Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number
…?«
»Das ist der Betrag, den er immer fordert.«
»Immer? Sie meinen mehr als zweimal?«
»An dasselbe Postfach wurde ein dritter Scheck geschickt. Wir sind gerade dabei, uns mit dem Absender in Verbindung zu setzen. Deswegen rufe ich an - wir haben es mit einem festen Muster zu tun. Wenn es bis ins Detail übereinstimmt, ist die Patrone, nach der Sie im Haus der Schmitts suchen, eine.38 Special.«
»Wer ist der Dritte?«
»Richard Kartch aus Sotherton, Massachusetts. Anscheinend ein schwieriger Charakter.«
»Massachusetts? Mann, der Kerl kommt ganz schön rum. Lebt der Dritte noch?«
»Das erfahren wir in ein paar Minuten. Die Polizei vor Ort hat einen Streifenwagen hingeschickt.«
»Okay. Würde mich freuen, wenn Sie mich weiter auf dem Laufenden halten. Ich mach ein bisschen Dampf, damit die Forensiker sich noch mal bei den Schmitts umschauen. Ich melde mich, sobald sich was ergibt. Danke für den Anruf, Sir.«
»Viel Glück. Bis bald.«
Gurneys Respekt vor dem jungen Detective wuchs. Je besser er ihn kennenlernte, desto mehr gefiel ihm, was er ausstrahlte: Energie, Intelligenz, Engagement. Und noch etwas anderes. Etwas Ernstes und Unverdorbenes. Etwas, das sein Herz berührte.
Er schüttelte den Kopf wie ein Hund nach einem Wasserbad und atmete mehrmals tief ein. Anscheinend hatte ihn der Tag emotional stärker mitgenommen, als ihm klar gewesen war. Oder der Traum von seinem Vater hing ihm noch immer nach. Schließlich lehnte er sich zurück in den Sessel und schloss die Augen.
Er wurde vom Telefon geweckt, das er zuerst mit dem Wecker verwechselte. Er saß noch immer im Arbeitszimmer und hatte einen schmerzhaft steifen Nacken. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er fast zwei Stunden geschlafen hatte.
Er räusperte sich und nahm ab. »Gurney.«
Die Stimme des Bezirksstaatsanwalts platzte aus dem Hörer wie ein Rennpferd aus der Startmaschine. »Dave, gerade hab ich die Nachricht bekommen. Mein Gott, die Sache wird immer gewaltiger. Ein drittes potenzielles Opfer in Massachusetts? Das könnte zum größten Serienmordfall seit Son of Sam oder gar Ihrem Jason Strunk werden. Sensationell! Ich will es nur aus Ihrem Mund hören, bevor ich mit den Medien rede: Wir haben wirklich
handfeste Hinweise darauf, dass die ersten zwei Opfer von dem gleichen Typen umgelegt wurden, ist das richtig?«
»Die Hinweise deuten stark darauf hin, Sir.«
»Deuten darauf hin?«
»Deuten stark darauf hin.«
»Könnten Sie sich nicht eindeutiger festlegen?«
»Wir haben keine Fingerabdrücke. Keine DNA-Spuren. Meiner Meinung nach sind die beiden Fälle miteinander verbunden, aber im Augenblick können wir noch nicht beweisen, dass beide Opfer von demselben Täter ermordet wurden.«
»Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch?«
»Sehr hoch.«
»Dann verlasse ich mich auf Ihr Urteil.«
Gurney lächelte über dieses durchschaubare Manöver. Er wusste ganz genau, dass Sheridan Kline zu denen gehörte, für die nur das eigene Urteil zählte, die sich aber gern eine Hintertür offen ließen, um die Schuld auf jemand anderen schieben zu können, falls etwas schiefging.
»Ich denke, es ist Zeit für einen Plausch mit unseren Freunden von Fox News. Das heißt, ich muss mich heute Abend noch mit dem BCI kurzschließen und eine Presseerklärung schreiben. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden, Dave, vor allem über die neuesten Entwicklungen in Massachusetts. Ich muss alles wissen.« Ohne Abschied verschwand Kline aus der Leitung.
Offenbar hatte er vor, an die Öffentlichkeit zu gehen und einen gewaltigen Medienzirkus unter seiner Leitung zu veranstalten, bevor der Bezirkstaatsanwalt in der Bronx oder einer anderen von der Mordserie betroffenen Gegend auf die Idee kam, die Gelegenheit zu persönlicher Publicity zu ergreifen. Gurney zog angewidert die Lippen
zurück, als er sich die bevorstehende Pressekonferenz ausmalte.
»Alles in Ordnung?«
Erschrocken blickte er auf und bemerkte Madeleine in der Tür zum Arbeitszimmer.
»Wo kommst du denn auf einmal her?«
»Du warst so vertieft in das Telefongespräch, dass du mich nicht gehört hast.«
»Muss wohl so sein.« Er schielte auf die Uhr. »Und wo warst du?«
»Weißt du noch, was ich beim Rausgehen gesagt habe?«
»Du wolltest mir nicht verraten, wo du hingehst.«
»Ich hab es dir ja schon zweimal gesagt.«
»Na schön, wie du meinst. Ich muss noch arbeiten.«
Als wäre es sein Verbündeter, klingelte das Handy.
Der Anruf kam aus Sotherton, aber nicht von
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