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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Gebärde gleichkam; eine liebende Hand, die sich aus dem Jenseits einem entgegenstreckte, der zurückgeblieben war. Nach der Form und Lage des Abgusses war es für jede lebende Hand absolut unmöglich, herausgezogen zu werden, ohne ihn zu zerbrechen.
    Aber da war noch etwas anderes auf den Fotos, das Heros Aufmerksamkeit anzog und das, als er es genauer zu betrachten begann, es ihm kalt den Rücken hinunterlaufen ließ. Er spürte, wie sein Mund plötzlich trocken wurde und seine Brust sich zusammenzog. Er ergriff das Bild, auf dem die Handfläche nach oben gekehrt und die Finger der Kamera zugewandt waren, und während er es gründlich musterte, bemerkte er, daß Dr. Ferguson in seine Brusttasche gegriffen hatte, um etwas aus ihr herauszuziehen, und es ihm stumm hinschob. Es war ein kleines Vergrößerungsglas.
    Hero nahm es automatisch und betrachtete dadurch das Foto. Man sah dort feine, aber unverkennbar zarte Linien, Schleifen und Wirbel an den Spitzen von Daumen und Fingern.
    Mit heiserer Stimme rief Hero: «Sind das Fingerabdrücke?» Und er spürte, wie sein Herz laut schlug. Dr. Ferguson seufzte und machte ein fast schuldbewußtes Gesicht, als er antwortete: «Ja, ich fürchte, es sind welche.»
    «Wessen?»
    «Die des Kindes.» Und es war besonders verblüffend, daß es der junge Mann namens Ferris war, der das in fast heftigem Ton sagte. Es war das erste Mal, seit sie hier zusammen saßen, daß er den Mund aufgemacht hatte.
    «Sind Sie dessen sicher?» rief Hero fast angstvoll.
    «Sie können es nicht sein. Das ist unmöglich», wetterte Augstadt.
    Dr. Ferguson machte mit dem Kneifer am Ende des schwarzen Bandes eine Geste zu Ferris hin und sagte: «Mr. Ferris ist ein Fingerabdruckexperte. »
    «Sie stimmen genau überein», sagte Ferris. «Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Wir haben es mehrmals nachgeprüft, und es ist uns auch vom Büro in Washington bestätigt worden. Wir können Ihnen Vergrößerungen der Fotos zeigen, und Sie können sie mit den Fingerabdrücken der kleinen Constable vergleichen.»
    Hero musterte das Foto von neuem mit der Lupe. «Sind sie auf der Außen- oder Innenfläche?» fragte er. «Auf dem Bild ist das nicht klar zu sehen.»
    «Auf der Innenfläche. Es kommt dort nicht so gut heraus, aber das Wachs ist durchsichtig.»
    Ein Gedanke ging Hero blitzartig durch den Kopf, vor dem er entsetzt zurückwich, und einen Augenblick verzerrten sich seine Lippen, als würde ihm übel, und das spiegelte sich auch in seinem Gesicht, als er Dr. Ferguson anblickte.
    Der alte Mann hielt dem Blick stand, aber der Ausdruck in seinen jung aussehenden blauen Augen ließ sich nicht deuten. «Ich weiß, woran Sie denken, mein Lieber», sagte er, «aber ich fürchte, es ließe sich, selbst wenn es so gemacht worden wäre, nicht daran zweifeln. Mary Constables Leiche ist zwei Tage nach ihrem Tode verbrannt worden.»
    «Woher haben Sie», fragte Hero Ferris, «die Fingerabdrücke des kleinen Mädchens, die sich mit denen auf dem Abguß vergleichen lassen?»
    Aber es war Wiener, der antwortete: «Sie sind in der Akte. Wenn jemand einen Regierungsauftrag annimmt, bei dem besondere Sicherheit geboten ist, nehmen wir als Vorsichtsmaßnahme die Fingerabdrücke seiner ganzen Familie ab.» Und als er immer noch eine Frage in Heros Gesicht sah, fügte er hinzu: «Nun, wenn einer von ihnen verschwände...»
    «Wundern Sie sich darüber», sagte Dr. Ferguson zu Hero, «daß Professor Constable jetzt davon überzeugt ist, daß sein Kind nach dem Tode weiterlebt?»
    «Nein», erwiderte Hero.
    General Augstadt rief wütend: «Wollen Sie damit sagen, Sie glaubten, daß ein so hochintelligenter Mann wie Constable solchen Schwindel für bare Münze nehmen könnte? Ein Wissenschaftler?»
    Hero erwiderte ihm: «Haben Sie jemals einer spiritistischen Sitzung beigewohnt?»
    Augstadt funkelte ihn an und sagte verächtlich: «Da kriegten mich keine zehn Pferde hin.»
    Wiener brach in lautes Lachen aus, das die Spannung brach, und gleich darauf stimmten sie alle in das Gelächter ein, mit Ausnahme des Generals, der empört um sich blickte, bis der Groschen plötzlich fiel und sich sein Gesicht zu einem gequälten Lächeln verzog. «Nun, Sie wissen, was ich meine», sagte er lahm.
    Als sich das Gelächter schließlich gelegt hatte, war die Atmosphäre sichtlich entspannt. Dr. Ferguson beugte sich vor, ergriff die Fotos und drehte sie in seinen Fingern. «Sie fragen sich wahrscheinlich, wie wir an sie gekommen sind»,

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