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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Winspear
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vielleicht lieber, dass ich eines der Mädchen zu ihr hinaufschicke, damit es beim Ankleiden hilft?"
    "Ich brauche niemanden. Ich bin gewohnt, allein fertig zu werden. Es ist nicht notwendig, dass man mich behandelt wie ein hilfloses Baby. Sagen Sie Ihrem Herrn und Meister, dass ich es vorziehe, hier oben auf meinem Zimmer zu bleiben."
    Einen Augenblick später hörte sie, wie sich die Tür hinter der alten Frau schloss, und sie seufzte erleichtert. Gott sei Dank, sie war wieder allein! Colette schwang sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Zu der Wanne führten Stufen aus hellgrünem Marmor, und die Wasserhähne waren aus massivem Silber. Als sie das heiße Wasser einließ, sah sie sich selbst in dem Spiegel, der an der Seite der Wanne in die Wand eingelassen war.
    Colette starrte ihr Spiegelbild an, das von den aufsteigenden Dampfwolken umhüllt würde. Äußerlich war keine Veränderung an ihr zu bemerken, wenn man von dem unordentlichen Haar absah. Innerlich jedoch war sie eine andere geworden. Sie strich mit den Händen über ihren Körper und dachte mit Entsetzen daran, dass sie ja ein Baby bekommen könnte.
    Colette stieg rasch in die Wanne und ließ sich in das duftende Wasser sinken. Heftig schrubbte sie ihre Haut mit einem Duschhandschuh.
    Als sie ihr Bad beendet hatte, fand sie einen Morgenmantel hinter der Tür und schlüpfte hinein. Er war ihr zu lang, und sie merkte, dass es ein Herrenmorgenrock war. Sie hätte das Kleidungsstück am liebsten wieder von sich geschleudert, aber es war nichts anderes zur Hand. Mit zusammengepressten Lippen sah sie in den Spiegel und rollte die Ärmel auf.
    Dir Blick fiel auf das zerwühlte Bett, und da wusste sie, dass sie diese Erinnerung nie aus ihrem Gedächtnis verbannen konnte. Sie hatte in seinen Augen das glänzende Verlangen gesehen. Er hatte sie genommen, und er würde sie wieder nehmen, um seinen Stolz und seinen Hochmut zu befriedigen.
    Niemals konnte sie es vergessen, wie er sich selbstzufrieden neben ihr ausgestreckt hatte.
    Sie schlug die Hände vor die Augen, aber das Bild ließ sich nicht vertreiben.
    Sie trat an ihren Kleiderschrank und öffnete die Tür. Teilnahmslos betrachtete sie ihre Garderobe. Bevor sie England verließen, hatte Don Diablo sie in einen exquisiten Laden in London geführt und sie von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Kleider, Hosenanzüge, Pullover, Taschen - all dies hing ordentlich auf Bügeln oder war sorgfältig in den Zedernholzregalen gestapelt. Colette hatte jedoch keine Freude daran, und sie verspürte nicht die geringste Lust, das anzuziehen, was er ihr gekauft hatte.
    Sie brauchte sich ja auch nicht fein zu machen, denn sie hatte beschlossen, auf ihrem Zimmer zu bleiben. Sie griff nach einem der einfachen Kleidchen, die sie aus Stonehill mitgebracht hatte. Sie war gerade halbwegs drinnen, als sich die Tür ohne jegliche Vorankündigung öffnete. Sie hörte, wie die Tür leise in den Angeln knarrte, und dachte, dass die alte Carmen zurückgekehrt war oder eines der Mädchen geschickt hatte.
    "Sie können mir mit dem Reißverschluss helfen", sagte sie über ihre Schulter.
    Aber die Hand, die nach ihr griff und den Reißverschluss unentschlossen festhielt, gehörte keiner Frau. Beim Klang dieser Stimme zuckte sie, wie vom Blitz getroffen, zusammen.
    "Nein, an unserem ersten gemeinsamen Abend auf der Hazienda wirst du etwas Hübscheres anziehen, querida. Etwas, das ich dir geschenkt habe und das nicht mit Erinnerungen an einen anderen Mann behaftet ist."
    Colette verharrte regungslos. Sie spürte wieder die Hände auf sich, und ein Schauer lief durch ihren Körper. Doch sie erduldete seine Berührung und ließ ihr Gesicht zu einer Maske erstarren.
    "Ich möchte auf meinem Zimmer bleiben", sagte sie. "Ich habe Carmen gebeten, es dir auszurichten ..."
    "Ja, das hast du, aber leider stimmt dein Wunsch nicht mit meinen Plänen für heute abend überein." Er drehte sie zu sich herum. Sie schrak innerlich zusammen, aber es gelang ihr, jenen Ausdruck kalter Würde beizubehalten, mit dem sie ihm gegenüberzutreten gedachte.
    "Ich habe keine Lust zu einem ausgedehnten Mahl mit dir. Ich möchte lieber allein sein."
    "Du benimmst dich wie ein schmollendes Kind. Ich dachte, ich hätte dich davon geheilt und dir beigebracht, ein bisschen erwachsener zu werden." Er ließ seinen Blick forschend über ihr Gesicht schweifen.
    "Es ist doch alles mit dir in Ordnung, eh?" Sein Gesicht verfinsterte sich etwas, während er sie betrachtete. "Du

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