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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Freundin vorgestellt. Ich wünschte mir so sehr, dass sie dich aufgrund unserer Ähnlichkeit ebenso lieb gewinnt, wie sich mich über all die Jahre hatte. Aber als ich den schrecklichen Burschen erblickte, setzte mein Verstand aus. Ich musste einfach weglaufen.“
    „Was wollte der denn im Schloss der Fürstin?“, fragte Isabella erstaunt.
    „Was wohl? Mich gefangen nehmen und den Hexenjägern ausliefern. Sich an meiner Qual weiden, wenn ich auf dem Scheiterhaufen brenne. Er trachtet mir nach dem Leben.“
    „Darum sein zynisches Grinsen. Jetzt verstehe ich. Aber warum, Mutter, warum hasst er dich derart?“
    „Er behauptet, ich hätte seine Frau im Kindbett umgebracht.“
    Jegliche Farbe wich aus Isabellas Gesicht. Totenbleich stammelte sie: „Und? … Hast du …?“ Die Tochter vermochte nicht weiterzusprechen.
    Rubina schwieg, wischte sich Schweißperlen von der Stirn. Isabella umklammerte die Arme der Mutter, schüttelte sie  wie von Sinnen.
    „Rede. Hast du die Frau des Kürassiers ermordet?“
    Statt einer Antwort kramte Rubina einen versiegelten Umschlag aus ihrer Kitteltasche und reichte ihn der Tochter.
    „Übergib diesen Brief meiner Freundin Elisabeth, der Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel. Sie wird dafür sorgen, dass dir nach meinem Tod nichts geschieht.“
    Isabella riss ihr das Schriftstück aus den Händen, warf es auf den feuchten Waldboden, sprang mit beiden Füßen darauf herum.
    „Ich brauche deine Hilfe nicht, und schon gar nicht die der hochnäsigen Fürstin. Habe ein reines Gewissen. Antwort will ich. Hörst du? Antwort.“
    Rubina blickte die Tochter an. Schwarz flimmerte Trauer in ihren Augen. Trauer, gepaart mit unstillbarer Angst. Sie drehte sich wortlos um, stapfte in den Nebel hinein, der sich unterdessen ausgebreitet hatte und die Hebamme Sekunden später in kalten Armen vor jeglichem Angriff der feindlichen Welt barg. Und das war gut so. Niemand sollte die Tränen sehen, die ihr übers Gesicht rannen.
    „Warte! Mutter, so warte doch!“, rief Isabella durch die milchtrübe Frühlingshaut.
    Pavor saß auf Rubinas Schulter, schnäbelte die salzige Flüssigkeit auf, schimpfte: „Scher dich weg, Isabella. Scher dich weg.“             
    Sekunden später stand das Mädel mutterseelenallein im Wald, eingehüllt in undurchsichtige Schleier, aus denen sie glaubte, geheimnisvolle Schatten hervorspringen zu sehen, die sie packen und in die Unterwelt ziehen wollten. Tannen, Fichten und kahle Laubbäume griffen mit Frostfingern nach ihr, Dornen der Hagebutte hielten sie fest, zerschrammten Beine und Gesicht. Das Böse lauerte hinter jedem Findling am Pfad, unter jeder Wurzel im Laub. 
    „Huh!“, schrie die Kleine, und noch einmal: „Huh! Hört mich denn keiner?“
    „Doch“, sagte da eine Stimme in unmittelbarer Nähe. Bevor Isabella weiteres Geheul ausstoßen konnte, verschloss eine riesige Hand ihren Mund. 
    Furcht schnappte nach Herz und Gemüt, ließ die Fünfzehnjährige erschauern. Reglos harrte sie der Gräueltat, die unweigerlich auf sie zukommen müsste.
    „Ist ja gut, dumme Bangebüx. Ich bin’s. Und nun krieg dich wieder ein“, hörte Isabella eine gut bekannte Stimme.
    „Onkel Richard“, seufzte sie erleichtert, schmiegte sich a n den ehemaligen Buhlen der Mutter, „du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Mir war, als sei ich von Räubern umzingelt. Und einer von ihnen wollte mir den Garaus machen. Dabei ist es mein Retter aus diesem unheimlichen Nebel.“ Sie kicherte. Doch das Lachen klang hohl und unecht. „Bringst du mich heim, Onkel? Bitte, bitte.“
    „Oho, das muss ich mir noch schwer überlegen. Verdient hast du es nicht. Treibst dich spät am Abend im Dickicht herum. Eine Tracht Prügel wäre angebrachter. Was suchst du überhaupt hier draußen in der Wildnis?“
    „Ich war ja nicht allein unterwegs. Mutter ist einfach abgehauen. Und jetzt weiß ich nicht, wie ich nach Hause kommen soll.“ Isabella schmollte.
    „Deine Mutter hat dich hier zurückgelassen? Das sieht ihr aber nicht ähnlich. Sicher hast du sie vorher tüchtig geärgert.“
    „Umgekehrt. Sie hat mich geärgert. Wollte mir nicht sagen, ob sie eine Hexe ist und Menschen umgebracht hat, Onkel Richard. Stell dir vor, meine eigene Mutter.“
    „Was redest du für wirres Zeug, Mädchen? Rubina ist zwar ein loses Frauenzimmer. Aber eine Hexe? Nie und nimmer.“
    „Ist sie wohl. Die Kinder schrien es auch hinter ihr her, und die Leute auf dem Markt haben

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