Die Hazienda des Gluecks
musst verstehen, Colette, dass ich dich nicht geheiratet habe, um dir ein Vormund zu sein."
"Ich bin mir sehr wohl bewusst, aus welchem Grund du mich geheiratet hast", gab sie zurück. "Nicht einmal bevor du - Besitz von dem ergriffen hast, was du gekauft hast, habe ich mich auch für einen Moment lang der Illusion hingegeben, dass du aus reiner Menschenfreundlichkeit die Ehe mit mir eingegangen bist. Wenigstens hast du feststellen können, dass Marcus mich gut beschützt hat."
"Ja, querida." Seine Finger streichelten auf einmal ihre Wange. "Bist du wirklich noch so ein Kind, dass du nicht verstehst, was die Männer zu dem macht, was sie sind?"
"Ich weiß, was dich zu dem macht, was du bist." Sie sprach wie zu einem Fremden.
"Niemand hat es je gewagt, deinem Egoismus und deiner Arroganz in den Weg zu treten, wie sollte man da erwarten, dass sich ein Mädchen von neunzehn dir gewachsen zeigen würde.
Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht, einmal eine Frau in deinem Bett zu haben, die nicht mit Freuden zur Hingabe bereit war, die deine Begierde nur an sich geschehen ließ. Wenn man der alten Carmen glauben darf, dann bist du bei allen weiblichen Wesen der Umgebung als El Magnifico bekannt."
"Und was bin ich für dich?" fragte er halb im Scherz.
"Ganz sicher alles andere als großartig", erwiderte sie verächtlich. "Du bist nichts weiter als mein Besitzer."
"Vorsicht, Colette", sagte er mit leiser Drohung, griff nach dem Kragen ihres Kleides und entriss es ihren Händen. Erst das lavendelblaue T-Shirt und nun das honigbraune Kleid, das sie so oft getragen hatte, wenn sie mit Marcus ausging. Er zerstörte alles, woran sie hing und was sie an ihr früheres Leben erinnerte.
"Du - du brutaler Kerl!" stieß sie hervor. Sie vergaß, dass sie beschlossen hatte, ihm voller Verachtung die kalte Schulter zu zeigen, und wollte ihm ins Gesicht schlagen. Als er jedoch ihre Hand mitten in der Bewegung festhielt, schrie sie erschreckt auf.
Er ließ seinen Blick über sie gleiten, die nur noch mit einem spärlichen Slip bekleidet war, und zog die widerstrebende Colette zum Kleiderschrank, dessen Inhalt er sorgfältig inspizierte. Schließlich entschied er sich für ein Modell aus hellgrüner Spitze. "Du wirst das hier anziehen", befahl er und reichte ihr das Kleid. "Und merke dir: Ich dulde keinen Widerspruch!"
Mit mürrisch verzogenem Gesicht ging sie hinüber zur Frisierkommode und glättete ihr Haar mit der Bürste aus Elfenbein. Im Spiegel konnte sie sehen, wie Don Diablo sie beobachtete, und wie ein messerscharfer Schmerz durchzuckte sie die Erkenntnis, dass sie ihm gehörte, genau wie ihm dieses Haus, all diese wundervollen geschnitzten Möbel und die Kristallvasen auf dem Tisch gehörten.
"Öffne das kleine Goldkästchen, und nimm heraus, was darin ist", befahl er.
Colette tat so, als habe sie ihn nicht gehört, aber trotzdem fiel ihr neugieriger Blick auf die kleine Schachtel, die allein schon ein selten schönes Stück war.
"Öffne diese Schachtel", wiederholte er, und seine Stimme war dabei wieder so gefährlich leise geworden, wie sie das schon kannte. "Möchtest du nicht wissen, was darin ist? Wer weiß
- vielleicht ist es irgendein Schmuckstück."
"So gnädig würdest du doch nicht sein", sagte sie zynisch.
"Kleine Närrin." Er zog sie an sich, so dass ihr Bild im Spiegel wie das eines einzigen Körpers aussah. Die hellgrüne Spitze schimmerte vor dem Hintergrund seines dunkeln Anzugs; ihr blondes Haar und Don Diablos bläulich glänzendes Schwarz boten einen herrlichen Kontrast.
Ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus, als er zärtlich ihre Arme entlangstrich und sie bei den Schultern fasste. "War es denn so widerwärtig?" murmelte er.
Sie wusste, was er mit dieser Frage meinte. Ihr ganzer Körper brannte vor Scham, und sie hätte sich am liebsten vor ihm versteckt.
"Aber lassen wir das jetzt. Machst du nun endlich die Schachtel auf oder nicht?"
Colette hätte am liebsten gefragt, ob er ein Trinkgeld hineingelegt hatte, das sie für ihre Dienste belohnen sollte, aber sie besann sich eines Besseren und griff nach dem Kästchen. Es war über und über mit aus Gold gehämmerten exotischen Motiven bedeckt: tropische Pflanzen und Vögel wechselten sich mit seltsamen Masken ab. "Aztekisch?" fragte sie.
Don Diablo neigte bejahend den Kopf. Er selbst glich einer aztekischen Bronzestatue, als Colette den Deckel des Kästchens hob. Sie ahnte schon vorher, dass ein Schmuckstück darin war, aber was dann zum
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