Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Haushälterin

Die Haushälterin

Titel: Die Haushälterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Petersen
Vom Netzwerk:
morgens tiefer waren als abends und verschwanden, wenn sie ihre Fettcreme benutzte.
    Ich hatte den Skorpion vergessen.
    »Ich verstehe es nicht«, sagte Ada. »Wozu brauchen wir Champagner, Bouillabaisse und Perlhuhnbrüste? Er schikaniert mich, oder?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Er will uns bloß eine Freude machen.«
    Dann ging sie los. Als das Motorengeräusch des Busses herüberwehte, nahm sie die Sandalen in ihre Hand und begann zu laufen - der Rucksack hüpfte, ihr Zopf wippte, ihre nackten Füße huschten über den Asphalt. Sie lief nicht wie jemand, der floh, eher wie eine junge Frau, die den Bus erwischen wollte, um einzukaufen, bevor am Samstag die Läden schlossen.
    »Gut«, sagte mein Vater. »Sehr gut. Da kommt schon der Möbelwagen.«
    Er hatte am Fenster gestanden und immer wieder auf die Uhr gesehen. Nun humpelte er den Packern entgegen, einem fröhlichen älteren und einem jungen mit Glatze und Ziegenbart, der gerade versuchte, die rostigen Flügel unseres Gartentors aufzustemmen.
    »Hier sind Sie richtig«, rief mein Vater. »Zeigen Sie mal den Lieferschein ... Rot, das ist unsere Farbe. Bringen Sie's gleich rein!«
    Die Packer trugen den Rahmen und die Matratze getrennt durch die Tür. Sie schlitzten die Kartonagen mit ihren Teppichmessern auf und begannen, den breiten Lattenrost zusammenzusetzen.
    »Paßt nicht«, sagte der ältere.
    »Kein Problem«, sagte mein Vater. »Wir schieben das Klavier zur Seite.«
    Er humpelte zum Klavier und stemmte sich dagegen.
    »Warten Sie«, sagte der ältere Packer. Er zog auf der anderen Seite, während der Ziegenbärtige zusammen mit meinem Vater schob. Das Klavier bewegte sich zentimeterweise übers Parkett.
    »Sind da keine Rollen dran?«
    »Stecken wohl Staub und Haare drin!«
    »Noch ein Stückchen!«
    Mein Vater keuchte. Der ältere Packer kam hoch, rieb sich das Kreuz und setzte neu an, und plötzlich riß die Seitenwand heraus. Der Packer stand da, das Holzstück in seinen Händen, als wollte er weinen.
    »Macht nichts«, sagte mein Vater. »Legen Sie's oben drauf. Das sollte reichen. Jetzt das Bett.«
    Er ballte die Fäuste und stöhnte, als er mit dem eitrigen Bein auftrat.
    »Kommt sie schon?« fragte er. »Geh und sieh nach. Wir sind gleich soweit.« Er deutete aus dem Fenster und schnippte mit den Fingern.
    Während ich an der Straße stand, hörte ich zweimal den Bus, aber ich sah nur die junge Ärztin im Nachbarhaus verschwinden. Schließlich kamen die Packer raus. Sie nickten mir zu, stiegen in ihren Wagen, hupten und fuhren davon.
    »Komm«, rief mein Vater.
    Das Bett füllte beinahe das gesamte Klavierzimmer aus.
    »Was meinst du«, sagte er.
    »Groß«, sagte ich. »Und das Klavier?«
    »Ich schätze, ich hätte es nicht mehr zur Meisterschaft gebracht«, sagte er. »Und du wärst wahrscheinlich auch kein zweiter Benedetti geworden.«
    Er sah wieder auf die Uhr.
    »Sie wird gleich da sein.« Er rieb sich das Bein. »Weißt du was? Wir trinken einen. Zur Beruhigung.«
    »Wir haben nichts mehr«, sagte ich.
    »Doch«, sagte er und grinste. »Ich hab eine Flasche Grappa gerettet. Schau mal im Küchenschrank, beim Putzzeug. Und das hier nimmst du mit.« Er hielt mir den Lieferschein und die Rechnung hin. »Versteck's im Sekretär, ja? Das ist allein unsere Sache.«
    Ich war bereit, alles zu tun, was er von mir verlangte. Der Grappa stand beim Entkalker. Ich nahm zwei Gläser, ein Schnapsglas und ein größeres, und goß ein.
    »Was soll denn das große Glas«, sagte er. »Ach. Schnaps ist Schnaps. Prost.« Er trank in zwei Zügen und stellte das Glas auf dem Klavier ab.
    »Ein Bett wie ein Sportwagen«, sagte er und strich mit den Fingern über den Rahmen.
    »Noch einen Grappa?«
    »Na gut.« Er nickte. »Trinken wir einen auf uns. Wie wir das alles hingekriegt haben. Trotz der kleinen, wie soll ich sagen, obwohl wir manchmal verschieden ticken.«
    Er lachte und zog mich zu sich heran. Ich roch seinen Schweiß und das Eau de Cologne, das er neuerdings benutzte.
    »Prost«, sagte er wieder. »Wo bleibt sie denn bloß?« Er stampfte auf. »Wenn das Mädchen wüßte, was für ein feines Bett hier wartet!«
    Dann setzten wir uns ins Wohnzimmer und sahen ein bißchen fern. Ich brachte meinem Vater Wasser, und als die Nachrichtensprecherin gerade beim Wetter angelangt war - »heiter bis wolkig« -, goß ich ihm noch einen großen Schluck Grappa ein, worauf er »Um Gottes willen!« rief, das Glas dann aber leer trank.
    »Hat sie was gesagt?

Weitere Kostenlose Bücher