Die Haushälterin
Wollte sie jemanden treffen?«
»Soviel ich weiß«, sagte ich, »wollte sie gleich wieder da sein.«
Er beugte sich vor, hob einen hellen Fussel vom Läufer auf und steckte ihn in die Brusttasche seines Holzfällerhemdes. Irgendwann würde ich vom Bahnhof oder vom Flughafen kommen. Ich würde vielleicht eine Frau begrüßen, die dann mit ihm lebte, und er würde meine Freundin begrüßen, sie ansehen und mit weicher Stimme Bonmots zum besten geben.
Das Frühstück stand noch auf dem Tisch. Ich räumte ab, verpackte die Reste, legte sie in den Kühlschrank, stellte das Geschirr in die Spüle und setzte mich wieder hin. Manchmal, wenn wir an Samstagen mit meiner Mutter gefrühstückt hatten, hatte mein Vater sich eine Karotte quer in den Mund geschoben und dazu mit den Ohren gewackelt, oder er hatte sich einen Streifen Mettwurst an die Nase geklebt und den Ruf des jungen Truthahns aus Hagenbeks Tierpark imitiert.
Ich griff nach der Flasche.
»Es reicht«, sagte er. »Einen noch, dann reicht es.«
Darüber dachte ich nach, während ich ihm beim Warten zusah: daß er kein anderer Vater war, sondern derselbe, ein paar Jahre später.
Die Arbeit an dem Roman wurde von einem dreiteiligen Romanseminar von textwerk am Literaturhaus München unterstützt und durch das Literaturstipendium der Stadt München gefördert.
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