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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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eingeflößt haben, denn der lag wieder ganz still da, den Kopf zur Seite gerollt.
    Niccolò stand vor dem Tisch, die Beine breit. »Dieses Kind«, sagte er, »hat mich und Jacopo um alles betrogen, worauf wir so lange gewartet haben. Da ist es nur gerecht, dass ich ihm sein Leben nehme.« Dabei sah er das Baby nicht an.
    »Ihr wollt Matteo ermorden, um an das Erbe des Conte zu gelangen?«
    »Seine Ländereien, seinen wertvollen Palazzo, seine Lagerhäuser voll mit Seide und Gewürzen und seinen Titel.«
    Als Hannah sah, wie hartnäckig Niccolò es vermied, das Kind anzusehen, kam ihr ein Gedanke. Sie senkte die Stimme. »Ich habe dem Schächter oft zugesehen. Die Tötung einer Kreatur Gottes muss mit Respekt und Mitgefühl geschehen. Schlachten heißt nicht einfach nur töten, es heißt, unnötige Schmerzen zu vermeiden und den Tod zu heiligen.« Hannah sah auf das Messer in Niccolòs Hand. »Einmal, als Kind, habe ich Israel Foà hier in diesem Raum zugesehen, wie er ein Lamm zwischen den Knien hielt. Das arme Tier wehrte sich, so dass Israels Messer abrutschte, und statt dem Tier mit einem schnellen, entschlossenen Schnitt die Kehle aufzuschneiden, fügte er ihm nur einen vergleichsweise harmlosen Kratzer zu. Das entsetzte Lamm wand sich aus seinem Griff und lief blutend auf die Gasse hinaus. Israel hatte keine Schwierigkeiten, der Blutspur auf den Campo zu folgen, wo er die arme Kreatur von ihren Leiden erlöste. Wenn Ihr den Jungen nicht richtig tötet, wird er mit seinen Schreien das halbe Ghetto auf Euch jagen.« Sie sah ihm direkt in die Augen. Falls ihn ihre Geschichte berührt hatte, wusste er es gut zu verbergen. »Für mich sollte es nicht schwer sein, solch ein kleines Wesen zu töten. Ich habe schon etliche Hühner und Wildvögel geschlachtet.«
    »Sie redet Unsinn.«
    »Ihr werdet mich sowieso umbringen. Lasst mich für den Mord an dem Kind die Verantwortung übernehmen. Gebt mir das Messer.« Sie streckte die Hand aus.
    Matteos Lider zuckten, während sie sprach.
    »Sie hält mich wohl für einen Narren«, rief Niccolò und ging auf sie los, das Messer über den Kopf erhoben. Sie wich zurück und gab sich dabei alle Mühe, nicht auszurutschen. Er kam näher und wollte ihr das Messer in die Brust rammen, doch da blieb seine Jacke an der Ecke des Tisches hängen, und er geriet ins Stolpern. Hannah reagierte schnell und gab ihm zusätzlich einen Stoß. Niccolò hatte Schwierigkeiten, auf dem glitschigen Boden das Gleichgewicht zu bewahren, schaffte es jedoch, stürzte erneut auf sie zu und rutschte doch noch aus. Er versuchte sich an der Wand festzuhalten, wobei ihm das Messer entglitt, das ein paar Schritte von ihm entfernt klirrend zu Boden fiel. Hannah bückte sich und bekam die Klinge zu fassen. Das kalte Eisen grub sich in ihre Hand.
    Sie richtete sich auf und hielt das Messer an ihrer Seite. Niccolò schien vor Wut platzen zu wollen. Er rappelte sich hoch, lief zum Tisch, packte Matteo und hob ihn drohend über seinen Kopf in die Luft.
    »Gib mir mein Messer zurück, oder ich schmettere ihn auf den Boden. Dann ist er auch tot.« Reste von Innereien klebten an seiner Hose.
    »Gebt ihn mir. Es ist besser für ihn, von einer Hand getötet zu werden, die ihn liebt, statt von Euch, der Ihr nichts für ihn empfindet.« Matteo war immer noch ruhig. Er atmete flach und schien nichts von den Geschehnissen um sich herum mitzubekommen. »Ihr habt nicht das Herz für die Tat, das sehe ich Euch doch an.«
    »Lege sie das Messer auf den Tisch hier!« Niccolò hielt Matteo noch immer in die Höhe. »Ihr Juden mit eurem endlosen Geschwätz. Schnell wie die Rechtsverdreher, hier was bestreiten und da was behaupten, um eine schwache Stelle zu finden.« Sein Gesicht wurde von Schatten verdunkelt.
    Hannah stand fest mit beiden Füßen auf dem Boden, beugte sich vor und legte das Messer auf den Tisch.
    Er senkte das Baby auf Hüfthöhe. Im düsteren Licht der Kerze wirkte Matteo so weiß, als leuchtete er. In seinem Bauch begann es zu gurgeln, und dann, ob wegen des Schlaftrunks, der ihm eingeflößt worden war, wegen des fürchterlichen Gestanks in der Schächterei oder weil Niccolò ihn so rau behandelte, übergab er sich. Reichlich grünlicher Schleim quoll ihm aus der Kehle und ergoss sich auf Niccolòs Hemd.
    Niccolò verzog angewidert das Gesicht, legte den Jungen auf den Tisch und griff nach dem Tuch, das an einem Haken hinter ihm an der Wand hing. Er wischte sich das Hemd ab. »Gott noch mal, bringen wir es

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