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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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bist fein raus. Das ist total verkehrt. Du hättest auch sterben sollen an dem Tag, Todesschwester. Jeder wünscht sich das. Guck dich doch mal um. Wo ist Jessica, wenn sie dich angeblich so dringend dabeihabenwill? Nicht mal die Leute, mit denen du gekommen bist, wollen mit dir zusammen sein.«
    »Lass mich los«, wiederholte ich und zerrte an seinen Fingern. Aber er drückte nur noch fester zu.
    »Weißt du, dein Freund ist nicht der Einzige, der weiß, wie man an eine Knarre rankommt«, sagte er. Langsam richtete er sich wieder auf. Er griff in seinen Hosenbund, zog etwas Kleines, Schwarzes heraus und richtete es auf mich. Als das Mondlicht darauf fiel, schnappte ich nach Luft und drückte mich eng an die Scheunenwand.
    »War das die Art von Knarre, die dein irrer Freund benutzt hat?«, fragte er und schob die Pistole nachdenklich in der Hand hin und her. Dann zielte er damit auf mein Bein. »Erkennst du sie wieder? Ist gar nicht so schwer, so was aufzutreiben. Mein Dad hat die hier im Keller zwischen den Balken versteckt. Wenn ich wollte, könnte ich Leute verschwinden lassen, genau wie Nick.«
    Ich wollte weggucken, wollte mich zwingen, stark zu sein, wollte aufstehen und fortrennen. Aber ich konnte meinen Blick nicht von der Pistole in Troys Hand abwenden und fühlte mich, als hätte ich weder Muskeln noch Knochen. In meinen Ohren begann es zu summen und ich bekam keine Luft mehr. Bilder aus der Cafeteria stürzten auf mich ein. »Hör auf«, stöhnte ich. Tränen traten mir in die Augen, ich wischte sie mit zitternden Fingern weg.
    »Lass meine Schwester und ihre Freunde gefälligst in Ruhe«, sagte er.
    »Das ist doch öde, Mann«, sagte sein Kumpel. »Komm jetzt, Troy, ich brauch was zum Trinken. Das Ding ist doch nicht mal geladen.«
    Troy glotzte mich an und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Er wedelte mit der Pistole in meine Richtung und lachte, als wäre alles ein einziger großer Spaß. »Stimmt«, sagte er zu seinem Kumpel. »Lass uns hier verschwinden.« Er stopfte die Pistole wieder zurück in seinen Hosenbund und die drei machten sich um die Ecke davon, zur Vorderseite der Scheune.
    Ich hockte auf dem Boden. Aus meiner Kehle kam ein rauer Ton, kein Weinen und kein Stöhnen, sondern irgendwas dazwischen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als ans Abhauen. Ich kämpfte mich auf die Beine und rannte mit aller Kraft über die Wiese auf eine Straße zu, ohne auf den Schmerz in meinem Oberschenkel zu achten, der mich jedes Mal durchfuhr, wenn ich den Fuß auf den Boden setzte.
    Ich rannte in vollem Tempo weiter, bis sich meine Lungen anfühlten, als würden sie sich gleich auflösen. Danach lief ich etwas langsamer weiter, erst über Schotterwege, dann kam ich auf befestigte Straßen und folgte schließlich den Eisenbahnschienen bis zur Hauptstraße. Einmal hielt ich an und blieb auf einem niedrigen Mäuerchen neben einem Teich sitzen, um wieder zu Atem zu kommen und mein Bein kurz auszuruhen. Ich schob mich vor bis zum Rand des Teichs und spritzte mir auf dem Bauch liegend kaltes Wasser ins Gesicht. Dann hockte ich eine Weile lang einfach nur da, während meine Jeans von dem nassen Boden unter mir feucht wurden, und starrte hinauf zum Himmel, der so klar und verheißungsvoll wirkte.
    Irgendwann hatte ich es dann geschafft und fand an der Hauptstraße eine Tankstelle. Ich zog mein Handyaus der Tasche und wählte Dads Nummer, die ich in meinen Kontakten gespeichert hatte mit dem Gedanken:
Ich werd nie dort anrufen. Ich werd ihn überhaupt nie anrufen.
    Ich wartete zwei Klingeltöne lang.
    »Dad?«, sagte ich. »Kannst du mich abholen?«

 
    Dad kam im Schlafanzug an die Tankstelle, um mich abzuholen. Sein Gesicht wirkte angespannt und er hielt das Lenkrad fest umklammert. Er schaute mich nicht an, als ich mich neben ihm auf den Beifahrersitz fallen ließ, sondern saß einfach nur da und starrte nach vorn aus dem Fenster.
    »Hast du Alkohol getrunken?«, fragte er, während er vom Tankstellenparkplatz hinaus auf die Straße fuhr.
    Ich nickte.
    »Verdammt, Valerie«, sagte er. »Darum hast du mich angerufen? Weil du betrunken bist?«
    »Nein«, sagte ich und ließ meinen Kopf auf den Sitz zurücksinken. »Ich bin nicht betrunken.«
    »Ich riech es doch.«
    »Ich hab bloß zwei Bier getrunken. Bitte erzähl Mom nichts. Bitte. Das überlebt sie nicht.«
    Er warf mir einen Blick zu, der auszudrücken schien:
Und was ist mit mir?
, entschied sich aber, nichts in der Art zu sagen. Vielleicht war ihm

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