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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Richard Kartch.
    Ein Detective namens Gowacki war am Apparat. »Hier ist was passiert. Wie schnell können Sie herkommen?«

39
    Unser Treffen ist abgemacht, Mister Sechs-fünf-acht
    Als Gurney das Telefonat mit dem monoton sprechenden Mike Gowacki beendete, war es Viertel nach neun. Madeleine saß bereits mit ihrem Kissen im Rücken und einem Buch im Bett. Krieg und Frieden. Schon seit drei Jahren las sie es abwechselnd mit Thoreaus Walden.
    »Ich muss zu einem Tatort.«
    Sie blickte von ihrem Buch auf - neugierig, besorgt, einsam.
    Nur der Neugier fühlte er sich im Moment gewachsen. »Wieder ein männliches Opfer. Stichverletzungen am Hals, Fußspuren im Schnee.«
    »Wie weit?«
    »Was?«
    »Wie weit musst du fahren?«
    »Nach Sotherton in Massachusetts. Drei, vier Stunden vielleicht.«
    »Dann kommst du also erst irgendwann morgen zurück.«
    »Zum Frühstück, hoffe ich.«
    Ihr Lächeln sprach Bände: Mach dir doch nichts vor.
    Er wollte sich schon zum Gehen wenden, überlegte es sich aber anders und setzte sich auf die Bettkante. »Ein merkwürdiger Fall.« Hilflosigkeit stieg in ihm auf. »Und er wird von Tag zu Tag merkwürdiger.«

    Leicht besänftigt nickte sie. »Also kein alltäglicher Serienmörder?«
    »Alles andere als alltäglich.«
    »Zu viele Nachrichten an die Opfer?«
    »Ja. Und zu große Unterschiede zwischen den Opfern - persönlich und geografisch. Ein typischer Serienmörder jagt nicht von den Catskills in die East Bronx und nach Massachusetts, um berühmten Autoren, arbeitslosen Nachtwächtern und fiesen Einzelgängern nachzustellen.«
    »Es muss eine Gemeinsamkeit geben.«
    »Sie hatten alle Alkoholprobleme, und aus den Hinweisen lässt sich schließen, dass es dem Mörder um dieses Thema geht. Aber es muss noch eine andere Verbindung zwischen ihnen geben. Warum sollte er sich sonst Opfer aussuchen, die dreihundert Kilometer voneinander entfernt leben?«
    Sie schwiegen. Zerstreut strich Gurney Falten auf der Decke zwischen ihnen glatt. Madeleine schaute ihm zu, die Hände auf ihrem Buch.
    »Ich muss los«, sagte er schließlich.
    »Pass auf dich auf.«
    »Mach ich.« Langsam, fast wie ein Arthritiker stand er auf. »Bis morgen früh.«
    Sie blickte ihn mit einem Ausdruck an, für den er keine Worte hatte. Er wusste nicht einmal, ob er gut oder schlecht war, doch er kannte ihn gut. Er spürte ihn fast wie eine körperliche Berührung mitten auf der Brust.
     
    Weit nach Mitternacht bog er vom Massachusetts Turnpike ab, und um halb zwei fuhr er durch die verlassene Hauptstraße von Sotherton. Zehn Minuten später parkte er auf der Holperpiste namens Quarry Road hinter einer
planlosen Versammlung von Polizeifahrzeugen, von denen eins grelle Strahlen durch die Nacht jagte. Als er ausstieg, schälte sich ein gereizt wirkender Uniformierter aus der Lichtmaschine.
    »Moment. Wo wollen Sie denn hin?« Er klang nicht nur gereizt, sondern auch erschöpft.
    »Ich heiße Gurney, ich bin mit Detective Gowacki verabredet.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Er erwartet mich.«
    »Worum geht’s?«
    Gurney fragte sich, ob der Mann einen langen Tag hinter sich hatte oder ob er immer so ätzend war. Leute mit ätzendem Naturell konnte er überhaupt nicht ausstehen.
    »Es geht darum, dass er mich gebeten hat herzukommen. Soll ich mich ausweisen?«
    Der Cop schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete Gurney ins Gesicht. »Wie heißen Sie noch mal?«
    »Gurney, Sonderermittler des Bezirksstaatsanwalts.«
    »Scheiße, warum sagen Sie das nicht gleich?« Gurney lächelte ohne jede Freundlichkeit. »Können Sie jetzt bitte Gowacki holen?«
    Nach einem letzten feindseligen Zögern wandte sich der Mann ab und stapfte am Rand einer langen Auffahrt hinauf zum Haus. Die tragbaren Lampen, die das Grundstück für die Forensiker ausleuchteten, zeigten einen Bau, der nur halb fertig war. Ohne Aufforderung folgte ihm Gurney.
    Weiter oben schnitt die Auffahrt in die Böschung und endete am Eingang zu einer Kellergarage für zwei Autos, in der ein Wagen stand. Zuerst dachte Gurney, dass die Garagentore offen standen, dann erkannte er, dass es gar
keine Tore gab. Der dünne Schneebelag auf der Auffahrt setzte sich nahtlos nach drinnen fort. Der Uniformierte stoppte am Eingang, der mit einem Band abgesperrt war, und rief: »Mike!«
    Keine Antwort. Der Polizist zuckte die Achseln, wie um anzudeuten, dass sein ehrlicher Versuch gescheitert und die Angelegenheit damit erledigt war. Dann meldete sich eine müde Stimme von der

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