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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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und welcher Streich Mr Angerson gespielt werden sollte.
    Es war eine Tradition bei uns an der Schule, dass auf der Abschlussfeier jeder Schüler dem Direktor irgendeinegut zu versteckende Kleinigkeit in die Hand drückte, wenn er einen zum Gratulieren auf die Bühne holte. In einem Jahr waren es Erdnüsse gewesen. Ein andermal Pennymünzen oder kleine Gummibälle. Angerson konnte nicht anders, als das, was man ihm in die Hand drückte, in seinen Taschen zu verstauen, und am Ende der Zeremonie beulten dann siebenhundert Gummibälle oder Münzen oder Erdnüsse seinen Anzug aus. Einem Gerücht nach hätten es in diesem Jahr Kondome sein sollen, aber die Cheerleader waren total dagegen gewesen. Sie hatten Klingelglöckchen vorgeschlagen, damit er sich nicht mehr rühren konnte, ohne dass es in seinen Taschen andauernd bimmelte. Mir persönlich gefiel die Idee mit den Glöckchen. Eine andere Möglichkeit wäre schlicht gar nichts. Vielleicht brauchte Angerson von dieser Abschlussklasse einfach eine Pause. Eine große, überwältigende Handvoll Nichts.
    Und als das Gerede über die Abschlussfeier nachließ, kam als neues Dauerthema das Studieren auf. Wer ging auf welches College? Wer würde im Ausland studieren? Wer würde gar nicht auf die Uni gehen? Hast du schon das Gerücht gehört, dass J.P. zum Friedenskorps will? Was ist das Friedenskorps? Wird er sich da Malaria einfangen und sterben? Oder entführen ihn vielleicht irgendwelche Rebellen und köpfen ihn in einer Hütte, die versteckt hinter Bananenstauden liegt? Das Gerede hörte und hörte nicht auf.
    Jeden Tag in der Mittagspause quetschte mich Mrs Tate über meine Zukunftspläne aus.
    »Valerie, es ist nicht zu spät, du könntest dich noch um ein Stipendium von einem der städtischen Colleges bemühen«,wiederholte sie mit gequältem Gesichtsausdruck immer wieder.
    Ich schüttelte dann den Kopf. »Nein.«
    »Was hast du denn stattdessen vor?«, fragte sie mich eines Tages, als wir beim Essen zusammensaßen.
    Darüber hatte ich mir tatsächlich schon stunden- und tagelang den Kopf zerbrochen. Was wollte ich tun, wenn ich meinen Abschluss hatte? Wohin konnte ich gehen? Wie würde ich leben? Sollte ich einfach zu Hause wohnen bleiben und darauf warten, dass Mom und Mel irgendwann vielleicht heirateten? Oder bei Dad, Briley und Frankie einziehen und versuchen, unsere Beziehung zu kitten, die Dad – da war ich mir ziemlich sicher – sowieso nicht wollte? Würde ich ausziehen und mir einen Job suchen? Mir mit irgendwem eine Wohnung teilen? Mich verlieben?
    »Wieder zu Kräften kommen«, sagte ich. Und das meinte ich ernst. Ich brauchte Zeit, um alles zu verdauen. Über meine Zukunft würde ich später nachdenken, wenn ich die Garvin-Highschool endgültig abgelegt hatte wie einen zu dicken Mantel in einem überheizten Raum. Wenn es mir gelungen war, die Gesichter meiner Klassenkameraden nach und nach zu vergessen. Das von Troy. Das von Nick. Wenn die Erinnerungen an den Geruch von Schießpulver und Blut ausgelöscht waren. Falls das jemals der Fall sein würde.
    Alles in allem liefen die Dinge ziemlich okay, bis zu einem regnerischen Freitag, an dem der Geruch von gemähtem Gras durch die Gänge zog. Draußen hatten sich Sturmwolken aufgetürmt und im Schulgebäude wirkte es, als wäre es schon Abend. Die Glocke hatte gerade zumEnde des Tages geläutet und in den Gängen wimmelte es nur so von Schülern, die wild durcheinanderredeten. Wie üblich machte ich dabei nicht mit, sondern bewegte mich von allen abgeschirmt in meiner eigenen kleinen Welt. Ich wartete nur darauf, den Tag im Kalender ausstreichen zu können – wieder eine Etappe geschafft auf dem Weg zum Abschluss.
    Ich stand an meinem Schließfach und tauschte gerade das Mathebuch gegen das Physikbuch aus.
    »Weißt du, wer dieses Mädel ist, das sich abmurksen wollte?«, hörte ich eine Schülerin ein paar Schließfächer weiter fragen. Ich spitzte die Ohren und sah zu ihr hinüber.
    »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest«, antwortete ihre Freundin.
    Die Augen des Mädchens wurden riesig. »Hast du’s denn nicht gehört? Irgendeine aus der Abschlussklasse hat versucht, sich umzubringen. Schon vor ein paar Tagen. Hat Tabletten geschluckt, glaub ich. Vielleicht hat sie sich auch die Pulsadern aufgeschnitten, das hab ich vergessen. Ich glaub, sie hieß Ginny oder so.«
    Ich schnappte nach Luft. »Ginny Baker?«, fragte ich laut.
    Die beiden Mädchen sahen mich mit verwirrtem Gesichtsausdruck an.
    »Was?«,

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