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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Rückseite des Hauses. »Hier hinten.«
    Ohne zu warten, strebte Gurney am Absperrband entlang in die angegebene Richtung.
    »Bleiben Sie bloß außerhalb des Bandes.« Die Warnung des Uniformierten kam Gurney vor wie das letzte Bellen eines wütenden Köters. Plötzlich erinnerte er sich an die Bemerkung der Nachbarin über Pitbulls. Er konnte nur hoffen, dass die Hundespezialisten sie schon weggebracht hatten.
    Als er um die hintere Ecke bog, sah er, dass das taghell beleuchtete Gelände nicht unbedingt ein Garten war, wie er es erwartet hatte. Wie das Haus strahlte es eine seltsame Mischung aus Unvollständigkeit und Verwahrlosung aus. Ein untersetzter Mann mit schütterem Haar stand auf einer aus Holzbalken zusammengenagelten Treppe an der Hintertür. Sein Blick strich langsam über die rund zweitausend Quadratmeter Grund zwischen dem Haus und einem Sumachdickicht.
    Der Boden war uneben, als wäre er nach der Verfüllung der Grube für das Fundament nie begradigt worden. An mehreren Stellen war Rohbauholz aufeinandergestapelt, das grau verwittert war. Das Haus war nur teilweise verkleidet, und die Feuchtigkeitssperre aus Plastik über der Sperrholzverschalung war verblasst. Das Ganze wirkte wie ein vor der Fertigstellung aufgegebener Bau.

    Als der stämmige Mann Gurney bemerkte, musterte er ihn ausgiebig, ehe er fragte: »Sind Sie der Sonderermittler aus den Catskills?«
    »Genau.«
    »Gehen Sie noch drei Meter am Band entlang, dann können Sie drunter durchklettern und zu mir kommen. Aber passen Sie auf, dass Sie mir nicht auf die Fußspuren steigen, die vom Haus zur Auffahrt laufen.«
    Das war vermutlich Gowacki, aber Gurney hatte etwas gegen Vermutungen, und so stellte er ihm die Frage direkt, die mit einem knappen Knurren bejaht wurde.
    Als er das nackte Gelände überquerte, aus dem ein Garten hätte werden sollen, kam er den Fußabdrücken so nahe, dass er ihre Ähnlichkeit zu denen beim Institut feststellen konnte.
    »Kommen Ihnen die bekannt vor?« Gowacki beäugte ihn neugierig.
    Die Wahrnehmung des beleibten Detective war alles andere als verzögert. Gurney nickte. Jetzt war es an ihm, seinen Scharfsinn zu beweisen. »Machen Ihnen die Fußabdrücke Sorgen?«
    »Kann man sagen«, antwortete Gowacki. »Aber eigentlich nicht die Fußspuren. Mehr der Fundort der Leiche im Verhältnis zu den Abdrücken. Können Sie mir da weiterhelfen?«
    »Wäre der Fundort der Leiche einleuchtender, wenn die Fußspuren in die umgekehrte Richtung verlaufen würden?«
    »In die umgekehrte … Moment mal … Ja, verdammt noch mal, viel einleuchtender!« Er starrte Gurney an. »Mit was haben wir es hier eigentlich zu tun?«
    »Erstens haben wir es mit jemandem zu tun, der in der letzten Woche drei Menschen getötet hat - das heißt, drei,
von denen wir wissen. Ein Planer und Perfektionist. Hinterlässt jede Menge Spuren, aber nur solche, die wir sehen sollen. Er ist äußerst intelligent und gebildet und hasst die Polizei vielleicht sogar noch mehr als seine Opfer. Apropos, ist die Leiche noch da?«
    Gowacki schien sich Gurneys Kurzzusammenfassung genau einzuprägen. Schließlich antwortete er: »Ja, die Leiche ist noch hier. Ich möchte, dass Sie einen Blick drauf werfen. Vielleicht fällt Ihnen was auf, nach dem, was Sie schon über die anderen zwei wissen. Sind Sie bereit?«
    Die Hintertür des Hauses führte in einen kleinen Bereich, der nach der Lage der Rohre vielleicht als Wäscheraum geplant worden war, aber von einer Waschmaschine oder einem Trockner war nichts zu sehen. Das Isoliermaterial war nicht einmal mit Gipskarton abgedeckt. Das Licht stammte aus einer kahlen Birne in einer weißen Fassung, die an einen offenen Deckenbalken genagelt war.
    In dem grellen, unfreundlichen Licht lag der Tote auf dem Rücken, halb im unfertigen Waschraum, halb in der Küche, die hinter einer roh gezimmerten Tür begann.
    »Kann ich ihn mir genauer anschauen?« Gurney zog eine Grimasse.
    »Deswegen sind Sie doch hier.«
    Aus mehreren Halswunden hatte sich Blut über den Küchenboden und unter einem billigen Frühstückstisch verbreitet und war zu einer Lache geronnen. Die Miene des Opfers war voller Zorn, doch die verbitterten Falten, die sich in das große, harte Gesicht gegraben hatten, waren das Ergebnis eines ganzen Lebens und verrieten nichts über den Angriff, der es beendet hatte.
    »Kein glücklicher Mann«, bemerkte Gurney.
    »Ein echter Kotzbrocken.«

    »Wie ich höre, hatten Sie öfter Scherereien mit Mr.

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