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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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sagte er. »Was hältst du davon?«
    Ich zuckte mit den Achseln und blickte hoch auf die Figürchen, die oben auf seinem Bücherregal standen. Ein Porzellanelefant, eine Kitschfigur von einem Arzt mit einem Kind, ein polierter Bergkristall. Geschenke von seinen Patienten. »Ich wusste es schon. Ich war nicht sonderlich überrascht.«
    »Manchmal kann einem auch etwas wehtun, womit man gerechnet hat«, gab er zu bedenken.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, mit Dad bin ich lange durch. Damals hat’s mir wohl schon wehgetan, aber jetzt   … keine Ahnung   … jetzt kommt’s mir fast wie eine Erleichterung vor.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Danke übrigens. Wegen Moms Magersuchts-Theater und so.«
    Er nickte. »Aber du musst was essen. Das ist dir doch klar, oder?«
    »Ja, weiß ich. Ich ess ja auch was. Ich hab sogar ein bisschen zugenommen. Kein Grund, nervös zu werden. Ist ja nicht so, dass ich versuche abzunehmen.«
    »Das glaube ich dir. Sie macht sich eben Sorgen, das ist alles. Manchmal muss man seine Alten einfach bei Laune halten. Zeig ihr ab und zu, dass du was isst, okay?«
    Ich nickte. »Okay. Sie haben recht.«
    Er grinste breit und reckte seine geballte Faust hoch. »Schon wieder! Damit könnt ich echt Geld verdienen!«
    Ich kicherte und verdrehte die Augen. »Oh! Beinah hätte ich’s vergessen. Ich hab was für Sie gemacht.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und beugte sich vor, um nach dem Bild zu greifen, das ich aus meinen Rucksack hervorgeholt hatte.
    »Das hättest du nicht tun müssen«, sagte er.
    Er drehte das Bild um und sah es sich genau an. Es war das Porträt, das ich am vergangenen Samstag in Beas Studio gemalt hatte.
    »Das ist unglaublich«, sagte er. Dann wiederholte er mit Begeisterung: »Das ist wirklich unglaublich! Ich hatte keine Ahnung, dass du so was kannst.«
    Ich stellte mich hinter ihn und blickte über seine Schulter auf mein Bild
Porträt eines Heilers
. Es zeigte nicht den Mann mit den dunkelbraunen Haaren und den verständnisvollen Augen, zu dem ich jeden Samstag ging, sondern sein wahres Wesen, so wie ich ihn sah: eine Insel der Gelassenheit,ein Bündel Sonnenlicht, ein Ausweg aus dem tiefen, dunklen Tunnel, in dem ich lebte.
    Ich nickte. »Ja, ich glaub, ich male wirklich gern. Ich bin öfter bei dieser Frau gewesen, die gegenüber von hier ihr Studio hat, und sie hat mich umsonst malen lassen. Ich hab auch ein Heft angefangen. Ich hab darin die Dinge so gezeichnet, wie ich sie wirklich sehe. Also nicht das, was die andern gerne wollen, dass man sieht. Sondern das, was wirklich da ist. Das hat mir geholfen. Obwohl manche Leute glauben, es wäre wieder ein Hassbuch. Aber das ist egal. Dann zeichne ich sie einfach auch.«
    Er lehnte das Bild behutsam gegen die Lampe auf dem Tisch neben sich. »Darf ich mir das Heft ansehen? Bringst du es zum nächsten Termin mit?«
    Ich lächelte schüchtern. »Okay. Tja. Na gut.«

 
    Jessica Campbells Zuhause roch nach Vanille. Es war blitzsauber, genau wie der Minivan, mit dem uns ihre Mutter abgeholt hatte, und die Farben erinnerten mich an Werbespots: strahlendes Lavendelblau, verschiedene Grüntöne, die an Weinreben erinnerten, und dazu ein Sonnengelb, das in den Augen wehtat, wenn man zu lange hinsah.
    Wir saßen um den Küchentisch   – Jessica, Meghan, Cheri Mansley, McKenzie Smith und ich – und aßen Laugenbrezeln, die Jessicas Mutter selbst gebacken hatte, extra für uns, als Snack nach der Schule. Sie lagen auf einer ovalen Platte, auf die in verschnörkelter Schrift das Vaterunser aufgemalt war, und dazu gab es kleine Glasschälchen mit Senf, Barbecue-Sauce und geschmolzenem Käse.
    Jessica und Cheri unterhielten sich darüber, wie jemand Doug Hobson irgendwann diese Woche nach dem Leichtathletiktraining die Hose runtergezogen hatte. Sie lachten und futterten ihre Brezeln derart unbekümmert, dass ich mich fühlte wie im Kino, als würde ich sie auf derLeinwand sehen. Meghan und McKenzie waren in einen Zeitschriftenartikel über die neuesten Trendfrisuren vertieft. Ich saß am anderen Ende vom Tisch und nagte still an meiner Brezel.
    Jessicas Mutter stand an der Spüle, strahlte ihre Tochter an und lachte jedes Mal mit, wenn die Mädchen sich über eine komische Geschichte kaum mehr einkriegen konnten, mischte sich aber nicht ins Gespräch ein. Ich versuchte zu ignorieren, dass ihr Lächeln einfror, wann immer sie einen kurzen Blick in meine Richtung warf.
    Nach dem Essen gingen wir hoch in Jessicas Zimmer. Sie machte Musik

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