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Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Titel: Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. R. Adam
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verkauft, das noch nie jemand gesehen hat. Alle Achtung!«
    Hannes ist jetzt kalkweiß und schweigt. Auf der Mattscheibe sieht man den Papst in Großaufnahme. Seine Soutane flattert im Wind.
    »Sieht eigentlich ganz lustig aus«, lästere ich. »Vielleicht sollte die Glööckler’sche mal einen Fummel für ihn entwerfen.«
    Hannes räuspert sich: »Ich … ich …«, er senkt den Blick, »ich muss dir ein Geständnis machen.«
    Mir steckt plötzlich ein Kloß im Hals. »Du ziehst manchmal Frauenkleider an …«, vermute ich.
    Hannes lacht verlegen und schüttelt den Kopf. »Quatsch!«
    Mein Blick fällt auf seinen Zwickel, an dem ich vorher gefummelt habe. »Du trägst seidene Unterwäsche«, rate ich weiter.
    Wieder schüttelt er den Kopf. Dann deutet er auf den Bildschirm, wo der Papst noch immer in Großaufnahme zu sehen ist. »Ich gehöre auch zu der Firma, und der da …«, er deutet zögernd auf das Konterfei von Papa-Razzi , der mich mit seinem verschlagenen Lächeln immer an eine Spitzmaus erinnert, »ist mein oberster Chef.«
    »Ach du Scheiße«, entfährt es mir. Das hat mir noch gefehlt. Theologe oder Religionslehrer ist mein erster Gedanke. Doch es kommt noch schlimmer.
    »Ich bin katholischer Priester«, gesteht er.
    Wenn er wenigstens Pfarrer gesagt hätte, das hätte harmloser und ein wenig altertümlich nach Pfaffe oder Geldsack geklungen. Aber Priester und ein katholischer noch dazu! Ich fasse es nicht. Und ich habe vorher mit ihm geschnäbelt und an seinem Hosenladen gefummelt. Im Geiste sehe ich ihn flach ausgestreckt auf dem kalten Marmor eines Doms vor dem Bischof liegen, zusammen mit seinen Kollegen die Priesterweihe empfangend. Ich sehe ihn auch in meinem Bett auf dem Rücken liegend, die Beine gespreizt, während er darauf wartet, dass ich ihm einen blase. Nein, das ist völlig unmöglich! Einen Priester oral zu befriedigen wäre ja Blas-Phemie! Wo bin ich da nur wieder reingeraten?
    Plötzlich tut er mir leid. Dieses knackige Bürschlein will ein bisschen Liebe, ein paar Streicheleinheiten und vielleicht noch etwas mehr, ist bereit zu geben und zu nehmen, und ich verdamme ihn wegen seines Berufs. Er könnte mich ebenso schief ansehen, weil ich Buchhalter bin und für meine Firma eine Steueroptimierung anstrebe, wo der Staat doch für seine Umverteilungsmaschinerie unendlich viel Geld braucht. Jeder an seinem Platz. Ich ergreife seine Hand. Sie fühlt sich warm an. Er segnet damit, verteilt damit Hostien an seine Schäfchen, hält seine Kaffeetasse und holt sich damit in einsamen Stunden vielleicht einen runter.
    »Gib mir etwas Zeit«, sage ich.
    Er grinst jetzt wieder schelmisch und herausfordernd. Die Fronten sind geklärt.
    »Dass du ein Priester bist, ist ja kein Verbrechen«, überlege ich laut. »Ich muss mich nur erst an den Gedanken gewöhnen, die heilige Handlung mit einem heiligen Mann zu vollziehen.«
    Er lacht. Wir essen noch mehr von meinem Eierlikörkuchen und unterhalten uns lange. Dabei erfahre ich, dass viele der heiligen Männer in seiner Firma so heilig nicht sind. Hannes erzählt mir, dass etliche seiner Berufskollegen ein Verhältnis mit ihrer Haushälterin oder Katechetin hätten, was stillschweigend geduldet würde. Ich muss unwillkürlich grinsen, weil mir Heinz Rühmann in seiner Rolle als Pater Braun und seine Haushälterin Lina Carstens einfällt. Hannes schätzt, dass zwanzig bis dreißig Prozent der katholischen Geistlichen untereinander ihren Spaß finden. Ich gönne es ihnen von Herzen, nur soll die Kirche dann andere nicht als Sünder brandmarken für etwas, das ganz einfach in der Natur des Menschen liegt.
    Auf dem Bildschirm erscheint der Papst wieder in Großaufnahme, neben ihm sein schnuckeliger Sekretär, der ihm auf Schritt und Tritt folgt und in allen Dingen zur Hand geht. Wenn ich Päpstin wäre, ich wüsste, was ich täte, überlege ich, behalte aber solche Gedanken für mich, weil ich meinen Gast nicht noch mehr in Verlegenheit bringen will.
    Erst am Spätnachmittag macht Hannes sich auf den Heimweg. Er hat noch Verpflichtungen und vorher schon mehrmals auf die Uhr geschaut. Die Abendandacht in seiner Gemeinde, vermute ich. Ein zögernder Schmatz auf die Wange, dann umarmen wir uns, wobei ich seinen Atem im Nacken spüre und einen Hauch seines Rasierwassers wahrnehme. Der Junge wäre schon eine Sünde wert. Vom Balkon aus sehe ich ihm nach, wie er zu seinem Wagen geht, ein heißer Typ und doch irgendwie armselig, Gefangener seines Gelübdes und

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