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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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du nicht einfach am Fleck bleiben und warten, wie ich’s dir gesagt habe? Kapierst du denn gar nicht, was mir bei solchen Gelegenheiten im Sinn rumgeht?«
    »Bin gleich da«, murmelte ich ins Telefon. Ich stand auf und schob das Handy zurück in meine Hosentasche. »Tut mir leid«, sagte ich zu Bea. »Meine Mutter   …«
    Sie wedelte mit einer Hand in der Luft herum, schnappte sich mit der andern einen Besen und machte sich über ein Häufchen Sägespäne her, das unter einer Werkbank auf der anderen Seite des Raums lag. »Wegen einer Mutter sollte einem nie etwas leidtun«, antwortete sie. »Eine Mutter kann einem leidtun, das schon, aber sich wegen einer Mutter entschuldigen? Nein, ganz sicher nicht. Mütter mögen Purpur fast immer. Ich muss es wissen – ich hatte eine ausgesprochen purpurne Mutter.«
    Ich hastete den Gang entlang, durch den ich hereingekommen war – es kam mir vor, als würde ich aus einem dunklen, geheimnisvollen Wald flüchten   –, und warschon fast an der Tür, als Beas Stimme quer durch den Laden schwebte.
    »Ich hoffe doch sehr, dass du nächstes Wochenende wiederkommst, Valerie.«
    Ich lächelte und stürzte nach draußen. Erst als ich atemlos und verschwitzt vom Rennen und meinem Malrausch ins Auto einstieg, fiel mir auf, dass ich Bea überhaupt nicht gesagt hatte, wie ich hieß.

 
    In der Schule gab es so etwas wie versteinerte mexikanische Pizza zum Mittagessen – das fand ich ausgesprochen passend für einen Montag. Montags fühlte ich mich meistens selbst wie versteinerte Pizza, denn da musste ich raus aus dem kleinen, kuschligen Kokon meines Zimmers und rein ins grelle Rampenlicht der Garvin-Highschool.
    Vom Samstagvormittag einmal abgesehen war mein Wochenende herrlich ereignislos verlaufen. Mom und Dad redeten aus irgendeinem Grund nicht miteinander und Frankie war zusammen mit einem Freund auf einer Kirchenfreizeit. Eigentlich ging unsere Familie nie in die Kirche, was in den Wochen nach dem Amoklauf immer wieder mal ein Thema in den Medien gewesen war. Aber anscheinend gab es da ein paar Mädchen, die in der gleichen Kirchengemeinde waren wie Frankies bester Freund, und Frankie war wild entschlossen, mit einer von ihnen Zeit allein zu verbringen. Um die Wahrheit zu sagen, wenn Frankie an diesem Wochenende irgendeine Chance hatte, mit einem Mädchen rumzufummeln oder mehr,dann würde er das ohne jedes Kopfzerbrechen tun, Kirchenfreizeit hin oder her. Das fand ich total verkehrt – aber immerhin blieb ihm durch seinen Versuch, auf einer Kirchenfreizeit Sex zu haben, der kalte Krieg daheim erspart.
    Für mich war die eisige Atmosphäre zwischen Mom und Dad kein großes Problem – ich blieb einfach die ganze Zeit in meinem Zimmer. Meine Eltern erwarteten auch nichts anderes von mir. Sie holten mich nicht mal mehr zum Abendessen nach unten. Wobei sie wahrscheinlich selbst auch gar nicht richtig zu Abend aßen. Ich schlich mich einfach später in die Küche, wenn alle irgendwo beschäftigt oder unterwegs waren, durchstöberte dort den Kühlschrank und schleppte meine Beute mit in mein Zimmer – wie ein Waschbär, der die Abfalleimer plündert.
    Auch am Samstagabend war ich erst nach unten gegangen, nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war. Trotzdem saß unten Dad am Küchentisch, über eine Schüssel Cornflakes gebeugt.
    »Oh«, sagte ich. »Ich hab gedacht, ihr wärt beide weg.«
    »Deine Mutter ist bei irgendeiner Selbsthilfegruppe«, sagte er und starrte weiter in seine Schüssel. »Gibt nichts zu essen in diesem verdammten Haus – nichts außer Cornflakes.«
    Ich warf einen Blick in den Kühlschrank. Er hatte recht. Außer einer Packung Milch, ein bisschen Ketchup, einer kleinen Schüssel mit übrig gebliebenen grünen Bohnen und sechs Eiern war praktisch nichts da. »Cornflakes sind schon okay«, sagte ich und nahm die Schachtel vom Kühlschrank herunter.
    »Die schmecken total alt«, sagte er.
    Ich sah ihn scharf an. Er war unrasiert und seine Augen hatten rote Ränder. Seine Hände waren rissig und zitterten und mir wurde auf einmal klar, dass ich Dad schon ewig lang nicht mehr richtig angeschaut hatte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr er sich in letzter Zeit verändert hatte. Er sah richtig alt aus. Irgendwie verbraucht.
    »Cornflakes sind okay«, wiederholte ich, etwas leiser als beim ersten Mal, machte den Schrank auf und schnappte mir eine Schüssel.
    Ich schüttete Cornflakes hinein und kippte Milch drüber. Ich war schon auf dem Weg nach oben, als

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