Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
grimmiger und brummiger. Nur Pietrino blieb die Komik der Situation verborgen. Mit großen Augen sah er auf die anderen und verstand nicht, warum die Großen lachten.
Brutus war der erste, der sich dafür interessierte, was in dem Würfel sein mochte. Vorsichtig spähte er hinein. Zu erkennen war nichts, das Innere war zu düster. Auch die anderen wandten sich jetzt dem Eingang zu.
„Ob es angebracht ist, ein wenig misstrauisch zu sein?“, fragte Brutus und zog sein Schwert. Das leise Sirren des Stahls, das erklang, als er aus der Scheide gezogen wurde, verursachte den Gefährten eine Gänsehaut.
„Warte!“, sagte Hans, der in seinem Rucksack nach einer Stablampe wühlte. „Ich hoffe, die funktioniert noch.“
Brutus starrte fasziniert auf den Lichtkegel, den Hans in die Dunkelheit sandte, und auf die Stablampe in dessen Hand. „Großartig! Du schickst das Licht in die Dunkelheit, und was daraus Bedrohliches auftaucht, das zerschlage ich.“
Der Raum schien erstaunlich klein zu sein, kleiner jedenfalls, als die Außenmauern des würfelförmigen Gebäudes vermuten ließen. Als sie in das Innere traten erkannten sie aber sehr schnell, dass sich ihnen gegenüber eine steinerne Tür befand, die den weiteren Weg versperrte.
„Das wird aber ein Stück Arbeit sein, wenn wir die aufschieben wollen“, sagte Hans. „Nur gut, dass es hier im Schatten wenigstens nicht so heiß ist.“
Die Gefährten zuckten zusammen, als sie aus einer finsteren Ecke eine zischende Stimme vernahmen. „Kein Sterblicher kann diese Tür öffnen, das kann nur ich. Und ich verlange dafür einen Lohn.“
Alle versuchten instinktiv von der Ecke, aus der die Stimme gekommen war, möglichst weit weg zu sein. Hans versuchte, den Strahl seiner Stablampe auf den zu richten, der gesprochen hatte und ihn damit aus der Dunkelheit zu holen. Da geschah etwas, was keiner für möglich gehalten hätte. Der Lichtstrahl wurde plötzlich gekrümmt und zur Seite gebogen. Dann kräuselte er sich nach oben wie Rauch. Die Schwärze der Ecke blieb undurchdringlich.
„Versuche nicht, mein Aussehen zu ergründen, leichtsinniges Menschlein“, zischte die Stimme erneut, leise zwar, aber dennoch nicht zu überhören. Das Geräusch ging durch Mark und Bein. „Es würde dich dein Bisschen Leben kosten, wenn du mich ansehen könntest.“
„Wer bist du?“, fragte Hans. Brutus richtete die Spitze seines Schwertes auf die Dunkelheit. Jonathan, Mike und Lars überlegten, ob es nicht sinnvoll wäre, mit einem Hechtsprung den düsteren Raum zu verlassen und ins Sonnenlicht zurückzukehren. Salvatore hatte sich schützend vor Pietrino gestellt.
„Ich habe keinen Namen“, kam es aus der Dunkelheit. „Andere Völker haben meinen Cousinen Namen gegeben, auf der Erde nannte man sie die Gorgonen, bevor die Götter, Halbgötter und Dämonen stürzten. Wie auch immer, es tut nichts zur Sache!“
Jonathan räusperte sich. „Ach bitte, sind wir hier richtig, wenn wir die Halle des maßlosen Reichtums und des immerwährenden Glücks suchen?“
„Ihr stellt zu viele Fragen“, zischte die Stimme. „Wie wäre es mit einer kleinen Anzahlung für meine Dienste?“
Hans richtete den Strahl der Lampe auf die steinerne Tür. „Wir wissen doch noch gar nicht, ob wir deine Dienste benötigen. Sage uns, was hinter dieser Tür liegt, und nenne uns deinen Preis für das Öffnen der Tür, wenn wir dann noch hindurch gehen wollen.“
Stille umgab die Gefährten, die kaum zu atmen wagten. Die Stimme ließ sich nicht wieder hören. War das Wesen, das so unheimlich und widerwärtig sprach, verschwunden? Oder hatten sie gar keine Stimme gehört und hatten eine Halluzination erlebt? Nach einigen Sekunden wechselten Brutus und Hans einen Blick. Dann setzten sie langsam und vorsichtig einen Fuß in Richtung der Ecke.
Sofort meldete sich wieder die Stimme. „Keinen Schritt näher!“, zischte sie bösartig. „Also gut, wenn ich es Recht bedenke, dann gebe ich euch die gewünschte Auskunft. Hinter dieser Tür liegt tatsächlich der Weg zu der Halle, die ihr sucht. Aber ich öffne sie nur, wenn ihr mich bezahlt.“
Brutus ließ das Schwert sinken. „Ich habe Gold; es ist ganz in der Nähe. Wie viel willst du?“
Ein bösartiges Lachen erscholl, das so sehr im Gehör wehtat, dass sich die Gefährten krümmten. Schützend legten die Jungen die Hände auf die Ohren, aber das nützte überhaupt nichts. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich mit so etwas Wertlosem zufrieden
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