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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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gut vorstellen, dass das klappt, wenn man ein Paket mit einem Fuß drin kriegt.«
    »Vor allem, wenn die Ehefrau die Schachtel öffnet.«
    Hardwick wurde hellhörig. »Hey, das war doch dein Fall. Er hat dir ein Leichenteil geschickt, und sie hat das Paket aufgemacht?«
    »Ja.«
    »Heilige Scheiße. Hat sie sich deswegen scheiden lassen?«
    Gurney warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du weißt, dass sich meine erste Frau von mir hat scheiden lassen?«
    »An manche Sachen kann ich mich gut erinnern. Weniger die Dinge, die ich lese, aber wenn mir jemand was über sich erzählt, dann vergess ich das nie. Zum Beispiel weiß ich noch, du warst ein Einzelkind, dein Vater wurde in Irland geboren, er hat es gehasst und sich immer darüber ausgeschwiegen, und er hat zu viel getrunken.«

    Gurney starrte ihn an.
    »Das hast du mir alles erzählt, als wir zusammen an dem Piggert-Fall gearbeitet haben.«
    Gurney war sich nicht sicher, was ihm am meisten zu schaffen machte: dass er diese kuriosen Familienfakten preisgegeben hatte, dass er es völlig vergessen hatte oder dass Hardwick sich daran erinnerte.
    Sie schritten weiter durch den Pulverschnee, der sie unter dem dunkler werdenden Himmel in stoßweisen Brisen umwirbelte.
    Gurney hatte Mühe, die besitzergreifende Kälte abzuschütteln und sich auf den vor ihm liegenden Sachverhalt zu konzentrieren. »Aber zurück zum Thema: Die letzte Nachricht dieses Mörders ist eine Kampfansage an die Polizei, und das könnte eine bedeutsame Entwicklung sein.«
    Hardwick gehörte zu der Sorte von Menschen, die zum Thema zurückkamen, wann es ihnen passte. »Und deswegen hat sie sich von dir scheiden lassen? Sie hat den Schwanz von einem Typen in einer Schachtel gekriegt?«
    Es ging ihn zwar nichts an, aber Gurney antwortete trotzdem. »Wir hatten haufenweise andere Probleme. Ich könnte dir eine Liste mit meinen Beschwerden geben und eine noch längere mit ihren. Aber unterm Strich war es wohl ein Schock für sie zu erkennen, wie es ist, mit einem Polizisten verheiratet zu sein. Manche Frauen entdecken das eher langsam, meine hatte eine Offenbarung.«
    Sie gelangten zur hinteren Terrasse. Zwei Techniker durchsiebten den Schnee um den Blutfleck, der inzwischen schon eher braun als rot war, und untersuchten auch die dabei freigelegten Steinplatten.
    »Na, jedenfalls…« Hardwick klang, als wollte er eine unnötige Komplikation vom Tisch wischen. »Strunk war ein Serienmörder, und danach sieht es hier nicht aus.«

    Gurney nickte vorsichtig. Ja, Jason Strunk war ein typischer Serienkiller, und dies schien auf Mark Mellerys Mörder überhaupt nicht zuzutreffen. Strunk kannte seine Opfer nicht oder kaum. Zumindest hatte er keine wie auch immer geartete »Beziehung« zu ihnen. Er suchte sie nach ihrer Übereinstimmung mit bestimmten äußerlichen Kriterien und nach ihrer Verfügbarkeit aus, wenn ihn der innere Druck zum Handeln trieb, also wenn Drang und Gelegenheit zusammenfielen. Mellerys Mörder hingegen kannte diesen so gut, dass er ihn mit Anspielungen auf seine Vergangenheit peinigen und sogar vorhersagen konnte, welche Zahlen ihm unter bestimmten Bedingungen einfallen würden. Er ließ durchblicken, dass er auf eine - für Serienmörder völlig uncharakteristische Weise - an der Geschichte des Opfers beteiligt war. Außerdem gab es keine Berichte über ähnliche Morde in jüngerer Zeit - dies musste allerdings noch genauer nachgeprüft werden.
    »Stimmt, danach sieht es nicht aus«, pflichtete Gurney bei. »Wahrscheinlich wirst du also keine Daumen in deinem Briefkasten finden. Aber beunruhigend finde ich es schon, wie er dich, den Chefermittler mit ›Abschaum der Erde‹ anspricht.«
    Sie gingen um das Haus zur Vordertür, um die Forensiker auf der Terrasse nicht zu stören. Dort war ein Uniformierter des Sheriff’s Department postiert, damit keine Unbefugten das Haus betraten. Wegen des scharfen Winds, der von vorn blies, stampfte der Mann mit den Füßen und klatschte in die Hände, um sie zu wärmen.
    Er begrüßte Hardwick mit einem schiefen Lächeln. »Wissen Sie, ob vielleicht schon Kaffee unterwegs ist?«
    »Keine Ahnung, aber ich hoffe es.« Laut schniefend versuchte Hardwick, seine laufende Nase zu besänftigen. Dann wandte er sich an Gurney. »Du kannst dann
schon wieder fahren. Ich will nur, dass du mir die anderen Nachrichten im Arbeitszimmer zeigst und bestätigst, dass das alle sind.«
    In dem schönen alten Haus mit dem Kastanienholzboden war es ganz still. Es roch

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