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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Flur stürzenden Wachen hereinmarschieren sah.
    „Was wollt Ihr?“, prahlte Christian übellaunig. Seine Stimmungen wechselten schneller, als ein Taschendieb dem ehrbaren Bürger die Geldbörse entwenden kann.
    „Verzeiht, aber vorm Tor hat sich eine Menschenmenge angesammelt, die unbedingt vom Landesvater empfangen werden will.
    Ulrich zupfte seine Kleidung zurecht, strich sich mit einer fahrigen Bewegung durchs sumpfbraune Haar, wandte sich an den narbengesichtigen Kürassier: „Wer gab Euch die Erlaubnis, ohne Aufforderung den Wächtern zu folgen? Wisst Ihr nicht, dass es bei Strafe verboten ist, in ein Schloss vorzudringen? Sprecht, wenn Euch Euer Leben lieb ist.“
    „Das will ich ja, allergnädigster Herr, das will ich ja“, schleimte der Genannte, während die Wachen ihn mit ihren langen Speeren in Schach hielten. „Aber können nicht Eure Soldaten ihre Waffen von mir wenden? Es redet sich dann leichter.“
    „Das Reden soll Euch nicht leicht fallen, närrischer Tor, sondern hoffentlich eine wichtige Begründung haben. Falls nicht, landet Ihr auf der Stelle im Loch.“
    „Bitte nicht, Majestät, hätte ich nicht einen überaus bedeutungsvollen Auftrag der vorm Schlosstor harrenden Bürger, fiele es mir im Traum nicht ein, Euch in dieser hochherrschaftlichen Umgebung aufzusuchen.“
    „Lange Rede, kurzer Sinn. Sagt endlich, was Euch auf der Seele brennt.“
    „So muss ich Euch die dramatische Mitteilung machen, dass der Metzger Gregor Walz heute Nachmittag von seinem Bruder tot aufgefunden wurde.“
    „Was geht’s mich an? Die Menschen sterben in diesen Zeiten wie die Fliegen. Was sollte mich also der Tod des Fleischers interessieren? Das wird ja immer schöner“, sagte Ulrich erzürnt.
    „Oh, der Landeshe rr missversteht meine Worte. Schlachter Walz ist keines natürlichen Todes gestorben.“
    „Sondern?“
    „Er wurde von seinem älteren Bruder Josef, dem Nachfolger des verstorbenen Müllers und Vaters der beiden Brüder, festgebunden an dessen Mühlrad, mit zerschmetterten Gliedern vorgefunden. Unwissentlich setzte er es in Gang, ohne zu ahnen, dass Gregor daran gefesselt war. Das Wasser rauschte so laut, dass eventuelle Schreie des Verstümmelten nicht gehört werden konnten. Falls er überhaupt noch am Leben und in der Lage zu schreien war.“
    Ulrich erbleichte. „Begleitet mich mit Euren Kameraden zum Tor, auf dass ich Volkes Stimme vernehme. Kürassier, Ihr dürft uns folgen.“
    Auch Christian, Victor und die Freunde der beiden schlossen sich an und bekamen bereits von fern die Wut mit. Wie eine Herde in Panik geratener Rinder rannten sie gegen das Parkgitter, rüttelten an den Eisenstäben.
    Als Ulrich und die Leibgarde sich näherte n, verstummte die Horde. Nur Müller Josef Walz schniefte und heulte ununterbrochen: „Mein Bruder. Mein geliebter, rechtschaffener Bruder.“
    Und die Menschenmenge wiederholte i m Chor die Wörter: „Sein Bruder. Sein geliebter, rechtschaffener Bruder.“
    „Gebt Ruhe. Meint ihr, ich wäre taub?“
    „Nein“, schimpfte der Kürassier, der sich unbemerkt  unter die Einwohnerschaft gemischt hatte und inmitten seiner Spießgesellen überhaupt nicht kleinlaut klang. „Wir wissen, wer diesen abscheulichen Mord beging. Die Tochter der Hexe, die Eurer Mutter Freundin war.“
    Da gab es für Christian keine Nachsicht mehr. „Meine Geschwister und ich kannten Rubina vom ersten Tag unseres Lebens. Sie tat uns viel Gutes.“
    „Euch vielleicht. Anderen nicht. Hat gemordet, geraubt und betrogen. Und ihre Tochter trieb’s mit dem Fürsten der Hölle, drunten im Wiesengrund“, zeterte Helene, das Waschweib. „Gregor Walz hat sie mit Luzifer gesehen, wie sie der Sinneslust frönten, und es dem Kürassier gemeldet.“
    „Dann hat doch alles seine Ordnung. Was wollt ihr jetzt hier? Keines Eurer Gesichter ist mir bekannt. Erzählt mir nicht, dass ihr Wolfenbütteler seid“, sagte Ulrich gelassen.
    „Grimmshagener sind wir. Der Graf erteilte uns die Erlaubnis, die Hexe Rubina gefangen zu nehmen. Hat seine Mannen uns zum Schutz mitgeschickt. Auf dem Rückweg wurde dem braven Grenadier Harras Bertram der Schädel gespalten, und die Augen waren vom Raben der Hexe ausgepickt.“
    „Und was wollt ihr in Wolfenbüttel? Wendet euch an den Grafen von Grimmshagen, wenn er so eilfertig Hexen töten lässt. Seit meines Vaters Tod ist in unserem Bezirk noch nie wieder eine Frau verbrannt worden. Und das wird so bleiben. Verstanden?“
    „Gnädigster Herr. Die

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