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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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der Hand und warf sie zurück in den Kübel. Dann wühlte er selbst darin herum, zog eine Flasche Bier heraus und drehte den Deckel ab.
    »Hier.« Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, bei dem er seine Zähne zeigte.
    Mit zitternden Händen nahm ich das Bier. Ich dachte an Nick. An die Zeiten, als wir zusammen gefeiert hatten. Daran, wie wir uns manchmal die Partys von Leuten wie Jessica oder Josh ausgemalt hatten, nur um uns darüber lustig zu machen. Daran, wie enttäuscht Nick wäre, wenn er mich zusammen mit Josh trinken sähe. Daran, dass es komplett egal war, was Nick denken mochte, weil Nick nicht mehr da war. Und das war ein Gedanke, der alles veränderte. Ich nahm einen großen Schluck.
    »Bist du mit Jess gekommen?«, fragte Josh über die Musik hinweg.
    Ich nickte und setzte die Flasche noch mal an.
    Wir hörten eine Weile lang der Musik zu und betrachteten die Leute um uns herum. Josh trank sein Bier aus und schmiss die Flasche auf einen Haufen Leergut hinter einen Heuballen. Er suchte wieder in dem Kübel herum und schwankte dabei leicht.
    Ich nahm noch einen Schluck und war fast überrascht, als ich merkte, dass meine Flasche schon halb leer war. Wärme kroch langsam in meine Arme und Beine. Auch mein Kopf wirkte irgendwie leichter und ich überlegte,dass diese Party vielleicht doch eine super Sache war. Ich trank weiter und begann, meinen Kopf im Takt der Musik zu bewegen.
    »Lust zu tanzen?«, fragte Josh.
    Mich konnte er nicht meinen, da war ich mir so sicher, dass ich mich umdrehte, um zu sehen, ob jemand hinter mir stand. Bei den Schülerratstreffen hatte mich Josh meistens ignoriert. Und bei der Szene neulich in der Cafeteria hatte er mir auch nicht gerade einen Stuhl hingestellt. Dieser Wechsel kam   … so plötzlich.
    Er lachte. »Ich mein schon dich«, sagte er.
    Da lachte ich auch. Und zwar richtig laut, was mich selbst überraschte. Ich setzte die Flasche noch mal an und stellte fest, dass nichts mehr drin war. Ich warf die leere Flasche schwungvoll hinter den Heuballen, wo sie klirrend aufkam, und angelte mir noch eine aus dem Eis. Josh nahm sie mir aus den Händen, drehte den Deckel ab und reichte sie mir wieder.
    »Ich tanz eigentlich nicht mehr«, sagte ich und nahm einen großen Schluck. »Mein Bein   …«
    Aber als ich nach unten blickte, sah mein Bein genauso aus wie jedes andere Bein. Und mir fiel auf, dass es jetzt, in diesem Augenblick, auch kein bisschen pochte. Ich nahm noch einen großen Schluck.
    »Na komm«, sagte er, legte mir den Arm um die Schultern und stützte sich auf mich. »Das merkt doch keiner.«
    Ich trank noch mal und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Er roch gut. Nach Duschgel. Nach irgendeinem Männerduschgel, das ich von Nick kannte. An Nick habe ich diesen Geruch geliebt. Und auf einmal wurde die Sehnsucht in mir so riesengroß, dass sie wehtat.Auf einmal war ich so einsam, dass ich mich fühlte wie in einem Käfig. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in Joshs Arm. Vor meinen geschlossenen Augenlidern waberten Schatten. Ich lächelte, machte die Augen wieder auf und kippte den Rest von meinem Bier runter. Ich schmiss die Flasche weg und schnappte mir seine Hand.
    »Worauf warten wir?«, schrie ich. »Lass uns tanzen!«
    Ich war verblüfft, wie leicht mir das Tanzen fiel. Wie vertraut es sich anfühlte. Ich konnte mich an Zeiten erinnern, in denen Tanzen zu den Dingen gehörte, die ich am liebsten machte, und durch den Alkohol fiel es mir schwer, in der Realität zu bleiben. Ich dachte daran, wie ich Tausende von Malen in Nicks Armen getanzt hatte, wie ich seinen Atem im Nacken gespürt hatte und er zu mir gesagt hatte: »Du bist der Wahnsinn, weißt du das? Diese Schulpartys sind ja öde, aber immerhin darf ich mit dem großartigsten Mädchen weit und breit tanzen.«
    Die Musik wechselte zu einem langsameren Stück und ich ließ es zu, dass Josh mich eng in die Arme nahm. Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen. Das Leder seiner Football-Teamjacke rieb sich an meinem Gesicht und knarrte ein wenig – ein Geräusch, das ich tief in mich einsog, genauso wie seinen Geruch und die raue Oberfläche des Football-Abzeichens, die gegen mein Ohr drückte. Mit geschlossenen Augen konnte ich mir einbilden, ich würde Nicks Lederjacke riechen und spüren, wie einer ihrer Reißverschlüsse an meinem Ohr schabte. Ich würde ihn hören, wie er mir sagt, dass er mich liebt. Dass er mich immer lieben wird.
    Einen Augenblick lang war diese Fantasie so

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