Die Hazienda des Gluecks
war alles zu schnell gegangen. Sie konnte sich kaum noch an so etwas wie Erstaunen erinnern, und dann war da so viel Schmerz über sie hereingebrochen. Leer fühlte sie sich an. Und jetzt? dachte sie unglücklich. Jetzt lässt er mich allein, eine bloße Hülle ...
Oh, Gott, sie hasste sich wegen ihrer Schwäche. Colette setzte sich auf und schlang die schlanken Arme um ihre hochgezogenen Knie. Als sie die Frau Don Diabios wurde, hatte sie von Anfang an gewusst, dass er die Rolle eines Ehemannes und nicht die eines Beschützers spielen wollte. Sie dachte daran, wie er mit ihr in der Kirche gestanden und von Gehorsam und Hingabe gesprochen hatte. Ja, sie war bereit gewesen, sich ihm zu geben, irgendwann zur richtigen Zeit. Sie hatte nicht erwartet, dass es so plötzlich geschehen könnte. Jetzt war ihr nur der Schmerz geblieben, der mehr und mehr der Scham wich. Scham, die sie erstarren machen wollte und gegen die anzugehen ihre ganze Kraft erforderte. In hilfloser Wut knirschte sie mit den Zähnen.
Dann lehnte sie sich zu der Lampe hinüber, die auf dem Nachttisch stand, und knipste das Licht an, denn die Schatten der Nacht ließen die Erinnerungen nur noch lebendiger werden.
Sie starrte auf das Kissen neben sich. Unerträglich, daran zu denken, dass sein Kopf dort gelegen hatte, als er sie in seinen Armen gehalten hatte!
Sie musste an etwas anderes denken, befahl sie sich. Langsam ließ sie den Blick im Zimmer umherschweifen und richtete ihren Hass gegen die auserlesene Schönheit, die sie umgab.
Das Zimmer strahlte eine gewisse Sinnlichkeit aus, man spürte, dass es für eine Frau geschaffen worden war. Hier kamen die weiblichen Reize voll zur Geltung, die einen Mann jedesmal erregen würden, wenn er aus seinem eigenen sachlichen und nüchternen Zimmer in dieses duftende Boudoir trat. Ein vergoldeter Käfig, dachte Colette.
Dort auf dem Teppich lag ihr T-Shirt, die völlig umgekrempelte Hose und ihr winziger Slip. Sie wollte aufstehen und sich anziehen, aber sie war immer noch zu durcheinander, um der Begegnung mit anderen Menschen ins Auge sehen zu können.
Nein! Oh, nein, sie würde lieber sterben, als ihm noch einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen! Dieser Diktator, der sich selbst als ihren Mann bezeichnete!
Das waren die Worte, die er geflüstert hatte, als er mit den Fingern durch ihr Haar fuhr.
"Jetzt bin ich dein Mann, querida. Jetzt bist du meine Frau."
Während sie versuchte, die Gedanken an etwas zu verdrängen, das eine unabänderliche Tatsache war, öffnete sich auf einmal die Tür. Colette versteifte sich und stellte dann ein wenig erleichtert fest, dass es nicht Don Diablo, sondern die alte Dienerin Carmen war. Sie trug ein Tablett, auf dem ein schmales Glas stand. Das Getränk darin sah kühl und einladend aus.
"Ich bringe eine kleine Erfrischung für die Senora", sagte sie. Als sie neben das Bett trat, glitt der Blick ihrer schwarzen, tiefliegenden Augen über Colette. Sie wusste, was in diesem Schlafzimmer vor sich gegangen war, und auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck boshafter Erheiterung. Sie sah von dem Mädchen, das sich fester in das Seidenlaken wickelte, zu den auf den Boden geworfenen Kleidungsstücken und brach in ein wissendes Kichern aus.
"Die stolze kleine Herrin hat also ihre erste Lektion erteilt bekommen, eh?" Carmen hielt Colette das Tablett hin. "Saft der Passionsfrucht, Senora. Süß und kühl, so wie Männer manchmal ihre Frauen mögen."
Colette nahm das Glas, weil sie durstig war, aber sie war fest entschlossen, keine Frechheiten von dieser alten Frau zu dulden. Was erlaubte sich diese Carmen eigentlich, nur weil sie seit vielen Jahren in diesem Haus lebte und zweifellos von manchen als Hexe gefürchtet wurde?
"Vielen Dank für den Saft", sagte Colette eisig. "Ich benötige im Augenblick nichts mehr.
Sie können also gehen."
"Ich bin gekommen, um nach der Senora zu sehen, mich zu vergewissern, dass auch alles mit ihr in Ordnung ist. Dann werde ich wieder gehen." Carmen bückte sich nach dem zerrissenen T-Shirt. "Schade um die Bluse. Sie hat eine so schöne blaue Farbe." Dann nahm die Alte missbilligend die Hose vom Boden auf. "Es schickt sich nicht für eine Frau, Hosen zu tragen, nicht im Hause eines richtigen Mannes. Sie wissen doch jetzt, dass Don Diablo durch und durch ein richtiger Mann ist. Eine Frau muss bei ihm eine Frau sein, oder sie ist gar nichts."
Wieder jenes wissende Kichern und jener spöttische Blick aus den klugen Augen, die in so
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