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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Euch bald genesen lassen. Sie ist die beste Heilerin, die mir bekannt ist. Gehabt euch wohl, meine Lieben.“
    Bevor jemand Widerspruch einlegen konnte, stü rmte der umtriebige Jüngling in die Stallungen zu seinem Rappen, den er wie dessen Vorgänger Albertinus getauft hatte, in das stürmische Dunkel hinaus. Ulrich folgte ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter. Abrupt drehte Christian sich um und schnauzte ihn an: „Versuch nicht, mich zum Bleiben zu veranlassen. Mein Entschluss steht fest. Ich kann meine Truppen nicht sich selbst überlassen.“
    „Das will ich nicht. Kenne deinen fanatischen Eifer. Und ich weiß auch, wie die niedersächsischen Stände dich bedrängen, keine weiteren Feindseligkeiten gegen den Kaiser zu unternehmen, falls sie dich in ihre Dienste aufnehmen.“
    „Dann verstehst du meinen Unmut?“
    „V erstehen wäre zu viel gesagt. Aber wie es in deinem Herzen rumort, kann ich nachvollziehen. Und weil ich dich liebe, kleiner Bruder, was du ja zu gern bezweifelst, ernenne ich dich zu meinem Protektor, sodass dir niemand Befehle erteilen darf. Wo kämen wir denn hin, wenn unser altes Adelsgeschlecht sich der Willkür irgendwelcher Stände beugen würde?“
    Christian war gerührt. Hatte er Ulrich doch zeitlebens falsch eingeschätzt. Er schämte sich und wollte ihn an sich drücken.
    „Halt“ , lachte dieser. „Ohne frische, unverbrauchte Soldaten bist du ein einsamer Rufer in der Wüste. Ich habe für dich ein gut ausgebildetes Heer von zwanzigtausend Mann aufgestellt. Ich werde mit dir in die Kasernen reiten und auf dem Übungsplatz den Treueeid, den sie mir geleistet haben, auf dich übertragen. Du bist ihr Feldherr und wirst unseren Glauben bis ins Grab verteidigen.“
    „So wahr ich der tolle Christian bin.“
    Wie Ulrich versprochen hatte, geschah es. Mit der gewaltigen Streitmacht hinter sich, ritt er voran, nicht bevor sich beide Brüder umarmt hatten und ein siegreiches Wiedersehen wünschten.          
    Ohne einen offiziellen Auftrag der niedersächsischen Stände, marschierte das Heer ins kalbergische Land ein, besetzte das rechte Weserufer von Rinteln bis Höxter. Hameln galt als Sahnehäubchen des Überfalls.
    Mit Christians Heer im eigenen Lande, blieb den niedersächsischen Kreisen, die dem Kaiser bereits ihre Neutralität zugesichert hatten, nichts anderes übrig, als mit bärbeißigen Mienen Christian als General zu akzeptieren.
    Grimmig biss sich der Kaiser in den Bart, war es ihm doch von Anfang an nicht ernst gewesen mit der dreimonatigen Waffenruhe. Er hatte gehofft, sich währenddessen die L ändereien der auf das Ehrenwort des Monarchen vertrauenden Stände ohne Gegenwehr einverleiben zu können, wie seinerzeit Isabella den gackernden Hühnern der Zieheltern die Eier unter den Leibern wegraubte.
    Christian hingegen ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen. In ihm hatte er einen Feind, der ihm an Willenskraft in nichts nachstand. Wohl aber besaß er die stärkeren Heere und größere Loyalität seiner Feldherren. Tilly hatte einen geradezu persönlichen Vernichtungswillen gegen den Braunschweiger entwickelt, bei dem ihm jedes Mittel recht war. Nicht anders sah es beim Anholter und den Spaniern aus.
    In Christians Heer sah es anders aus, stritt er doch ständig mit dem älteren und ihm vorgesetzten General Georg von Lüneburg, da dieser ihn mit Befehlen überhäufte, die der eigenwillige Prinz nicht zu befolgen bereit war. Er zog sein eigenes Konzept durch, marschierte durch die Lande und wollte sich unbedingt mit dem Mansfelder wieder vereinigen. Der reagierte nicht auf seine Briefe. Zwar schickte Christians Onkel, der König von Dänemark, Verstärkung, die jedoch ebenfalls unter dem unter der dem Befehl des Herzogs von Lüneburg stand.
    Ach, was musste Christian in der kommenden Zeit an Schmähungen und Ablehnungen hinnehmen. Er verzichtete zu Gunsten seines Vetters, dem Sohn des dänischen Königs, auf sein Bistum Halberstadt, bot den Holländern, die ihn so herablassend behandelt hatten, erneut seine Dienste an. Auch auf dieses Ersuchen erhielt er keine Antwort.
    Doch geschlagen gab er sich deshalb nicht . Sein Vertrauen in den Mansfelder war unerschütterlich. Er teilte dem Waffenbruder mit, dass er gedenke, am siebenundzwanzigsten Juli sechzehnhundertdreiundzwanzig die Weser zu überschreiten und sich dort mit ihm treffen wollte. Drei Tage wartete er am genannten Termin auf den Verbündeten, dem es nicht im Traum einfiel, ihm zu Hilfe zu eilen,

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