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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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abgelenkt haben. Und dann, wie er über den Rasen davonmarschiert, fällt es ihm auf, und er schmeißt sie weg. Das passt zumindest einigermaßen.«
    Gurney nickte. Er war nicht vollkommen überzeugt, hatte aber keine bessere Erklärung zu bieten. »Ist das das merkwürdige Element, das du erwähnt hast?«
    »Das?« Hardwick stieß ein bellendes Lachen aus. »Wart’s nur ab.«
    Zehn Minuten und achthundert Meter später gelangten die beiden zu einer Stelle im Ahornwald knapp vor einem Kiefernhain. Das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos zeugte von einer nahen Straße, die aber durch die niedrig hängenden Äste nicht zu erkennen war.
    Zuerst war ihm nicht recht klar, weshalb ihn Hardwick hierhergebracht hatte. Dann bemerkte er es. Mit wachsender Verblüffung suchte er den Boden in der Nähe der Stelle ab. Was er sah, ergab keinen Sinn. Die Fußspuren, denen sie gefolgt waren, hörten einfach auf. Die Abdrücke, die deutlich erkennbar fast einen Kilometer weit dahinliefen, brachen urplötzlich ab. Nichts deutete darauf hin, was mit dem Urheber der Fußstapfen passiert war. Im gesamten Umkreis lag eine makellose, von keinem Menschen
oder Tier berührte Schneedecke. Die Trittspuren endeten gut drei Meter vor dem nächsten Baum und, nach dem Klang des Fahrzeugs von vorhin zu urteilen, mindestens hundert Meter von der Straße entfernt.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte Gurney.
    »Das Gleiche wie wir alle.« Hardwick war die Erleichterung darüber anzuhören, dass Gurney keine simple Erklärung gefunden hatte, die ihm und seinem Einsatzteam entgangen war.
    Gurney machte sich daran, den Boden um das Ende der Fährte genauer zu untersuchen. Gleich nach dem letzten scharf umrissenen Tritt kam ein kleiner Fleck mit vielen übereinanderliegenden Abdrücken, die anscheinend alle von demselben Paar Wanderstiefeln stammten wie die deutlichen Spuren, denen sie gefolgt waren. Als wäre der Mörder ganz bewusst zu dieser Stelle marschiert, hätte hier von einem Fuß auf den anderen tretend gestanden, vielleicht um auf jemanden oder etwas zu warten, und sich dann … in Luft aufgelöst.
    Plötzlich schoss ihm der verrückte Gedanke durch den Kopf, dass ihm Hardwick einen Streich spielen wollte, doch er verwarf ihn sofort. Aus Jux den Schauplatz eines Mordes zu manipulieren, wäre selbst für einen unausstehlichen Typen wie Hardwick zu weit gegangen.
    Kein Zweifel also, dass der Täter diese Spuren hinterlassen hatte.
    »Wenn die Presse davon Wind bekommt, machen sie bestimmt eine Alien-Entführung daraus.« Hardwick klang, als würden seine Worte nach Säure schmecken. »Die Reporter werden sich auf diese Story stürzen wie Fliegen auf einen Kuhfladen.«
    »Hast du eine einleuchtendere Theorie?«
    »Meine Hoffnungen ruhen auf dem rasiermesserscharfen
Verstand des gefeiertsten Detective der Mordkommission in der Geschichte des NYPD.«
    »Lass den Quatsch«, knurrte Gurney. »Haben die Leute von der Spurensicherung was gefunden?«
    »Nichts, was das hier erklären würde. Aber sie haben Schneeproben von der platt getretenen Stelle genommen, wo er anscheinend rumgestanden hat. Keine sichtbaren ortsfremden Partikel, aber vielleicht finden die Jungs im Labor was. Auch die Bäume und die Straße hinter den Föhren haben sie abgesucht. Morgen werden sie hier alles im Umkreis von hundert Metern durchkämmen.«
    »Aber bis jetzt haben sie nichts Brauchbares entdeckt?«
    »Du hast es erfasst.«
    »Was kannst du also machen? Alle Gäste des Instituts und Nachbarn fragen, ob jemand einen Hubschrauber bemerkt hat, von dem ein Seil runtergelassen wurde?«
    »Niemand hat was gesehen.«
    »Du hast gefragt?«
    »Kam mir vor wie ein Idiot, aber ich hab’s getan. Tatsache ist, hier ist heute Morgen jemand rausgelaufen - höchstwahrscheinlich der Mörder. Und genau an dieser Stelle ist er stehen geblieben. Aber wenn ihn nicht ein Helikopter oder der größte Kran der Welt da rausgehoben hat, wo ist er dann abgeblieben, verdammt?«
    »Also«, begann Gurney zögernd, »keine Hubschrauber, keine Seile, keine geheimen Stollen …«
    »Genau«, unterbrach ihn Hardwick. »Und auch keine Anzeichen dafür, dass er mit einem Springstock davongehüpft ist.«
    »Was bleibt uns also?«
    »Uns bleibt nichts. Nix, null. Nicht eine gottverdammte echte Möglichkeit. Und erzähl mir bloß nicht, der Täter ist erst hier raus- und dann den ganzen Weg wieder zurückgelatscht
- rückwärts, exakt in jeden Fußabdruck, ohne auch nur einen zu versauen -, um uns in den

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