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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Gelände dem Erdboden gleichmachen!«
    Da er es für das Beste hielt, die eigene Anwesenheit
kundzutun, trat Gurney durch die hohe Hecke, die den Scheunenbereich von der hinteren Terrasse des Hauses trennte. Sergeant Hardwick und Investigator »Tom Cruise« Blatt begrüßten ihn mit unfreundlichen Blicken.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Hardwick.
    »Ich bin im Auftrag des Bezirksstaatsanwalts hier, wollte nur noch mal einen Blick auf den Tatort werfen. Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich dachte, ich mach mich lieber bemerkbar.«
    »Was treibst du in den Büschen?«
    »Ich war hinter der Scheune. Da, wo der Mörder gesessen hat.«
    »Wozu?«
    »Die bessere Frage wäre, wozu er dort war.«
    Hardwick zuckte die Achseln. »Um im Schatten zu lauern? Um sich auf seinem Gartenstuhl eine Zigarettenpause zu gönnen? Um den richtigen Augenblick abzupassen?«
    »Und was wäre der richtige Augenblick?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Bin mir nicht sicher. Aber warum hat er ausgerechnet dort angehalten? Und warum hat er den Stuhl nicht einfach zu Hause gelassen, statt hier rumzusitzen?«
    »Vielleicht wollte er warten, bis die Mellerys ins Bett gehen. Das Haus beobachten, bis alle Lichter aus sind.«
    »Nach Caddy Mellerys Aussage haben sie sich schon Stunden vorher hingelegt und die Lichter ausgemacht. Und der Telefonanruf, der sie geweckt hat, kam mit größter Wahrscheinlichkeit vom Mörder. Er hat also selbst dafür gesorgt, dass sie wach sind. Und wenn er sich vergewissern wollte, ob die Lichter aus sind, warum sucht er sich dann ausgerechnet eine der wenigen Stellen aus, von der die Fenster im ersten Stock nicht zu sehen sind? Von dem Stuhl aus konnte er doch kaum das Haus erkennen.«

    »Was soll das ganze Gerede?« Das unruhige Flackern in Hardwicks Augen strafte seinen forschen Ton Lügen.
    »Ich will damit sagen, dass ein äußerst schlauer und planvoller Täter sich größte Mühe gegeben hat, etwas völlig Sinnloses zu tun - oder dass was an unserer Rekonstruktion der Ereignisse nicht stimmt.«
    Blatt hatte die Unterhaltung verfolgt wie eine Tennispartie und starrte jetzt Hardwick an.
    Der Sergeant wirkte, als hätte er einen unangenehmen Geschmack im Mund. »Könnten Sie vielleicht irgendwo Kaffee auftreiben?«
    Blatt schürzte zwar protestierend die Lippen, machte sich aber auf den Weg zum Haus.
    Umständlich zündete sich Hardwick eine Zigarette an. »Da ist noch was, was nicht passt. Ich hab mir den Bericht zu den Fußspuren angeschaut. Der Abstand zwischen den Abdrücken, die von der Straße zu dem Platz hinter der Scheune führen, ist im Schnitt acht Zentimeter größer als bei den Abdrücken, die von der Leiche zum Wald verlaufen.«
    »Das heißt, der Täter ist bei der Ankunft schneller gegangen als bei seinem Verschwinden?«
    »Genau das heißt es.«
    »Er hatte es also eiliger, zur Scheune zu kommen und sich dort hinzusetzen, als nach dem Mord vom Tatort zu flüchten?«
    »So deutet Wigg die Daten, und mir ist bis jetzt nichts Besseres eingefallen.«
    Gurney schüttelte den Kopf. »Ich sag dir, Jack, wir haben den falschen Blickwinkel. Außerdem gibt’s da noch ein Detail, das mich stört. Wo genau wurde die Whiskeyflasche gefunden?«

    »Ungefähr dreißig Meter von der Leiche entfernt neben den Abdrücken, die zum Wald führen.«
    »Warum dort?«
    »Weil er sie eben dort fallen lassen hat. Wo ist das Problem?«
    »Warum hat er sie mitgenommen und nicht bei der Leiche gelassen?«
    »Aus Versehen. In der Hitze des Gefechts hat er nicht gemerkt, dass er sie noch in der Hand hatte. Dann ist es ihm aufgefallen, und er hat sie weggeschmissen. Ich seh da kein Problem.«
    »Vielleicht hast du Recht. Aber die Fußspuren sind ganz regelmäßig und entspannt, als wäre alles genau nach Plan gelaufen.«
    »Worauf willst du hinaus, verdammt?« Hardwick schien genervt wie jemand, der seine Lebensmittel in einer zerrissenen Tüte festzuhalten versucht.
    »Alles an der Sache wirkt total kühl und bis ins Kleinste berechnet. Ich habe das Gefühl, dass alle Dinge aus gutem Grund da sind, wo sie sind.«
    »Willst du mir etwa erzählen, er hat die Waffe mit Bedacht dreißig Meter weit mitgeschleppt und dann fallen lassen?«
    »Ich schätze schon.«
    »Aber aus welchem Grund, Mann?«
    »Wie hat es auf uns gewirkt?«
    »Kannst du dich vielleicht deutlicher ausdrücken?«
    »Der Typ hatte nicht nur Mark Mellery im Visier, sondern auch die Polizei. Hast du dir schon mal überlegt, dass die merkwürdigen

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