Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
uns, dass wir hier je wieder rauskommen.“
Die Gefährten begannen nun intensiver, den Erdboden und die Wände nach einer versteckten Tür abzusuchen. Sie fanden nichts.
„Das verdrießt mich aber“, sagte Hans.
„Mausefalle!“, grollte Brutus.
„Vielleicht ist der Ausgang in der Decke“, sagte Pietrino.
„Wieso denn da?“, brummte Mike. „Außerdem: Wo sollte es da schon hingehen, außer auf das Dach des Würfels?“
„Dann wären wir immerhin hier heraus“, verteidigte Salvatore Pietrinos Idee.
„Stimmt!“, sagte Hans. „Außerdem ist die Decke die einzige Fläche, die wir noch nicht abgesucht haben.“ Also ließ er den Lichtstrahl der Lampe über den Stein über ihren Köpfen gleiten. Aller Augen folgten dem hellen Kreis, den die Lampe zeichnete, und der sich langsam bewegte.
„Stopp!“, rief Brutus plötzlich. „Ein kleines Stück zurück, bitte. Ja, so!“
Mit seinem Schwert konnte er die Decke erreichen. Die Spitze der Waffe deutete auf eine feine Linie. „Mir scheint, Pietrino hat Recht gehabt. Das da oben könnte eine Tür sein. Aber wie kommen wir da dran?“
„Klarer Fall!“, sagte Salvatore. „Ich hebe einen von uns hoch, und der schaut, ob er dort etwas ausrichten kann.“
Es wurde beschlossen, dass Jonathan auf Salvatores Schultern sitzend versuchen sollte, den Spalt zu verbreitern. Nahezu mühelos erhob sich der starke Koch mit dem Seemann auf dem Buckel. Jonathan langte nach oben und untersuchte die Ritze. „Na schön, auch wenn wir nur auf das Dach der Pyramide kommen, immerhin sind wir nicht länger gefangen. Übrigens, noch mal gehe ich nicht zu diesem Ungeheuer nebenan. Mir reicht´s erstmal, ich gehe zurück auf mein Boot. – Wenn ich hier gegen drücke, scheint sich der Stein tatsächlich eine Spur zu bewegen. Merkwürdig, hier wird es ein wenig feucht, Wasser dringt durch den Spalt. Es muss wohl eben erst geregnet haben.“
Jonathan wandte mehr Kraft auf und begann zu ächzen und zu keuchen. Erschöpft ließ er die Arme sinken. „Pause!“, ächzte er. Salvatore ging in die Knie und setzte den Seemann ab. Nun begann Brutus die Klinge seines Schwertes in den Spalt an der Decke zu bohren. „Es sieht doch ganz so aus, als sei hier eine rechteckige Felsplatte von etwa einem mal zwei Meter Ausmaß eingelassen worden. Wie mag die sich bewegen lassen?“
Plötzlich begann es in der Decke zu knirschen. Alle blickten entsetzt nach oben und drängten sich in die Winkel des Raumes. Keine Sekunde zu früh! Mit einem donnernden Krachen schlug die Felsplatte auf den Fußboden. Viel schlimmer jedoch war, dass nun sturzbachartig von oben Wasser in den Raum drang und innerhalb kürzester Zeit die gesamte Luft verdrängte. Die Gefährten hatten eben noch zwei oder drei Sekunden Zeit, die Lungen voll Atem zu saugen, dann mussten sie zusehen, dass sie schwimmend – oder besser tauchend – ihr Gefängnis verließen. Über ihnen befand sich Licht. So schnell wie möglich stiegen sie nach oben. Nach einer Zeit, die ihnen endlos vorkam, drangen sie an die Wasseroberfläche und schnappten nach Luft.
Hans sah sich schweratmend um. Er sah zu seiner Beruhigung, dass sechs weitere Köpfe aufgetaucht waren. Sie waren also vollzählig. Gott sei Dank! Hans holte einige Male tief Luft, dann begann er sich dafür zu interessieren, was es weiter zu sehen gab. Und dann glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Und seinen Ohren genau so wenig.
Die Wasserfläche, durch die ihre Köpfe gerade geschnitten waren, gehörte offensichtlich zu einer Art Schwimmbecken, das sich in einem sehr großen Raum befand, dessen Decke und Wände aus hellgrünem Marmor bestanden. Künstliche Wasserfälle plätscherten in das Becken, aufwändig gearbeitete Säulen ragten zur Decke empor. Palmen und farnartige Pflanzen in Kübeln und ummauerten Beeten dekorierten zusätzlich das prachtvoll ausgestattete Bad. Aber das, was Hans am Meisten verblüffte, war die Tatsache, dass am Beckenrand einige Menschen in Badetücher gekleidet standen, auf irgendetwas in der Nähe der Gefährten starrten und in die Hände klatschten.
„Bravo! Herzlich willkommen!“, hörte Hans jemanden rufen.
„Ein dreifaches Hoch den Neuankömmlingen!“
„Willkommen in der Halle des maßlosen Reichtums und des immerwährenden Glücks!“
Die Gefährten standen noch völlig unter dem Einfluss des Schreckens. Darüber hinaus waren sie darauf bedacht, mit möglichst wenigen Schwimmstößen den Beckenrand zu erreichen, der
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