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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Leute von der Spurensicherung zugange waren.
    »Wo ist Dermott?«, erkundigte sich Gurney.
    Nardo hob den Daumen zur Decke. »Im Schlafzimmer. Leidet an Stressmigräne, und bei Migräne wird ihm schlecht. Nicht besonders gut drauf. Schon bevor ihm der Mörder am Telefon gesagt hat, dass er der Nächste ist, aber seitdem … Mannomann.«
    Gurney wollte Fragen stellen, viele Fragen, aber er hielt es für das Beste, wenn Nardo das Tempo vorgab. Er schaute sich um, um einen Eindruck vom Erdgeschoss des Hauses zu gewinnen. Eine Tür rechts ging auf ein großes Zimmer mit weißen Wänden und kahlem Holzboden. Im Zentrum des Raums standen nebeneinander sechs Computer auf einem langen Tisch. Telefon, Faxgeräte, Drucker, Scanner, externe Festplatten und andere Peripheriegeräte bedeckten einen zweiten langen Tisch an der hinteren Wand. Dort befand sich auch ein weiterer Feuerlöscher. Statt einem Rauchmelder gab es hier eine eingebaute Sprinkleranlage. Die zwei viel zu kleinen Fenster an gegenüberliegenden Wänden verliehen dem Raum trotz der weißen Farbe etwas Röhrenartiges.
    »Hier unten hat er seine Computerfirma, und oben wohnt er. Gehen wir da rüber.« Nardo deutete auf eine Tür. Der Raum dahinter war halb so lang wie der andere, wirkte ebenfalls nüchtern und rein funktional und hatte nur auf einer Seite ein Fenster. Hier bot sich eher der Vergleich mit einer Höhle an. Beim Eintreten drückte Nardo
auf einen Wandschalter, und vier in die Decke eingelassene Lampen verwandelten die Höhle in einen hellen Kasten mit Aktenschränken an einer Wand, einem Tisch mit zwei PCs an einer weiteren, einem Tisch mit Kaffeemaschine und Mikrowelle an der dritten und einem zentral stehenden, leeren quadratischen Tisch mit zwei Stühlen. Dieses Zimmer verfügte sowohl über eine Sprinkleranlage als auch über einen Rauchmelder. Auf Gurney wirkte es wie eine sauberere Version des freudlosen Aufenthaltsraums in seinem letzten Revier.
    Nardo setzte sich auf einen Stuhl und winkte Gurney zum anderen. Mindestens eine Minute lang massierte er sich die Schläfen, als wollte er sich den Druck aus dem Kopf pressen. Nach dem Ausdruck seiner Augen zu urteilen, hatte er keinen Erfolg. »Von diesem Köderquatsch halte ich nichts.« Er rümpfte die Nase, als hätte das Wort Köder einen schlechten Geruch.
    Gurney lächelte. »Stimmt auch nur zum Teil.«
    »Und der andere Teil?«
    »Bin mir nicht sicher.«
    »Sind Sie hergekommen, um hier den Helden zu spielen?«
    »Eher nicht. Ich habe nur das Gefühl, dass ich durch meine Anwesenheit helfen kann.«
    »Aha? Und wenn das nicht meinem Gefühl entspricht?«
    »Es ist Ihre Show, Lieutenant. Wenn Sie mich wegschicken, fahre ich heim.«
    Wieder taxierte ihn Nardo mit zynischem Blick. Doch dann schien er es sich anders zu überlegen, zumindest provisorisch. »Die Four-Roses-Flasche gehört also zur Vorgehensweise?«
    Gurney nickte.

    Nardo holte tief Luft. Er sah aus, als hätte er am ganzen Körper Schmerzen. Oder als hätte die ganze Welt Schmerzen. »Okay, Detective. Dann erzählen Sie mir mal alles, was Sie wissen.«

48
    Ein Haus mit Geschichte
    Gurney berichtete von den rückwärts laufenden Schneespuren, den Gedichten, der unnatürlichen Stimme am Telefon, den zwei beunruhigenden Zahlentricks, dem Alkoholismushintergrund der Opfer, der psychischen Folter, den Kampfansagen an die Polizei, dem Wort redrum an der Wand und dem Eintrag »Mr. und Mrs. Scylla« im Gasthof The Laurels, von der Intelligenz und Hybris des Täters. Er schilderte die Einzelheiten der drei Morde, die ihm bekannt waren, bis sich Nardos Auffassungsvermögen offenkundig seiner Grenze näherte. Zuletzt brachte er vor, was ihm am wichtigsten schien:
    »Er will zwei Dinge beweisen. Erstens, dass er die Macht hat, Trinker zu schikanieren und zu bestrafen. Zweitens, dass die Polizei ein Verein von unfähigen Idioten ist. Seine Verbrechen sind bewusst wie ausgeklügelte Spiele konstruiert, sozusagen wie Denksportaufgaben. Er ist brillant, obsessiv, akribisch genau. Alles, was wir an Fingerabdrücken, Haaren, Speicheltropfen, Kleidungsfasern, Fußspuren gefunden haben, hat er absichtlich hinterlassen. Er hat keine Fehler begangen, die wir entdeckt hätten. Tatsache ist, dass wir kaum etwas über ihn, seine Methoden und Motive wissen, was er uns nicht selbst verraten hat. Mit einer möglichen Ausnahme.«
    Müde hob Nardo die Augenbraue.

    »Dr. Holdenfield, die Verfasserin einer aktuellen Studie über Serienmorde, ist der Meinung,

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