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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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ihrer Arbeit zurückgekommen war. Müde war ihre Schwester neben ihr ins Bett gefallen, und als Matteo jammernd aus einem Traum erwachte, streckte Jessica die Hand aus und schaukelte ihn hin und her, bis er sich wieder beruhigt hatte. Zu dritt schliefen sie tief und fest und wachten bei Sonnenaufgang mit dem Krähen des Nachbarhahns wieder auf. Jessica war dann auf den Markt gegangen und wenig später zurückgekommen. Jetzt saß sie Hannah am Tisch gegenüber und wirkte so taufrisch, als hätte sie Stunden geschlafen. Dennoch sah sie besorgt aus.
    »Von hier bis zum Mercato di Rialto gibt es kaum ein Haus, das von der Pest verschont ist. Sie scheint sich in Windeseile ausgebreitet zu haben. Alle betroffenen Haushalte müssen als Warnung ein Kreuz auf ihre Tür malen.«
    »Meinst du, das sollten wir auch tun? Ein Kreuz auf die Tür malen? Wird Jacopo sich von solch einem Trick ins Bockshorn jagen lassen?«, fragte Hannah.
    »Auf jeden Fall können wir nicht einfach nur hier sitzen und uns quälen. Niccolòs Verschwinden wird bald in aller Munde sein, und Jacopo wird seinen Tod rächen wollen«, sagte Jessica. »Beeil dich mit der Suppe. Wir sollten uns vorbereiten.«
    Hannah widmete sich dem Essen und versuchte, das Meckern der Ziege im Garten vor dem Fenster zu ignorieren. Letzte Nacht, als Jessica mit ihrem Gönner unterwegs war und Matteo geschrien hatte wie ein hungriges Kalb, war sie aus dem Haus gelaufen und hatte eine Ziege gestohlen. Hätte sie nicht das Glück gehabt, das Tier zu finden, wäre sie gezwungen gewesen, Matteo mit Brei zu füttern. Nachdem sie die Ziege nach Hause geschleppt und gemolken hatte, hatte sie Matteo ein milchgetränktes Tuch an die Lippen gehalten. Er hörte auf zu schreien, öffnete den Mund und fing an, kräftig zu saugen. Als er sich satt getrunken hatte, sah er zufrieden zu ihr hoch, und sie drückte ihn so fest an sich, dass sie die Milch in seinem Bauch schwappen hören konnte. Er wand sich, und sie lockerte ihren Griff und rieb ihm langsam kreisend über den Rücken, bis er ihre Anstrengungen mit einem lauten Aufstoßen belohnte.
    Jetzt sah Jessica zur meckernden Ziege hinaus. »Ich weiß ja, dass die Dinge nach dem riechen, wonach sie riechen müssen. Die Kanäle riechen nach Abfall, Nachttöpfe nach Exkrementen, und daraus folgt, dass Ziegen nun mal nach Ziegen riechen, aber heilige Muttergottes, der Gestank ist fürchterlich.« Jessica stellte ihre Suppenschale ab und wischte sich mit einem Tuch über den Mund. »Komm, fliehen wir vor dem Vieh, so weit wir können.«
    Hannah folgte Jessica mit Matteo auf dem Arm die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer.
    Gipsputten sahen mit runden hellen Augen auf Jessica herab, die alles Nötige zusammentrug: Ruß aus dem Herd, ranziges Olivenöl, Gelbwurz, Knoblauch und Zwiebeln. Die Ziege hatte darüber hinaus, ohne dazu angehalten werden zu müssen, den nötigen Dung produziert, und mehr. Jessica stellte ihre Töpfchen und Tiegelchen mit den Hilfsmitteln ihrer Profession in einer Reihe auf: Cremes, Haarfarben aus Lauge, Puder, Salben und Tinkturen.
    Hannah pochte der Kopf. »Ich werde das Kreuz unten auf die Tür malen. Möge es Gott nicht auffallen und er mich dafür nicht strafen.« Die List würde sicher nicht funktionieren, aber etwas zu tun zu haben war besser, als mit den Händen im Schoß auf Jacopo zu warten. Sie lief nach unten und kratzte mit einem Stück Holzkohle aus dem Herd ein Kreuz auf die Tür. Als sie zurück ins Schlafzimmer kam, saß Jessica auf dem Bett.
    »Fangen wir mit Matteo an«, verkündete ihre Schwester, nahm das Baby und kraulte es unter dem Kinn. »Ich mag dich viel lieber, seit du nicht mehr so schreist, aber …«, Jessica kicherte, »ich weiß nicht, wer hier mehr stinkt, die Ziege oder du.«
    »Er hat sich vollgemacht. Ich wickle ihn schnell neu.« Hannah nahm frische Wickeltücher aus ihrer Tasche und legte das Kind aufs Bett. Sie befreite Matteo von seiner schmutzigen Windel, legte sie zur Seite und sah ein weiteres Mal seinen unbeschnittenen Penis wie einen blinden Wurm zwischen seinen Beinen liegen. Als sie sich über ihn beugte, baumelte das Amulett von ihrem Hals, und er versuchte, danach zu greifen.
    Jessica betrachtete das nackte Baby über Hannahs Schulter. »Noch ein paar Tage Ziegenmilch, und seine kleinen Wangen werden sich wieder runden.« Sie schenkte Matteo ein Lächeln. »Wenn du nur nicht anfängst zu meckern und zu blöken wie diese verflixte Ziege und meine Pfingstrosen frisst! Willst

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