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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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große Nächstenliebe-Projekt für die Schule abzugeben, immer unter Beobachtung, immer im Scheinwerferlicht. Ich hielt das einfach nicht mehr aus.
    »Tja, dann hast du dich wohl geirrt. Wir sind keine Freundinnen. Ich hab das alles nur gemacht, weil ich mich wegen der Hassliste schuldig gefühlt habe. Die wollenmich hier nicht, Jessica. Und ich will auch nicht mehr hier sein. Nick konnte deinen kleinen Kreis von Leuten nicht ausstehen und ich kann es auch nicht.«
    Sie lief rot an. »Falls du es noch nicht gemerkt hast, Valerie, Nick ist tot. Es spielt also überhaupt keine Rolle mehr, was er denkt. Und nur um das mal festzuhalten: Wahrscheinlich hat es nie eine Rolle gespielt, von den paar Minuten im Mai mal abgesehen. Aber ich habe gedacht, du wärst anders. Du hast schließlich mein Leben gerettet, weißt du noch?«
    Ich blickte sie aus zusammengekniffenen Augen fest an und tat so, als wäre ich genauso selbstsicher wie sie. »Kapierst du das denn nicht? Ich hab dich nicht absichtlich gerettet«, sagte ich. »Ich wollte nur, dass er aufhört zu schießen. Du hättest auch irgendwer anderer sein können.«
    Ihr Gesicht war ohne jeden Ausdruck, doch ihr Atem ging in harten, rasselnden Stößen. Ich beobachtete, wie sich ihre Brust auf und ab bewegte.
    »Das glaub ich dir nicht«, sagte sie. »Ich glaub dir kein Wort davon.«
    »Solltest du aber. Es ist nämlich wahr. Ihr könnt euer schönes Schülerrats-Projekt ohne mich fertig machen.«
    Ich drehte mich um und lief weiter.
    Gerade als ich bei den Doppeltüren ankam, erklang in meinem Rücken wieder Jessicas Stimme. »Meinst du im Ernst, das hier ist leicht gewesen für mich?«, rief sie. Ich hielt inne und wandte mich um. Sie stand immer noch da, wo ich sie hatte stehen lassen. Ihr Gesicht sah seltsam aus, als würde sie sich winden unter der Wucht ihrer Gefühle. »Meinst du das?« Sie ließ ihren Rucksack auf den Bodenfallen und begann entschlossen auf mich zuzugehen, eine Hand auf ihrem Herz. »Das stimmt nämlich nicht. Ich hab immer noch Albträume. Ich hör immer noch die Schüsse. Und immer noch   … seh ich jedes Mal Nicks Gesicht, wenn ich   … dich anschaue.« Sie fing an zu weinen, mit zitterndem Kinn wie ein kleines Kind, aber ihre Stimme blieb fest und stark. »Ich hab dich nicht leiden können   … früher. Das kann ich nicht mehr ändern. Ich hab mich mit meinen Freunden angelegt wegen dir. Und mit meinen Eltern. Immerhin bemühe ich mich.«
    »Es hat keiner gesagt, dass du dich bemühen sollst«, gab ich zurück. »Keiner hat gesagt, du müsstest meine Freundin werden.«
    Sie schüttelte wild den Kopf. »Das stimmt nicht«, sagte sie. »Der zweite Mai hat’s mir gesagt. Ich habe überlebt und das hat alles verändert.«
    »Du bist doch verrückt«, sagte ich, aber meine Stimme klang wacklig und unsicher.
    »Und du bist egoistisch«, sagte sie. »Wenn du jetzt gehst, bist du einfach nur egoistisch.«
    Sie kam immer näher, bis uns nur noch ein paar Schritte trennten, und ich konnte an nichts anderes denken als ans Abhauen, egal ob das egoistisch war oder nicht. Ich stürzte durch die Türen nach draußen ins Freie, warf mich in Moms Auto und sank in den Beifahrersitz. Meine Brust fühlte sich kalt und schwer an. Ich hatte einen Krampf im Kinn und meine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Lass uns nach Hause fahren«, sagte ich, als Mom den Wagen startete.

 
    »Noch immer schweigsam?«, fragte Dr.   Hieler und setzte sich in seinem Sessel zurecht. Er reichte mir eine Cola. Ich sagte nichts. Ich hatte kein einziges Wort gesprochen, seit er ins Wartezimmer gekommen war, um mich zu holen. Ich hatte ihm keine Antwort gegeben, als er mich fragte, ob ich eine Cola wollte, hatte nicht reagiert, als er sagte, er würde rausgehen und uns was zu trinken holen und er wäre gleich wieder da. Ich saß einfach nur mürrisch auf seinem Sofa, lümmelte mich mit verschränkten Armen in die Kissen und zog ein finsteres Gesicht.
    Eine Weile lang saßen wir still da.
    »Hast du das Heft mit deinen Zeichnungen mitgebracht? Ich würde sie mir immer noch gerne anschauen«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wie wär’s mit Schach?«
    Ich verließ das Sofa und setzte mich zu ihm ans Schachbrett.
    »Weißt du«, sagte er langsam, während er seinen erstenZug machte, »gerade kommt mir der Verdacht, dass dir vielleicht irgendwas zu schaffen macht.« Er zwinkerte mir zu und grinste. »Ich hab mal ein Buch gelesen über Menschen und ihr Verhalten. Darum bin ich so

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