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Die Haushälterin

Die Haushälterin

Titel: Die Haushälterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Petersen
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gesessen, Spieße mit Käse, Oliven und Lammfleisch von einem großen Teller gegessen, er in einem blauen Hemd und einer hellen Hose, sie in dem Kleid mit der breiten Schleife an der Taille. Um Mitternacht war ich ins Bett gegangen, und als ich am Morgen aufwachte, hörte ich ihre Stimmen noch immer von der Terrasse. Sie redeten über ihre Freunde, eine Reise nach Cap d'Antibes und die Pläne meines Vaters, ein Patent anzumelden.
    Ich ging in die zweite Klasse; es war der Sommer vor dem Herbst, in dem meine Mutter krank wurde. Ich erinnerte mich an fast alles, was in diesem Jahr passiert war, an das Finale der Fußball-WM im Azteken-Stadion von Mexico-City, an den Sturz meiner Großmutter kurz vor ihrer Geburtstagsfeier und an die Heidschnucke, die mich in die Hand gebissen hatte.
    Während mein Vater im Sessel saß und seine Krücke stemmte, wünschte ich mir, ihm diese Dinge irgendwie sagen zu können, aber ich hätte Stunden gebraucht, am Ende wäre von dem Gefühl vermutlich nichts mehr übriggeblieben.
    Plötzlich tat ich etwas, das ich eigentlich nicht tun wollte: Ich ging hin und umarmte ihn. Sein Bein war im Weg, es war eine ziemlich unbequeme Umarmung. Er hielt mit der einen Hand die Armlehne des Sessels umklammert und klopfte mir mit der anderen ein paarmal auf die Schulter.
    Am Abend schmierte ich mir ein Wurstbrot und aß es auf meinem Bett. Mein Vater sah noch fern, ich rief vom Flur aus »Gute Nacht«, nahm mein Mathematikheft, riß die ersten Seiten heraus und schrieb mit schwarzem Filzstift »5. August 1995«. Ich setzte an, zögerte, überlegte und malte Kringel.
    11
    Am Montag hatte er einen frühen Termin in der Poliklinik. Er mußte gegen sieben los, und Ada sollte ihn hinfahren. Sonntag mittag rief er sie an und bat sie, bei uns zu übernachten.
    »Damit wir pünktlich sind«, sagte er in den Hörer. »Sonst müssen wir stundenlang warten.«
    Sie kam, stellte ihren Rucksack neben die Wohnzimmercouch und besprach mit meinem Vater, was noch zu erledigen war. Er hatte einen Zettel geschrieben - »Ada«, zweimal unterstrichen:
    Wagen waschen, tanken, Öl!
    Kuchen bei Dwenger: Pflaume mit Sahne. Nuß ohne.
    Ein Pfund Kaffee plus was Ihnen gefällt.
    Ich zog mir im Flur die Schuhe an und versuchte, den beiden zu lauschen. Mein Vater sagte etwas, das ich nicht verstand, worauf Ada lachte und rief: »Sie sind einfach unmöglich!«
    Dann holte sie aus der Garage unseren BMW, einen alten Fünfer mit Chromleisten an den Rückleuchten. Ich stieg ein, wir fuhren los und kurbelten die Fenster runter. Ich nahm aus dem Handschuhfach diese riesige Sonnenbrille, mit der mein Vater aussah wie Al Pacino in »Scarface«, setzte sie auf und ließ meinen Arm nach draußen hängen. Ada schob eine Kassette von Urge Overkill in den Recorder. Im Viertel waren die Straßen mit Kopfsteinpflaster befestigt; man durfte nicht schneller als dreißig fahren. Kinder spielten in Vorgärten Fußball, und einige Leute gingen mit ihren Doggen und Dackeln spa-zieren; im Seitenspiegel sah ich, wie sie plötzlich stehenblieben und sich nach uns umdrehten.
    »Wir könnten zum See fahren«, sagte ich.
    Adas Haare wehten im Fahrtwind.
    »Zeig mir den Weg.« Sie grinste. »Oder möchtest du ans Steuer?«
    Ich wußte, daß sie es ernst meinte.
    »Bist du schon mal Auto gefahren?«
    »Manchmal«, sagte ich.
    »Du lügst.« Sie lachte und kniff mich in den Oberschenkel.
    Das aufgeklebte Thermometer zeigte 34 Grad. Wir kauften bei der Jet-Tankstelle zwei Flaschen Bier und Zigaretten. Dann fuhren wir über die Bahngleise, vorbei an dem staubigen Platz gegenüber der alten Gießerei, wo jeden Herbst das Zirkuszelt stand. Hinter dem Autobahnzubringer bogen wir ab Richtung Altes Land.
    Der Himmel war klar, man konnte den Blick entlang der Hochspannungstraßen bis zum Horizont wandern lassen. Ich sah die riesigen Windräder, gelbe Felder und Traktoren, die ihre Pflüge in der Ferne durch flimmernde Äcker zogen. Ada steckte sich zwei Zigaretten in den Mund, zündete beide an, hielt mir eine hin und beschleunigte auf hundert.
    Der See lag, umgeben von Bäumen, hinter einer Pferdekoppel. Wir stellten den Wagen ab und gingen das letzte Stück zu Fuß. Als die Pferde uns sahen, kamen sie an den Zaun, ein Atlasschimmel und drei Braune. Wir hielten ihnen Scharfgarben, Klee und Zigaretten hin. Die Pferde bliesen durch die Nüstern und fraßen uns aus den Händen.
    Ich streckte den Arm und blieb auf Abstand; größere Tiere machten mir angst. Aber Ada sprach

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