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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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über die Maßen loben“, widersprach Isabella, eilte zu der mit Gold und Geschmeide gefüllten Truhe und hob den Deckel hoch.
    Victor und Barbara, die nichts von dem Schatz wusste, bekamen kreisrunde Augen.
    „Es ist das Erbe meiner Mutter“, verkündete Isabella, „und ich allein entscheide, was damit geschieht, denn es ist mein Eigentum.“
    Bernhard schüttelte bei ihren Worten empört den Kopf.  Barbara flehte unter Tränen: „Behalte deinen Reichtum, den dir deine Mutter hinterlassen hat. Sie wollte, dass du ein gutes Leben führen kannst, aber keinen Krieg damit finanzieren.“
    Auch Victor weigerte sich, das immense Vermögen anzunehmen.
    „Ich wäre ein erbärmlicher Lump, würde ich dein unermessliches Hab und Gut annehmen. Nein, Isabella, derart wichtig ist mir Christians Wunsch nicht, dich und die Deinen dafür in Armut zu stürzen.“
    „Was soll’s? Bernhard, ich und auch Barbara waren unser Lebtag arm. Und im Verhältnis zu früher, geht es uns selbst ohne Geld hervorragend. Wir sind kleine Leute. Ein riesiger Schatz passt nicht zu uns. Er gehört in die Hände von Edelmännern, und dazu zählen Christian und du. Nimm das Gold, bevor ich meinen Sinn ändere.“
    Sie gewahrte das Aufleuchten in den Gesichtern und sagte: „War Spaß. Ich habe es mir reiflich überlegt. Mein Entschluss steht unumstößlich fest. Nie wieder sollst du als Bittsteller von Tür zu Tür ziehen. Es würde mir das Herz brechen. Auf Gold und Schmuck hingegen kann ich getrost verzichten.“
    Sie wurde sehr ernst. „Ich gebe mein Vermögen für den Krieg gegen den Kaiser und die Katholiken, die uns Protestanten unterjochen wollen. Gebe es für die Freiheit des Glaubens. Und Freiheit bekommt man nicht um sonst. Kämpfe mit dem tapferen Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel dafür, dass unser geliebtes Niedersachsen protestantisch bleibt. Dafür ist kein Preis zu hoch.“
    „Was für eine Patriotin“, sagte Victor bewundernd.
    Isabella wandte sich an Bernhard: „Geh in die Stallungen, besorge stabile Säcke, damit wir sie füllen und an Victors Schimmel festschnallen. Die Kiste können wir ihm nicht auf den Rücken binden. Spute dich.“ 
    Bernhard regte sich nicht. „Nein“, seufzte er und stampfte mit dem Fuß auf. Barbara machte ebenfalls keine Anstalten, auf Isabellas Anordnung einzugehen, und Victor stand da, wie bestellt und nicht abgeholt.
    Da blieb dem Mädchen keine Wahl. Sie nahm eine Kerze, stiefelte zum Stall, riss die größten Säcke vom Haken und marschierte zurück. Unterwegs hielt sie inne. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört. Die Luft roch nach Sommer und Erde.
    „Mache ich einen Fehler, Mutter?“, fragte sie und suchte den Himmel nach dem Abendstern ab. Der war hinter Wolken verschwunden, während die übrigen Sterne wie ein Meer aus Diamanten leuchteten.
    „Also willst auch du nicht, dass ich dein sauer erworbenes Gold weggebe. Was soll deine Tochter tun? Die Liebe zu ihm und zu meiner protestantischen Heimat ist zu mächtig, viel zu mächtig. Ich kann nicht anders. Mutter, ich kann nicht anders.“
    Eine Windböe packte sie, warf sie um. Das Heulen hörte sich wie wütendes Fauchen an. Isabella rappelte sich auf, presste die Säcke fest an ihre Brust und stieg die Treppe hinunter. Eigenhändig füllte sie Stück für Stück des kostbaren Schmucks, Taler für Taler und Goldklumpen für Goldklumpen um, verschnürte die Säcke, versuchte sie fortzuschleppen, war zu schwach. Ihre Augen wurden feucht. Schlaff senkte sie die Arme, ergab sich der Abwehr, die sie als feindlich empfand.
    „Nicht traurig sein, rote Madonna“, sagte Victor zärtlich, „wenn es dein Wunsch ist, überbringe ich Christian das Erbe. Er wird dir ewig dankbar sein. Möge es dem Protestantismus helfen, die reichen Kaisertreuen zu besiegen. Danke, teure Patriotin.“
    Er warf sich den einen Sack über die Schulter, Bernhard hatte den Ernst der Lage erkannt, wollte dem Grafensohn nicht nachstehen und schulterte den zweiten. Unverständliche Laute vor sich hinbrummelnd, stapfte er ihm hinterher.  Gemeinsam zurrten sie das Seil an Asputin fest, dem die Last keineswegs behagte und der seiner Unlust durch entrüstetes Wiehern Ausdruck verlieh.
    „Ist ja gut, mein Alter“, meinte Victor und tätschelte dem Hengst den Hals, „werden wir eben langsamer vorankommen, aber es ist für einen guten Zweck“, was dem unwilligen Tier nicht einleuchtete.
    Der Grimmshagener folgte Bernhard erneut in die Höhle, verabschiedete sich

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