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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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hineinließ, ergab sie sich am besten gleich den Prosecuti und ließ sich als Hexe verbrennen.
    Hannahs Glieder schmerzten, und sie nahm den jetzt schlafenden Jungen wieder auf den rechten Arm. Als die Glocken von San Marco schließlich Mitternacht läuteten, war sie so weit, sich wieder davonzustehlen, wohin, das wusste Gott allein. Doch da endlich kam das Mädchen zurück, starrte Matteo einen Moment lang an und zog die beiden ins Haus, die Treppe hinauf und in ein Schlafzimmer, das fast so groß wie das der Contessa war.
    Jessica saß umgeben von einem Dutzend Kerzen vor einem Spiegel, und ihre Zofe legte ihr dunkles Haar in Locken. Es war so frisiert, dass ihre Stirn frei blieb und es sich auf die Schultern hinab ergoss. Jessicas Haut glich der Samthaut eines Pfirsichs, und als Kind war Hannah immer versucht gewesen, ihr in die Wange zu beißen, um zu sehen, ob Saft herauskam.
    Jessica hielt ihr den Rücken zugewandt, die Augen auf ihr Bild im Spiegel hinter dem Frisiertisch gerichtet. »Bist du gekommen, dich für deine Grobheit zu entschuldigen? Das ist so ziemlich der einzige Grund für einen Besuch, den ich akzeptieren kann.«
    Hannah schluckte. Sie hielt Matteo immer noch auf dem Arm und legte ihre Tasche vorsichtig vor sich auf den Boden. »Ich weiß nicht, wohin«, sagte sie schließlich. »Ich bitte dich, mir Obdach zu gewähren. Ich weiß, ich habe kein Recht, dich darum zu bitten, aber es ist nur für ein paar Tage.«
    Jessica hantierte so lange an einem kleinen Tiegel vor sich auf dem Tisch herum, dass Hannah schon annahm, sie habe sie nicht gehört, doch dann sagte sie: »Du würdest die Feinheiten einer Toilette nicht verstehen. Du hast dich nie um deine Erscheinung gekümmert und bist morgens in die verknitterten Sachen vom Vortag geschlüpft. Besteht dein Kleiderschrank immer noch aus dem einen Haken an der Tür?« Sie drehte den Kopf und sah Hannah über die Schulter hinweg an, während die Zofe ihr einen Schönheitsfleck auf den Rücken klebte. »Ich würde dir nie auch nur einen Blick schenken, mit deinem blassen Gesicht und dem viel zu großen Kleid, in dem dein Mieder versinkt.« Sie wackelte mit der Schulter, um zu sehen, ob das Zierstück auch wirklich klebte. »Was trägst du denn da für ein Bündel im Arm? Sind das Lumpen? Ist das die neueste Mode?«
    Ein Blick schien Jessica genügt zu haben, Hannahs äußere Erscheinung bis ins letzte Detail zu erfassen. Hannah wollte nichts einfallen, was sie ihr hätte erwidern können. Das kalte Selbstvertrauen ihrer Schwester hatte sie schon immer verlegen gemacht. Mit einem Blick oder einer Geste vermochte Jessica dafür zu sorgen, dass sich Hannah ungelenk und dumm vorkam, kaum mehr aufrecht stehen konnte und nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Ich weiß, dass dich meine Worte verletzt haben. Es war gemein von mir, und ich entschuldige mich dafür«, sagte sie jetzt.
    »Ich frage mich, wie du so dreist sein kannst, mich noch um etwas zu bitten, geschweige denn, hier als Gast einquartiert werden zu wollen.« Die Zofe, ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren, zähmte eine dunkle Locke ihrer Herrin mit einem perlenbesetzten Seidenband und tat so, als hörte sie nichts. »Nur aus Neugier: Das Kostüm, das du da trägst, was willst du darin darstellen? Eine Schafhirtin? Eine Sünderin auf dem Weg nach Santiago de Compostela? Wenn ja, fehlt die Jakobsmuschel um den Hals, aber damit könnte ich dienen. Ich müsste eigentlich eine im Haus haben, die ich dir leihen könnte.« Als Hannah nichts darauf sagte, rief Jessica: »Ach, natürlich!« Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn, sorgfältig darauf bedacht, ihre Frisur nicht durcheinanderzubringen. »Ein Waschweib! Das erklärt auch das Bündel!« Sie zupfte sich ein Haar vom Kleid.
    Hannah kam sich trotz ihres aufkeimenden Zorns dumm und hilflos vor. Früher einmal hatte sie Jessica gewickelt, und jetzt musste sie ihre jüngere Schwester anbetteln, um Vergebung und Obdach.
    Matteo wimmerte, drückte den Rücken durch und wollte trinken.
    Jessica wirbelte herum und starrte sie an. »Was in Gottes Namen war das? Ist es dir endlich gelungen, ein Kind in die Welt zu setzen?«
    »Das Kind ist der Grund, aus dem ich hier bin, Jessica. Ich bin gekommen, weil ich niemanden sonst habe, den ich um Hilfe bitten könnte.« Hannah schaffte es kaum, ihre Stimme zu kontrollieren.
    »Du verachtest mich, hältst mich für unmoralisch und willst trotzdem meine Hilfe?«
    Jessica winkte die Zofe aus dem Zimmer

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