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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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trinken, ein bisschen frische Luft zu schnappen oder die Toilette aufzusuchen«. Während sich die Leute von ihren Sofas und Sesseln erhoben und auseinanderstrebten, schaute Mellery zu Gurney, der sitzen geblieben war.
    »Hat dir das weitergeholfen?«, fragte er.
    »Sehr beeindruckend.«

    »In welcher Hinsicht?«
    »Du bist ein verdammt guter Redner.«
    Mellery nickte, weder bescheiden noch unbescheiden. »Hast du jetzt gemerkt, wie zerbrechlich das Ganze ist?«
    »Du meinst die innere Beziehung, die du zu deinen Gästen herstellst?«
    »Ich denke, man kann es so bezeichnen, vorausgesetzt man versteht darunter eine Mischung aus Vertrauen, Identifikation, Verbindung, Offenheit, Hoffnung und Liebe. Hauptsache, dir ist klar, wie zart diese Pflanzen sind, vor allem wenn es sich um die ersten Triebe handelt.«
    Gurney fiel es schwer, ein eindeutiges Urteil über Mark Mellery zu fällen. Wenn der Mann ein Scharlatan war, dann war er der beste, dem er je begegnet war.
    Mellery hob die Hand und sprach eine junge Frau bei der Kaffeekanne an. »Ach, Keira, könntest du mir einen großen Gefallen tun und Justin holen?«
    »Natürlich!« Ohne Zögern drehte sie sich mit einer Pirouette um und verließ den Raum.
    »Wer ist Justin?«, fragte Gurney.
    »Ein junger Mann, der fast unentbehrlich für mich geworden ist. Zum ersten Mal war er mit einundzwanzig als Gast hier - jüngere Leute nehmen wir nicht an. Danach ist er drei Mal wiedergekommen, und beim dritten Mal ist er geblieben.«
    »Was macht er?«
    »Man könnte sagen, das Gleiche wie ich.«
    Gurney blickte Mellery zweifelnd an.
    »Schon von seinem ersten Besuch an war Justin auf der richtigen Wellenlänge. Konnte sich immer in alles einfühlen, was ich sagte, mit sämtlichen Nuancen. Ein scharfsinniger junger Mann, leistet einen wunderbaren Beitrag hier. Die Botschaft des Instituts ist praktisch wie für ihn
geschaffen und er für sie. Wenn er will, hat er hier eine große Zukunft vor sich.«
    »Mark junior«, murmelte Gurney vor sich hin.
    »Wie bitte?«
    »Klingt nach dem idealen Ziehsohn. Begreift und würdigt alles, was du zu bieten hast.«
    Ein adretter, intelligent wirkender junger Mann kam ins Zimmer und trat auf sie zu.
    »Justin, ich möchte dir Dave Gurney vorstellen, einen alten Freund.«
    Mit einer Mischung aus Herzlichkeit und Scheu streckte der Angesprochene die Hand aus.
    Nach der Begrüßung zog Mellery Justin beiseite und sagte mit leiser Stimme zu ihm: »Könntest du vielleicht den nächsten halbstündigen Abschnitt übernehmen und ein paar Beispiele für interne Dichotomien geben?«
    »Sehr gern«, antwortete Justin.
    Gurney wartete, bis der junge Mann ans Büfett getreten war, um sich einen Kaffee zu holen, dann wandte er sich an Mellery. »Bevor ich wieder losfahre, möchte ich, dass du noch einen Anruf machst - sofern du Zeit hast.«
    »Drüben im Haus.« Offenbar wollte Mellery möglichst viel Distanz zwischen seine Gäste und seine aktuellen Schwierigkeiten legen.
    Unterwegs erklärte ihm Gurney, dass er mit Gregory Dermott telefonieren sollte, um ihn nach weiteren Einzelheiten zur Sicherheit seines Postfachs sowie nach möglichen Erinnerungen im Zusammenhang mit dem auf X. Arybdis ausgestellten Scheck über 289,87 Dollar zu fragen, den er an Mellery zurückgesandt hatte. Insbesondere: Gab es in Dermotts Unternehmen andere Personen, die zur Öffnung des Postfachs befugt waren? Hatte Dermott den Schlüssel immer bei sich? Existierte ein zweiter
Schlüssel? Wie lang hatte er das Postfach schon gemietet? Hatte er früher bereits irrtümlich an dieses Postfach adressierte Sendungen erhalten? Hatte er je einen unerklärlichen Scheck bekommen? Sagten ihm die Namen Arybdis, Charybdis oder Mark Mellery etwas? Hatte ihm schon mal jemand vom Institut für spirituelle Erneuerung erzählt?
    Als Mellery erste Anzeichen von Überlastung anzumerken waren, zog Gurney eine Karteikarte aus der Tasche und reichte sie ihm. »Da stehen alle Fragen drauf. Mr. Dermott hat vielleicht keine Lust, sie alle zu beantworten, aber einen Versuch ist es wert.«
    Während sie zwischen den Beeten mit verwelkten und welkenden Blumen dahinschlenderten, schien Mellery immer tiefer in seine Sorgen zu versinken. Auf der Terrasse hinter dem eleganten Wohnhaus blieb er stehen und redete mit leiser Stimme, als hätte er Angst vor neugierigen Ohren.
    »Die ganze letzte Nacht habe ich kein Auge zugetan. Die Sache mit der Neunzehn treibt mich völlig in den Wahnsinn.«
    »Dir ist keine

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