Boot als letzter verlassen hatte. Plötzlich lag ein Summen in der Luft, die Konturen der Gondel verschwammen, dann war sie weg. Nur eine leere Mulde mit Sand, in den sich der Kiel eingedrückt hatte, mehr war nicht mehr zu sehen.
    Die Gefährten sahen sich mit Verblüffung, aber

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