Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Haushälterin

Die Haushälterin

Titel: Die Haushälterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Petersen
Vom Netzwerk:
Sohn.
    Agnieszka öffnete die Tür. Sie trug Lippenstift und Rouge und einen gestreiften Bademantel. Durch ein schmales Fenster fiel Tageslicht ins Treppenhaus, und ich sah, daß einige ihrer Haare schon grau waren.
    »Du?«
    Sie starrte wie jemand, der gerade aufgestanden war.
    »Ich wollte bloß vorbeischauen.«
    Die Wohnung war feucht und dunkel und roch nach verbranntem Fisch. Auf dem Parkett klebte noch das Wachs der Teelichter von der Party. Agnieszka war barfuß, sie ging voraus. Ich dachte an ihre Brustwarzen, die ich bei der Party gesehen hatte: Sie waren so groß wie das Loch, das entstand, wenn man die Spitzen von Zeigefinger und Daumen aneinanderlegte.
    »Es gibt noch Pizza«, sagte sie. »Mit Zwiebeln und Anchovis. Magst du Anchovis? Ich hasse Anchovis. Du kannst meine haben.«
    Am Küchentisch saß der blonde Mann, der mit Ada getanzt hatte. Er trug ein T-Shirt, Badelatschen und Shorts mit grauen Ausrufezeichen.
    »Pavel«, sagte Agnieszka. »Hau ab. Du erschreckst die Leute.«
    Er brummte und schlurfte los.
    »Wir kennen uns«, sagte ich.
    Er zog seinen Rotz hoch, kratzte sich am Hintern und knallte die Tür zu.
    »Ich muß gleich wieder«, sagte ich. »Einkaufen und so.«
    »Erst wird gegessen. Setz dich.«
    Sie warf einen Pappteller auf den Tisch und schippte mit einem Tortenheber ein öliges Stück Pizza darauf. Dann lehnte sie sich an die Tapete und zog den Gürtel des Bademantels fest.
    »Wie geht's denn.«
    »Bestens. Und dir?«
    »Auch. Die Cola ist leer. Willst du Wasser?«
    Ich schüttelte den Kopf. Agnieszka zog das Fenster auf und steckte sich eine Prince Denmark an. In meiner Erinnerung hatte die Küche geheimnisvoll gewirkt, der Fortsatz des kerzenbeleuchteten Flurs und des Zimmers, in dem wir getanzt hatten. Jetzt, bei Tageslicht, sah ich nur Sperrmüll, den bald schon fettige Schlieren, Krusten und andere Reste zersetzt haben würden. Auf dem Linoleum lagen Kippen, im Spülbecken stapelten sich Konserven, und über allem lag dieser Geruch, verbrannter Fisch, kräftiger als der Duft blühender Rhododendren, der durchs Fenster hereinwehte.
    »Stört dich der ganze Dreck? Wenn er dich stört, dann bitte, räum auf.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Sie warf ihr Haar über die Schulter. Ich schob die Zinken der Gabel in den braunen Pizzabelag.
    »Wo ist Ada?« sagte ich.
    »Weg.« Sie verdrehte die Augen. »Sonst noch was?«
    »Ich muß mit ihr reden.«
    Sie zog an ihren Fingern, bis sie knackten. Ich aß noch ein Stück von der Pizza, und als Agnieszka hinsah, leckte ich mir die Lippen. Dann holte ich den braunen Umschlag aus meiner Tasche hervor.
    »Das ist ihr Wochenlohn«, sagte ich. »Wir können sie nicht erreichen.«
    Agnieszka nahm den Umschlag, betastete ihn und verzog das Gesicht, als hätte man sie beleidigt.
    »Frag deinen Alten, warum.«
    »Weil er sie geschlagen hat.«
    Sie lachte. »Geschlagen! Pah! Hat er dich auch geschlagen?« Jetzt schrie sie. »Und, was hast du gemacht? Abhauen? Wegen so was?«
    Die Prince Denmark war ihr aus dem Mund gefallen. Ich hob sie auf und hielt sie ihr hin.
    »Du kennst ihn nicht«, sagte ich.
    »Ich kenne andere, die so sind. Makler. Anwälte. Doktor Dingsbums!«
    Ich sah, daß sie versuchte zu weinen, und ich wußte, wie richtig es war, sie zu trösten und ein schlechtes Gefühl zu haben. Aber ich dachte, daß Frauen in ihrem Alter sich oft benahmen wie Kinder, die an ersponnenen Problemen verzweifelten. Ich nahm den Umschlag und stand auf.
    »Warte«, sagte Agnieszka. »Möchtest du noch was? Ein Bier? Eine Zigarette?«
    Sie rieb sich mit dem Ärmel des Bademantels die Augen.
    »Ich muß gehen«, sagte ich.
    »Den Umschlag kannst du hierlassen. Ich werde ihn Ada geben.«
    »Ada ist weg, hast du gesagt.«
    »Ich kann das Geld überweisen. Ich habe ihre Kontonummer.«
    »Mach's gut«, sagte ich.
    Als wir im Flur waren, griff sie zu. Sie krallte die Nägel in den Umschlag. Ich klammerte mich an die Türklinke und zog, so fest ich konnte. Sie lief rot an, der Boden kreischte unter ihren nackten Füßen. Als ich den Umschlag wegriß, fiel sie.
    Sie lag auf dem Rücken und schrie und strampelte mit den Beinen. Ihr Bademantel rutschte hoch, und einen Moment lang sah ich ihr Schamhaar. Sie krallte die Finger in meine Jeans. Ich steckte den Umschlag in meinen Mund und drückte sie mit dem Knie nach unten. Als sie noch immer festhielt, zog ich sie hinter mir her zur Schwelle und schlug die Tür gegen ihren Kopf.
    Pavel kam aus dem Bad

Weitere Kostenlose Bücher