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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Hexentochter wurde samt ihrem Bruder vom Satan befreit, obwohl die Soldaten des Kürassiers beide auf den Pferden gefesselt hatten. Sagt selbst, ob da höllische Mächte im Spiel waren.“
    „Wie sollen wir das wissen? Hören doch heute zum ersten Mal von der Untat, können uns folglich kein Urteil bilden.“
    „Aber Ihr seid der Landesherr, der Graf ist Euer Lehnsmann. Was wir fordern, könnt nur Ihr kraft Eures Amtes verkünden.“
    „Und was fordert ihr?“
    „ Erklärt die Hexentochter für vogelfrei“, sagte der Kürassier und seine Augen blitzten.
    „Eher erklären wir euch alle für vogelfrei!“, schrie Christian dazwischen, „Ihr seid die Verdammten. Habt die beste Freundin meiner Mutter umgebracht, sodass sie einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und wie ein Kleinkind faselt. Jetzt wollt ihr auch noch Rubinas Tochter vernichten. Lasst sie in Ruhe, verfluchtes Pack!“
    „Mein Bruder ist erregt, was nur allzu verständlich ist. Nehmt ihm seine Worte nicht übel. Also, was genau ist euer Wunsch?“
    „Rache für meinen rec htschaffenen Bruder“, bölkte Müller Walz. Seine Haut schimmerte fast ebenso weiß wie die des Albinos, aber seine Augen nicht rot, vielmehr in einem wässrigen Blau. Sie funkelten jedoch genauso verschlagen.
    Brüder von der Sorte, denen man nachts nicht allein begegnen möchte, dachte Ulrich, und der Narbenkürassier ist ebenfalls so einer.
    „Erklärt die Hexentochter für vogelfrei. Dann gehen wir unsrer Wege“, giftete Helena und erneut stimmten die Grimmshagener einen gespenstischen Singsang an: „Gebt die Hexe vogelfrei. Vogelfrei. Vogelfrei.“
    Ulrich rührte sich nicht. Der Gesang des Pöbels hörte sich für ihn wie ein Teufelschoral an. Ihn widerte n die Hasstiraden der armseligen Wichte derart an, dass er nicht mehr in der Lage war, seine Stimme zu erheben.
    Christian sprang für ihn in ein. Donnernd grollte er, als wetterte Gottvater persönlich aus den Wolken herab: „Mein Bruder hat euch seinen Standpunkt klargemacht. Was wollt ihr also noch von uns? Rubinas Tochter wird niemals vogelfrei erklärt, jedenfalls nicht, solange wir die Herren dieses Landes sind. Verstanden? Schert euch nach Hause, ein jeder in sein Kämmerlein. Möge er dort über seine eigenen Sünden nachdenken, beten, Gott um Verzeihung anflehe n und Buße tun. Hinweg mit euch.“
    „Das wird noch ein Nachspiel haben!“, brüllte der Kürassier, als er sich mit dem Mob trollte.  
     
     
    12
     
    Isabella wohnte nun schon einige Wochen im Winterlager des fahrenden Volkes. Sowohl sie als auch Bernhard gewöhnten sich schnell an die Sitten und Gepflogenheiten der rauen und gleichzeitig auf ihre Weise herzlichen Gaukler. Bernhard, der sein Leben im Keller gefristet hatte, bekam von der frischen Luft an der Frühlingssonne eine leichte Bräune auf Gesicht und Armen, lachte viel mit den Stallknechten und den Liliputanern und Verwachsenen, die gleich ihm im Stall hausten. Die schwere Arbeit ging ihm flott von der Hand. Er fühlte sich wohl, und Isabella erholte sich langsam von den Strapazen der letzten Zeit.
    Jeden Morgen und Abend gab es randvoll gefüllte Teller Haferbrei , mittags meist Karnickelbraten. Onkel Luigi züchtete seit Jahren Fleischkaninchen, hielt Hunderte davon in seinen Käfigen. Obwohl er täglich mehrere schlachtete, um die Verwandtschaft satt zu bekommen, nahm der Bestand durch die sprichwörtliche Vermehrung der allzeit paarungswilligen Rammler und der gebärfreudigen Zippen fortwährend zu.
    N ie mussten die Geschwister abends zu Bett gehen und vor Hunger nicht einschlafen können, wie es in der Vergangenheit nur allzu häufig der Fall gewesen war.
    Karina übte mit den Artisten für die künftigen Vorstellungen Kunststücke ein, unter anderem einen Lauf über das von einem Zelt zum nächsten gespannte Drahtseil, mit einem Handstand in der Mitte.
    Es bereitete Isabella Freude, der Base zuzuschauen. Als Rinaldo, der hübsche Vetter, bewundernd nickte, konnte sie es nicht lassen, erklomm in Windeseile das Seil und legte die Strecke darüber Rad schlagend zurück.
    Sämtliche Anwesenden klatschten Beifall. Die jungen Burschen pfiffen vor Begeisterung, Rinaldo zwinkerte ihr zu und Onkel Luigi lobte anerkennend: „Damit hast du bewiesen, dass du Zirkusblut in dir trägst und zu uns gehörst. Wir lassen dich nicht mehr gehen.“
    Da überfiel das Mädchen ein Anflug von Übermut, obwohl Mutter und Zieheltern sie stets Bescheidenheit gelehrt hatten. Sie spürte, dass die

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