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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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geführt wird. Aus sämtlichen Räumen stürzten die Bewohner und Dienstboten, wollten der Herrin unter die Arme greifen, sie aufs Kanapee betten. Sie wehrte alle ab, schlug mit den Fäusten auf die sich Nähernden ein und weinte herzzerreißend.
    „Was ist passiert? Welche Hiobsbotschaft hast du meiner Mutter überbracht? Noch nie habe ich sie derart von Sinnen erlebt, nicht mal beim Tod meines Vaters und meiner kleinen Geschwister“, fragte Christian voll Entsetzen.
    Weiß wie ein Bettlaken, berichtete Victor in knappen Worten, was geschehen war.
    „Große r Gott“, entfuhr es dem Prinzen, „Rubina ist tot? Wieso hast du das nicht verhindert?“
    „Mein Vater hatte mich nicht informiert. Ich war gar nicht im Schloss, als er den Entschluss fasste, weiß nur, dass während Rubinas Besuch bei deiner Mutter an jenem Nachmittag etwas geschehen sein muss, das der Kürassier Greifsburg ihm erzählt hat, daraufhin ging wohl die Hetzjagd los. Übrigens wurde auf dem Rückweg der schwarze Harras von unbekannter Hand ermordet.“
    „Um den ist es nicht schade. Doch um meine Mutter sorge ich mich sehr. Wie wird sie den Tod ihrer engsten Vertrauten überwinden?“
    Zwischenzeitlich hatte der schleunigst herbeigerufene Medikus der Fürstin einen Schlaftrunk verabreicht und ihr eine alte, verschlissene Puppe in die Hand gedrückt, nach der sie ununterbrochen verlangte. Rubina hatte sie der Freundin als Kind aus zusammengesuchten Stofffetzen genäht und mit Sägemehl ausgestopft. Sie trug ein märchenbuntes Kleid und wallendes, mit Henna gefärbtes Rothaar. Aus ihrem Balg rieselte das Füllmaterial auf Elisabeth herab. Es störte sie in keiner Weise. Fest drückte sie das Spielzeug an sich und lächelte.
    „Da bist du ja, liebe Rubina. Die Leut e haben gesagt, dass du tot wärst. Aber ich habe ihnen gleich nicht geglaubt. Meine Rubina darf niemals sterben. Was sollte ich denn ohne dich machen?“
    Mit der Puppe im Arm, fiel sie nach ein paar Minuten in einen tiefen, traumlosen Schlaf.    
    Eine Weile umringte die Schar die Fürstin, betrachtete ihre sich langsam entspannenden, gelösten Züge. Dann wandten die Bediensteten sich ab, um ihrer Arbeit nachzugehen. Christian zupfte eine der Mägde am Rockzipfel. „Flick die Puppe zusammen, damit nicht noch mehr Sägemehl verloren geht, und leg diese dann wieder in der Herzogin Arme.“
    Mit belegter Zunge forderte er die Freunde auf, ihm zu folgen und seinen Kriegsplänen zu lauschen.
    Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Anfangs verhaspelte er sich, was man nicht von ihm gewohnt war. Nach und nach geriet er aber in Fahrt, die Stimme überschlug sich nahezu, derartig war er in seinem Element.
    „Ich fordere von jedem Edelmann, dass er seine sämtlichen Soldaten und Rösser, sowie männliches Gesinde, das gesund und rüstig ist, binnen weniger Wochen in das hiesige Quartier überführt, ferner Kanonen und jegliche Art von Waffen. Das ist ein Befehl. Wer sich ihm widersetzt, wird mit dem Tod durch den Strick bestraft. Und zwar ohne Rücksicht auf Rang und Ansehen.“
    Unter den Freunden machte sich Unmut breit.
    „Wäre es nicht angebrachter, wenn du das mit unseren Vätern klären würdest, Christian? Sie sind die Herren im Land, nicht die Söhne“, fragte Siegfried, der Bulle und erntete beifälliges Kopfnicken.
    „Wir nennen nichts unser Eigen, sind auf das Erbe angewiesen, das noch Jahrzehnte auf sich warten lassen kann“, murrte Victor, der Schöne. „Du kannst dich nicht mit uns vergleichen. Dein Vater ist tot. Und dein Bruder, sein Nachfolger, sagt ohnehin zu allem Ja und Amen, was du ihm vorschlägst.“
    „Oder auch nicht“, erscholl es von der Türschwelle. Ulrich hatte vom Zusammenbruch seiner Mutter durch einen Kurier Kunde erhalten und sich unverzüglich auf den Weg ins Schloss begeben. Nachdem er sich vom ruhigen Schlaf der Fürstin überzeugt hatte, lauschte er nun seit geraumer Zeit an der Tür und mischte sich in die Debatte.
    „Ich bin der Landesherr, nicht mein kleiner Bruder, und werde alles dafür tun, damit sich der Krieg nicht in  Niedersachsen ausbreitet. Das Volk hungert jetzt bereits und Seuchen greifen um sich, raffen Mensch und Tier dahin. Mir ist es gleichgültig, was Christian in seinem blinden Eifer der Pfalzgräfin versprochen hat. Das Regieren ist meine Aufgabe. Die lasse ich mir von keinem streitig machen. Verstanden? Geht nach Hause, liebe Leute.“
    „Oh nein, Bruderherz. So nicht. Du magst dich vor Angst hinter den Mauern

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