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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Vorbeigehen berühren sah. Er versuchte, dem keine Bedeutung zuzumessen und wusste doch tief im Innersten, dass sich zwischen Isabella etwas anbahnte, das es zu verhindern galt.
    Der Braunschweiger begann einen regen Briefwechsel mit seinem Onkel, dem Dänenkönig, bedrängte ihn, ihm Hilfe angedeihen zu lassen, näherten sich doch die Feinde erschreckend schnell, wurde von ihm vertröstet. Ja, er empfahl dem Neffen sogar, sich dem Kaiser zu unterwerfen, was dieser entrüstet ablehnte.
    In se iner verzwickten Lage boten die niedersächsischen Stände an, ihn für drei Monate als Oberbefehlshaber über ein von ihnen aufzustellendes Heer in ihre Dienste zu nehmen, falls er während dieser Zeit keine Feindseligkeiten gegen den Kaiser, Tilly und Erzfeind General von Anhold unternähme und sich nicht erneut mit Ernst von Mansfeld zusammentäte.
    Es war pure Angst, die den niedersächsischen Ständen die Feder führte.
    Christian bat sich eine Woche Bedenkzeit aus, die ihm aber das Schicksal abnahm. Am gleichen Tag traf ein Bote aus Wolfenbüttel ein, der ihn im Namen der Geschwister aufforderte, unverzüglich ins Schloss zu kommen, da sich der Zustand der Herzogin dramatisch verschlechtert habe und man mit dem Schlimmsten rechnen müsse.
    Diese Nachricht versetzte Christian in Panik. Undenkbar, dass die geliebte Mutter verschied, ohne ihren Lieblingssohn in den letzten Erdenstunden an ihrem Bett zu haben. Wie ein gehetzter Tiger lief er hin und her, gab hier Anweisungen, dort Befehle und ließ eine Kutsche anspannen, in der er sein Gepäck verstauen ließ.
    Als er Hals über Kopf in das Gefährt springen wollte, stellte Isabella sich wie selbstverständlich neben ihn und sagte: „Ich komme mit.“
    Christian sah sie dankbar an, drückte ihr die Hand. Heimwärts rollte der Wagen, und Richard Sander musste wieder einmal die Stellung halten.    
     
     
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    Niemand aus der Fürstenfamilie, die sich um das Krankenbett versammelt hatte, hätte für möglich gehalten, dass die vor sich hindämmernde Herzogin beim Eintritt ihres Lieblingssohnes die Augen aufschlagen und ihm die Arme entgegenstrecken würde. Mit raschen Schritten eilte er an ihren Busen, ließ sich herzen und küssen.
    „Meine gute Mutter“, schluchzte er, und seine Tränen benetzten das wächserne Antlitz. „Du darfst mich doch nicht verlassen. Wie soll ich ohne dich leben?“
    El isabeth richtete sich mühsam auf. „Nein, mein Liebling, ich verlasse dich nicht. Du warst es, der mich verlassen hat. Schon vergessen? Aber ohne dich hat mein Dasein seinen Sinn verloren. Deshalb verließen mich die Kräfte. In ständiger Angst und Sorge um dich, hat der Körper nur noch auf Sparflamme gekocht, wollte nun den Betrieb ganz aufgeben.“
    Wie klar ihr V erstand war. Wie treffsicher ihr Mund die Worte formte. Jener Mund, der seit Wochen keinen Ton mehr von sich gegeben hatte. Christians Geschwister guckten beleidigt.
    „Sind wir nicht auch Eure Kinder? Kinder, die sich mehr um Euch kümmern als der verlorene Sohn, Mutter?“, fragte Dorothea gereizt.
    „ Gehen die Eifersüchteleien schon wieder los? Ihr wisst, dass ich euch alle liebe. Aber steht nicht bereits in der Bibel, dass Eltern und Geschwister sich mehr über die Heimkehr des verlorenen Sohnes freuen als über die Zuhausegebliebenen, dass sie ein großes Fest veranstalten und alle Freunde einladen sollen, um den Anlass gebührend zu feiern?“
    Erst jetzt erblickte die Herzogin Isabella, die hinter Christian stand. Als hätte sie die bösen Worte, die sie ihr damals an den Kopf geworfen hatte, aus ihrem Gedächtnis gestrichen, lächelte sie freundlich.
    „Da bist du ja, mein Mädchen. Wie schön, dass du Christian an der Front zur Seite standest. Aber jetzt bleibst du bei mir, bis an mein Lebensende. Das habe ich Rubina nämlich bei deiner Geburt versprochen.“
    „Was habt Ihr meiner Mutter versprochen, gnädigste Fürstin?“
    „Dass ich für dich sorgen werde, als wärst du mein eigenes Kind, falls sie vor mir sterben würde. Und meine Versprechen pflege ich zu halten. Komm zu mir. Lass dich umarmen, meine Kleine.“
    Isabella wusste nicht, wie ihr geschah, eri nnerte sich mit Schrecken jenes Tages, als sie mit Bernhard und Barbara so unwirsch von ihr des Schlosses verwiesen worden war. Wie festgeklebt hielt der Marmorboden ihre Füße. So sehr sie sich anstrengte, sie vermochte keinen noch so winzigen Schritt voranzugehen. Da gab ihr Christian einen sanften Stoß, und sie fiel auf Elisabeths

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