Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Ralph, Randolph, Rupert oder für ein Dutzend andere Namen sein können. Aber Gregory hat gewusst, dass sie für Richard stand - obwohl er gleichzeitig behauptet hat, nichts über den Absender zu wissen als den Namen und die Adresse auf dem Scheck. Den Scheck hab ich in Kartchs Haus in Sotherton gesehen, und da war mir sofort klar, dass er lügt. Und was dahintersteckt natürlich auch.«
    Das war zu viel für Nardo. »Sie haben es gewusst? Warum haben Sie uns dann nichts davon erzählt? Wir hätten ihn doch leicht schnappen können!«
    »Ich wusste, was er macht und warum, und ich hatte kein Interesse daran, ihn aufzuhalten.«
    Nardo sah aus, als wäre er in ein Alternativuniversum getreten, wo die Fliegen nach Menschen schlagen.
    Ein helles Klirren lenkte Gurneys Aufmerksamkeit zurück zum Bett. Die alte Frau klopfte mit den Glasschuhen aneinander wie Dorothy beim Aufbruch von Oz in ihre
Heimat Kansas. Der Revolver in der Gans zielte jetzt direkt auf Gurney. Dermott gab sich unbeeindruckt von der Enthüllung seines Fehlers. Gurney hoffte, dass ihn das zumindest Mühe kostete.
    Seine nächsten Worte artikulierte Dermott mit besonderer Präzision. »Ich weiß nicht, was Sie hier für ein Spiel spielen, Detective, aber ich weiß, dass ich es beenden werde.«
    Gurney bot seine gesamte Erfahrung als verdeckter Ermittler auf, um möglichst viel Kaltschnäuzigkeit an den Tag zu legen. »Bevor du hier irgendwelche Drohungen ausstößt, solltest du erst mal die Situation begreifen.«
    »Situation? Ich schieße, Sie sterben. Ich schieße noch mal, er stirbt. Die Paviane stürmen durch die Tür und sterben auch. Das ist die Situation.«
    Mit einem tiefen Seufzer schloss Gurney die Augen und lehnte den Kopf an die Wand. »Hast du überhaupt eine Ahnung … auch nur die geringste Ahnung …?« Erschöpft schüttelte er den Kopf. »Nein, nein. Natürlich nicht. Wie könntest du auch?«
    »Eine Ahnung wovon, Detective?« Dermott sprach den Titel mit übertriebenem Sarkasmus aus.
    Gurney lachte. Ein durchgedrehtes Lachen, das neue Fragen in Dermotts Kopf auslösen sollte, sich aber in Wirklichkeit aus dem wachsenden emotionalen Chaos in seinem Inneren speiste.
    »Rat mal, wie viele Männer ich umgebracht habe«, flüsterte er und starrte Dermott mit wildem Ausdruck an. Inzwischen war er nur noch auf Zeitgewinn aus und betete darum, dass der Mann den Zweck seiner verzweifelten Improvisation nicht durchschaute. Er betete darum, dass den Polizisten das Fehlen Nardos bald auffiel. Warum hatten sie noch immer nichts bemerkt? Oder waren
sie schon auf dem Vormarsch? Die Glasschuhe klirrten weiter.
    »Blöde Bullen bringen doch ständig Leute um«, entgegnete Dermott, »das ist mir total egal.«
    »Ich meine doch nicht irgendwelche Männer. Ich meine Männer wie Jimmy Spinks. Rat mal, wie viele von seiner Sorte ich erledigt habe.«
    Dermott blinzelte. »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Davon, dass man alle Säufer umbringen muss. Die Welt muss von diesen Bestien befreit werden, dieser Abschaum der Erde muss ausgerottet werden.«
    Wieder erbebte Dermotts Mund fast unmerklich. Gurney hatte den Mann in seinen Bann gezogen, kein Zweifel. Und jetzt? Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiter auf dieser Welle zu reiten. Ein anderes Transportmittel war nicht in Sicht. So formulierte er die Sätze, wie sie ihm in den Sinn kamen.
    »Eines Abends, ich war erst kurz bei der Truppe, habe ich den Befehl bekommen, am Busbahnhof Port Authority ein paar Penner vom Hintereingang zu vertreiben. Einer wollte nicht gehen. Den Whiskeygestank konnte ich aus drei Metern Entfernung riechen. Ich hab ihn noch mal aufgefordert, das Gebäude zu verlassen, aber statt zu verschwinden, ist er auf mich losgegangen. Hat ein Küchenmesser aus der Tasche gezogen - so ein kleines Ding mit gezackter Klinge, wie man es zum Orangenschneiden verwendet. Er hat damit rumgefuchtelt und meinen Befehl, es fallen zu lassen, nicht befolgt. Zwei Zeugen, die den Konflikt vom Aufzug aus verfolgt hatten, haben geschworen, dass ich ihn in Notwehr erschossen habe.« Lächelnd hielt er inne. »Aber das stimmt nicht. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihn überwältigen können, ohne auch nur aus der Puste zu kommen. Stattdessen habe ich
ihm ins Gesicht geschossen, dass ihm das Hirn aus dem Hinterkopf gespritzt ist. Und weißt du, warum ich das gemacht habe, Gregory?«
    »Dickie-Dickie-Dickie Duck.« Der Sprechrhythmus der Frau war schneller als das Klirren der Schuhe. Dermotts Mund öffnete

Weitere Kostenlose Bücher