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Die Haushälterin

Die Haushälterin

Titel: Die Haushälterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Petersen
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Lubliner Fasching auf und stieß mit mir in der Küche an, während mein Vater Fußbäder nahm, sich stöhnend über sein Bein beugte und die metallenen Stäbe mit Ethanol polierte.
    Ich erzählte Ada, daß er morgens um sechs Uhr aufstand und Briefe an meine Mutter schrieb, die er in Österreich vermutete, bei einer Tante, die Birnbäume züchtete und kein Telefon besaß. Ich rechnete damit, daß mein Vater ein falsches Wort sagen würde, daß Ada meine Lügen erkannte und in mir einen Jungen sähe, der vielleicht noch weitere Geheimnisse in sich trug.
    Mein Vater sagte gar nichts. Er saß einfach da, und Ada fand Gründe, die Sache mit meiner Mutter zu glauben: Sie sah ihre vergilbten Skizzen an der Tür des Kühlschranks kleben, zog ihre alten Skihandschuhe zur Gartenarbeit an, und als sie auf Knien den Fuß des Garderobenständers entstaubte, streifte ihre Wange das Fell eines nie getragenen Wintermantels, den mein Vater sechsundachtzig aus Helsinki mitgebracht hatte, meiner Mutter zum Geburtstag, zwei Nummern zu groß.
    Am Abend des vierten Tages schlief er im Ohrensessel ein. Sein Mund stand offen, er schnarchte. Im Fernsehen lief »Ein Hauch von Nerz«, einer seiner Lieblingsfilme. Regen prasselte gegen die Scheiben, aufs Dach und auf die Steine draußen; der erste Regen, seit er aus der Klinik zurückgekehrt war.
    Ada tauchte die Arme bis zu den Ellenbogen ins Spülwasser, während ich hinter ihr stand und an einer Flasche Cola nippte. Unter dem T-Shirt zeichneten sich ihre Schultern und der BH ab. Er war orange, ich sah es, als ihr einer der Träger über den Oberarm rutschte. In meiner Klasse gab es Mädchen, die schon einiges hatten von dem, was eine Frau haben mußte - gegen Ada hatten sie nichts. Bei ihr wirkte alles selbstverständlich, das matte Rot des Lippenstifts, der Schatten in ihren Achselhöhlen, wenn sie Glühbirnen wechselte, und wie sie sich gab: Sie kreischte nicht, lief nicht weg, verdrehte nicht die Augen, wenn ein Mann in der Nähe war. Sie wusch einfach ab, und ich konnte hinter ihr stehen und meine Cola trinken.
    Schließlich trocknete sie ihre Hände, ging ins Wohnzimmer, betrachtete meinen Vater wie eine Statue im Museum, nahm ein Kissen vom Sofa und schob es unter sein Bein. Dann lief sie durch die Pfützen zum Bus, in meinem gelben Friesennerz mit hochgeschlagenem Kragen. Ich sah in der Küche nach, im Wohnzimmer und im Bad, suchte nach etwas, das sie dort vielleicht vergessen hatte, das ich anfassen, einstecken, woran ich riechen konnte, aber es war, als hatte sie das Haus von sich selbst gereinigt.
    Ich schaltete den Fernseher aus. Mein Vater schlief noch immer im Sessel. Ich beugte mich über ihn und dachte, daß er wahrscheinlich sterben würde, wenn ich ungefähr fünfzig wäre, und daß man dagegen nichts tun konnte und daß im Grunde niemand wußte, was bis dahin passieren würde. Und ich dachte, daß alle Dinge zum guten Teil Einbildung waren und daß es für uns vielleicht nur diese eine Gewißheit gab: daß er mein Vater war und ich sein Sohn.
    Sie kaufte Fichtennadelextrakt, um seinen Nacken zu massieren.
    »Was soll der Unsinn«, sagte er.
    »Nur ein einziges Mal!«
    »Gut«, sagte er schließlich. »Wenn es Sie glücklich macht.«
    Sie legte ein Buch von Andrzej Szczypiorski auf den Wohnzimmertisch, das er erst übersah und dann an einem einzigen Nachmittag las. Er zeigte ihr, wie man die Mullbinden um sein Bein wickeln mußte, und ließ sich von ihr stützen, wenn er im Garten Pfeife rauchen und seine Rosen gießen wollte. Sie half ihm, die windschiefen Stöcke wieder aufzurichten - die Provence-Rosen aus Aix mit ihren gefüllten, nickenden Blüten, die Polyanthas, deren Blätter der Falsche Mehltau zerfressen hatte, die langstieligen Chinesinnen, mit denen er vor meinen Onkels protzte, und eine Gloria dei, die abseits stand, sein heimlicher Liebling. Alle wurden gespritzt und mit Bambusstäben gestützt und in Komposterde gebettet, aus der Regenwürmer hervorquollen.
    »Wenn Sie Zeit hätten«, sagte er, »könnten Sie mir dann vielleicht noch einmal den Nacken massieren?«
    Später, als wir allein waren, lag mein Vater auf der Couch und rauchte Zigarillos.
    »Die ist zu gebrauchen«, sagte er. »Wie sie mit den Rosen umgeht!«
    »Hab ich ihr gezeigt«, sagte ich. »Als du in der Klinik warst.«
    Er sah mich an und schob die Unterlippe vor. Dann zog er die Zigarilloschachtel aus der Brusttasche seines Hemdes und warf sie auf den Tisch.
    »Falls du einen willst.«
    Ich

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