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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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eine Berührung, die alles ans Licht gebracht hatte. »Ich hol dir einen Schlafanzug.«
    Ich folgte ihr in ein kühles, kastenförmiges Schlafzimmer. Sie machte mir ein Zeichen, dass ich mich aufs Bett setzen solle, und das tat ich, während sie in einer Kommode nach einem Schlafanzug herumkramte.
    »Hier«, sagte sie und reichte mir einen. Sie trat einen Schritt zurück und musterte mich, die Hände in den Hüften. »Er ist dein Vater«, sagte sie. »Er hat ein Recht zu erfahren, was passiert ist.«
    Ich blinzelte und senkte den Blick.
    »Ist es leichter, wenn du’s mir erzählst?«, fragte sie. Sie sagte es in einem ganz normalen Tonfall, nicht übertrieben nett, und sie versuchte auch nicht, besonders behutsam zu sein oder mich irgendwie zu berühren, was ich zu schätzen wusste. Wenn sie sich vorgebeugt hätte, um mireine Haarsträhne hinter die Ohren zu schieben oder mir den Nacken zu streicheln, wäre ich wahrscheinlich ausgeflippt. Aber sie setzte sich einfach neben mich aufs Bett, legte die Hände artig neben sich auf die Matratze und sagte: »Erzähl’s mir und ich sag’s ihm dann. Auf jeden Fall muss er Bescheid wissen. Du kannst nicht hierbleiben, wenn du nicht mit der Sache rausrückst. In diesem Fall würde ich sogar selbst deine Mutter anrufen.«
    Ich erzählte ihr alles. Sie sagte kein Wort, während ich redete, und als ich fertig war, versuchte sie nicht, mich zu umarmen. Sie stand einfach auf, zog ihren Bademantel glatt und meinte: »Du kannst dich im Bad umziehen, gleich da drüben links.« Dann verließ sie das Zimmer.
    Kurz darauf hockte ich mit einem Glas Milch, das sie mir gebracht hatte, im Schneidersitz auf dem Ledersofa und hörte, wie sich die beiden drüben in der Küche miteinander stritten.
    »Das kann sie doch auf keinen Fall einfach so hinnehmen«, zischte Brileys Flüsterstimme aus der Küche herüber. »Das weißt du ganz genau.«
    »Sie hat Angst. Das verstehst du doch bestimmt.« Das war Dad, der sich nicht die Mühe machte zu flüstern. »Außerdem hat es sowieso keinen Sinn. Sie hört mir heute ums Verrecken nicht zu, so viel ist klar.«
    Ein Teil von mir wollte sich selbstzufrieden die Hände reiben: Ich hatte sie dazu gebracht, sich zu streiten. Ich hatte das glückliche Paar entzweit und trotz aller Drohungen von Dad hatte ich am Ende allen Grund, mir ins Fäustchen zu lachen. Aber das konnte ich nicht. Ich war nur müde und fühlte mich wie taub. Dumm fühlte ich mich auch. Wahnsinnig dumm.
    »In der Schule ist es so schon schwer genug für sie. Und er hat sie ja nicht verletzt. Er geht nicht mal mehr auf ihre Schule, er hat längst seinen Abschluss gemacht«, erklärte Dad.
    »Darum geht es doch gar nicht, Ted. Er hat sie bedroht. Ihr Todesangst eingejagt. Und er hat eine Waffe.«
    »Aber sie war nicht geladen. Wir wissen nicht mal sicher, ob es überhaupt eine echte Pistole war. Außerdem   … das hier ist nicht unsere Sache. Soll ihre Mutter entscheiden, was zu tun ist, falls sie’s ihr erzählt. Jenny hat sie auf diese Party gehen lassen, sie soll sich um das Problem kümmern.«
    »Sie braucht jetzt Unterstützung von ihren Eltern, Ted. Und zwar von beiden.«
    »Aber du bist verdammt noch mal nicht ihre Mutter!«, brüllte Dad.
    Mir fiel fast die Kinnlade herunter, als er das sagte, und ich merkte verblüfft, dass mir Briley ernsthaft leidtat. Sie musste irgendetwas erwidert haben, denn seine Stimme wurde jetzt etwas leiser – immer noch wütend, aber kontrollierter.
    »Es tut mir leid   … Entschuldige. Ich weiß, du willst, dass wir eine Familie werden, aber dafür ist es noch zu früh. Du kannst die Elternrolle nicht übernehmen. Das ist meine Sache, ich bin ihr Vater.«
    »Dann verhalte dich gefälligst auch so«, kam die schwer zu verstehende Antwort, dann hörte ich Schritte, das Tappen von Pantoffeln über das Parkett im Flur und schließlich die Schlafzimmertür, die sich leise schloss.
    Ich hörte Dad in der Küche seufzen. Dann wieder Schritte. Er kam ins Wohnzimmer.
    »Ich fahr dich morgen früh nach Hause«, sagte er mit beherrschter Stimme. »Was ist mit dem Mädchen, bei dem du übernachten wolltest? Meinst du nicht, sie meldet sich bei deiner Mutter, wenn sie merkt, dass du weg bist?«
    »Ich hab sie auf dem Handy angerufen und ihr gesagt, mir wäre schlecht gewesen und ich hätte mich von dir abholen lassen. Sie sucht nicht nach mir.«
    Er nickte.
    »Valerie«, sagte er seufzend und rieb sich die Stirn. »Als Jurist sage ich dir, du solltest es der

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