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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Männer sie fast mit den Augen auffraßen, vermochte nicht, an sich zu halten und führte den orientalischen Tanz vor, mit dem sie am Nachmittag vor Rubinas Tod Elisabeth in Trance versetzt hatte.
    Während sie die Kastagnetten heftiger und heftiger schlug und sich einem Wirbelwind gleich drehte, warf sie den Kopf in den Nacken, ihr Blick fiel auf die Kastanien. Nur kurz tauchte das Gesicht mit der gezackten Narbe hinter einem der Bäume auf, aber lange genug, um sich seinen Anblick einzuprägen.
    „Hilfe! Der Kürassier!“, schrie sie und verharrte mitten in der Bewegung.
    Aus den Zelten und für die Abreise auf Hochglanz polierten bunten Wägelchen stürmten die Verwandten. Selbst Großmutter humpelte, auf ihre Krücken gestützt, der Enkelin entgegen. Hunderte Hände kosten ihr Körper, Haare und Gesicht. Basen, Vetter, Onkel, Tanten umringten sie, schlossen das Mädel in ihren Kreis, bildeten einen Schutzwall um Isabella,
    Nur Rinaldo lehnte an einem Pfeiler und seine Augen loderten.
    „Ich habe ihn erkannt“, sagte er knapp.
    „Wen denn, Rinaldo? Sprich“, forderten ihn Mutter Corinna und Bruder Fernando auf.
    „Den Strauchdieb, der bereits im Winter um unser Lager scharwenzelte und uns ausspionierte.“
    „Dem du mit deinem Messer die Fratze zerschnitten hast?“, forschte Fernando.
    „Jawohl. Ist eine gewaltige Narbe daraus entstanden. Und sie wird nicht die einzige bleiben, wenn er mir nochmals unter die Finger gerät.“
    „Phh, der treibt sich öfter hier rum“, räsonierte Halina, die einige Löwen im Wald spazieren geführt hatte und erst jetzt dazu stieß.
    „Hört. Hört. Die Dompteurin redet klug daher. Hat noch nicht mitbekommen, dass der Bursche uns das Handwerk legen will. Bist keine von der fixen Sorte, nicht wahr Halina? Ist leichter, auf die Raubtiere einzudreschen, als den Kopf zu benutzen, was?“, stichelte Fernando.
    „Nicht frech werden, Freundchen, sonst lasse ich kurz Cäsar von der Leine. Dann bleibt nicht mehr viel von deinem losen Mundwerk übrig.“ Sie kraulte dem Löwen die Mähne, und er schleckte ihr mit der Zunge durchs Gesicht. 
    „Das ist die Idee. Jag ihn hinter dem Spitzel her. Dann hat es sich ausspioniert“, lachte Tante Corinna.
    „Nee, nee, lasst mal gut sein. Das mache ich mit dem Kerl unter vier Augen ab. Den haben wir nicht das letzte Mal gesehen“, ließ sich Rinaldo vernehmen.   
    Isabella sagte mit energischer Stimme: „Nicht euch gilt die Aufmerksamkeit des Kürassiers. Ich bin es, die er zur Strecke bringen will. Genau wie im Januar, als er meine Mutter ausbaldowerte, macht er es jetzt mit mir. Irgendwie muss er mein Versteck herausgefunden haben. Es wird nicht lange dauern und er steht mit der gräflichen Eskorte vor euren Toren. Das will ich euch ersparen. Es war schön hier, aber ich kann nicht alle wegen mir ins Verderben laufen lassen. Noch heute werde ich meine Sachen packen und mit Bernhard flussaufwärts ziehen.“
    „Tu uns das nicht an, Isabella. Es wird deiner alten Großmutter das Herz brechen“, bettelte Rinaldo.
    Das deine ebenso, dachte das Mädchen, hatte sie doch längst bemerkt, dass ihr Vetter bis über beide Ohren in sie verliebt war. Und auch sie verspürte ein eigentümliches Verlangen, wenn sie ihm zu nahe kam. Gäbe es jenen Jüngling nicht, den sie für Gott Balder hielt, wäre es durchaus möglich, dass aus ihnen ein Paar würde. Aber so war jeder Annäherungsversuch seinerseits zwecklos.
    Beherzt kämpfte sie gegen den Kloß im Halse an. Sie durfte jetzt nicht schwach werden und ihre Familie mit in den Abgrund ziehen.
    „Falls ihr mich sucht, werdet ihr mich in Mutters Erdhöhle in der Heide finden. Ihr kennt den Bau, in den sie sich oft wochenlang zurückzog, wenn Gefahr drohte. Diesmal hat sie es nicht rechtzeitig geschafft. Und darum muss auch ich mich sputen. Ich bin noch so jung und möchte nicht das gleiche Geschick erdulden wie sie. Je früher ihr mich los seid, desto besser für euch.“
    „Das wollen wir erstmal sehen, ob der Kürassier Eberhard von Greifsburg gegen uns alle ankommt, oder ob wir ihn an den nächsten Baum knüpfen ehe er ‚Piep’ sagen kann, was Leute?“, rief Rinaldo, doch Isabella ließ seinen Einwand nicht gelten.
    „Glaubt nicht, dass er nächstens allein kommt. Graf Grimmshagens gesamtes Heer wird auftauchen. Sie löschen einen wie den anderen aus. Nichts bleibt vom stolzen Zirkusgeschlecht. Ich gehe, wie ich gekommen bin, mit leeren Händen und meinem Bruder. Lebt wohl, meine

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