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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Dullinger im ersten Stock befand. Die Einrichtung war einfach, aber hell und freundlich, Ron setzte sich auf einen hölzernen Schaukelstuhl und verriet keinerlei Überraschung, als sich Jim Robson jetzt als Beamter von Scotland Yard vorstellte. Nur als ihn der Sergeant zu absolutem Stillschweigen über ihre nun folgende Unterhaltung verpflichtete, setzte Ron eine Verschwörermiene auf und nickte eifrig: „Ist doch klar. Es ist sicher wichtig, wenn sich extra ein Beamter des berühmten Yard zu mir bemüht.“ Damit war man schon beim Thema.
    Jim Robson, dem die Art des jungen Mannes gut gefiel — der war bestimmt nicht geschwätzig, wenn es galt, über etwas den Mund zu halten — , begann ohne große Einleitung: „Es geht um die Pokerrunde, die Sie vor einigen Monaten, genauer gesagt am 21. Mai, im Hotel Star bedient haben, Ron. Ich darf doch Ron sagen?“
    „Natürlich.“ Ron Dullinger erinnerte sich sofort. „Richtig. Es waren fünf Männer. Im Star wird selten gepokert. Da gibt es eigentlich nur Stammgäste. Deshalb kann ich mich an die fünf noch gut erinnern.“
    In Jim Robson keimte Hoffnung auf. Er hatte hier offensichtlich einen zuverlässigen Zeugen gefunden, ein Umstand, der bei polizeilichen Ermittlungen beileibe nicht immer eintrat. Einmal hatte er in einem Fall von elf Augenzeugen elf völlig verschiedene Beschreibungen desselben Täters bekommen, und jeder der Zeugen beharrte darauf, daß er recht hatte. Fast wäre es dabei noch zu Handgreiflichkeiten gekommen.
    „Können Sie mir die fünf Männer beschreiben, Ron?“ fragte der Kriminalsergeant jetzt.
    Ron Dullinger überlegte, wobei er den Kopf von einer Seite zur anderen neigte, auch ein Zeichen, daß er nicht zu voreiligen Schlüssen neigte. Er hielt mit dem Schaukeln inne. „Hmm... Richtig beschreiben kann ich Ihnen eigentlich nur einen der Männer. Die anderen habe ich kaum beachtet. Aber der eine war anscheinend derjenige, der den Ton angab. Jetzt, wo Sie nachfragen, fällt mir auch ein, daß er einmal mit Reg angesprochen wurde, obwohl er als John Smith im Gästebuch eingetragen war. Bisher habe ich dem gar keine Bedeutung beigemessen...“
    „Wie sah dieser Reg oder John Smith aus? Bitte beschreiben Sie ihn mir so genau wie möglich.“ Jim Robson öffnete bei seinen Worten die Mappe auf seinen Knien. Es war eine Zeichenmappe. Dann zog er aus seiner Jacke einen schwarzen Kohlestift.
    „Aha.“ Ron Dullinger war sehr interessiert. „Sie wollen wohl nach meiner Aussage ein Bild von dem Mann zeichnen. Phantombild nennt man das bei euch, glaube ich. Habe ich recht?“
    Jim Robson lächelte anerkennend. „Genau. Sie kennen sich ja gut aus, Ron. Dann versuchen wir beide mal, ob wir den Mann hinbekommen.“
    Während der nächsten fast eineinhalb Stunden arbeiteten der junge Ron Dullinger und Sergeant Jim Robson mit äußerster Konzentration. Blatt um Blatt wanderte in den Papierkorb, weil Ron Dullinger immer wieder Änderungswünsche hatte. Ron machte seine Angaben sehr überlegt. „Nein, die Augenbrauen waren buschiger... die Augen selbst standen, glaube ich, etwas enger zusammen... der Haaransatz war tiefer, die Stirn nicht so hoch... die Lippen voller, das Kinn knolliger... der Bart dichter...“
    Jim Robson zeichnete ruhig und mit sicherer Hand genau nach Rons Angaben, sagte dabei kaum ein Wort, um die Konzentration des Jungen nicht unnötig zu stören. Endlich nickte Ron befriedigt und meinte anerkennend: „Das haben Sie toll hingekriegt, Sergeant. Genauso hat der Mann ausgesehen. Habe ich Ihnen damit weiterhelfen können?“

    „Das wird sich noch herausstellen, Ron.“ Jim Robson seufzte.
    „Jetzt kommt es darauf an, ob wir beide diesen Reg alias John Smith gut getroffen haben, und ob wir ein Foto von ihm in unserer Kartei haben, nach dem wir ihn wiedererkennen.“
    Dieses Glück allerdings sollte den Beamten von Scotland Yard vorerst nicht beschieden sein. Wie hatte Miles Gordwell doch zu Bob MacDorson gesagt — kein Mitglied der Phantombande war je wegen krimineller Delikte von der Polizei erwischt worden.
    Aber um dies zu ändern, war ja noch Perry Clifton im fernen Schottland am Werk. Und wer ihn kennt, weiß, daß der Detektiv sich von einer Spur nicht mehr abschütteln läßt, wenn er einmal die Fährte eines möglichen Verbrechens aufgenommen hat. Die Tage der HAND und der Phantombande waren schon gezählt. Sie wußten es nur noch nicht.
    Jim Robson schüttelte seinem Helfer Ron kräftig die Hand, als er sich

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