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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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hinaufzuziehen.
    Mit wachsendem Unverständnis beäugte er die Karte in Gurneys Brieftasche. »Da steht was von New York State.«
    »Ich muss mit Lieutenant Nardo sprechen«, antwortete Gurney.
    Der Blick des Uniformierten war so hart wie die Brustmuskeln, die sich unter seinem Hemd spannten. »Der ist drinnen.«
    An einem Pfosten am Beginn der langen Auffahrt war ein beiges Metallschild mit schwarzer Schrift angebracht: GD-SICHERHEITSSYSTEME. Gurney tauchte unter dem gelben Absperrband durch, das anscheinend um das gesamte Grundstück geschlungen war. Merkwürdigerweise war es die kalte Berührung des Bands am Hals, die ihn zum ersten Mal an diesem Tag von seinen rasenden Gedanken ablenkte und ihn an das Wetter erinnerte. Es war rau, grau, windstill. In den Schatten unter den Hecken lagen
Klumpen aus angeschmolzenem und wieder gefrorenem Schnee. Schwarzes Eis füllte flache Vertiefungen im Teerbelag der Auffahrt.
    Exakt in der Mitte der Eingangstür war eine diskretere Version des Firmenschilds befestigt. Ein kleiner Aufkleber neben der Tür wies darauf hin, dass das Haus mit einer stillen Polizeirufeinrichtung geschützt war. Als er die Backsteinstufen des Säulenvorbaus erreichte, wurde vor ihm die Tür aufgerissen. Es war keine einladende Geste. Der Mann, der sie geöffnet hatte, trat sogar heraus und machte hinter sich zu. Während er laut und gereizt in ein Handy sprach, nahm er am Rande von Gurneys Anwesenheit Notiz. Ein gedrungener, athletisch gebauter Mann Ende vierzig mit hartem Gesicht und scharfen, zornigen Augen. Er trug eine schwarze Windjacke, auf deren Rücken in großen gelben Lettern das Wort POLIZEI stand.
    »Können Sie mich jetzt hören?« Er trat vom Vorbau auf den gefrorenen Rasen. »Können Sie mich jetzt hören?« … Gut. Ich habe gesagt, ich brauche hier noch einen Techniker … Nein, das reicht nicht, ich brauche ihn auf der Stelle … Sofort, bevor es dunkel wird.… Soll ich das Wort buchstabieren? S-o-f-o-r-t. Was gibt’s daran nicht zu verstehen? Gut. Vielen Dank. Sehr verbunden.«
    Er schaltete das Telefon aus und schüttelte den Kopf. »Gottverdammter Idiot.« Dann musterte er Gurney. »Und wer sind Sie?«
    Gurney reagierte nicht auf den aggressiven Ton, weil er die Ursache dafür kannte. Wenn ein Polizist ums Leben kam, schlugen die Wellen immer hoch, und seine Kollegen wurden von einem schwer steuerbaren Stammeszorn erfasst. Außerdem hatte er die Stimme des Mannes identifiziert.
    »Ich bin Dave Gurney, Lieutenant Nardo.«

    Nardo schienen viele Dinge zugleich durch den Kopf zu schießen, die meisten negativ. Aber er fragte nur: »Warum sind Sie hier?«
    So eine einfache Frage. Gurney war sich nicht sicher, ob er auch nur einen Bruchteil der Antwort kannte. Er entschied sich für Knappheit. »Er sagt, er will Dermott und mich umbringen. Dermott ist hier. Und jetzt bin ich auch hier. Der optimale Köder für den Scheißkerl. Vielleicht kommt er aus seinem Bau, und wir können die Sache abschließen.«
    »Glauben Sie das wirklich?« Nardos Ton war voll zielloser Feindseligkeit.
    »Wenn Sie wollen«, erwiderte Gurney, »kann ich Sie über unsere Seite des Falles informieren, und Sie können mir erzählen, was Sie hier entdeckt haben.«
    »Was ich hier entdeckt habe? Ich habe entdeckt, dass der Polizist tot ist, den ich auf Ihre Anfrage hin hierhergeschickt habe. Gary Sissek. Zwei Monate vor seiner Pensionierung. Ich habe entdeckt, dass ihm mit einer zerbrochenen Whiskeyflasche fast der Kopf abgesäbelt wurde. Außerdem habe ich hinter der Hecke da ein Paar blutige Stiefel neben einem Gartenstuhl entdeckt.« Er fuchtelte wild nach hinten. »Dermott hat den Stuhl noch nie gesehen. Auch sein Nachbar nicht. Wo kommt das bescheuerte Ding also her? Hat dieser verdammte Irre vielleicht seinen eigenen Gartenstuhl mitgebracht?«
    Gurney nickte. »Wahrscheinlich ja. Gehört offensichtlich zu seiner Vorgehensweise. Genauso wie die Whiskeyflasche. War es zufällig die Marke Four Roses?«
    Nardo starrte ihn zuerst nur ausdruckslos an, als hätte ihn die Botschaft mit Verzögerung erreicht. »Verdammt. Kommen Sie rein.«
    Die Tür führte in eine große, nackte Eingangshalle.
Keine Möbel, keine Teppiche, keine Bilder an den Wänden, lediglich ein Feuerlöscher und zwei Rauchmelder. Am Ende der Halle war eine Tür, hinter der wohl die Terrasse lag, auf der Gregory Dermott am Morgen die Leiche des Polizisten gefunden hatte. Ein Stimmengewirr von draußen ließ darauf schließen, dass dort noch die

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