Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
Vom Netzwerk:
sie an Ecken und Rändern.
    Zufrieden betrachtete er seine schaurigen Machwerke, verstaute sie sorgfältig in jener Kassette, in der er seine kleinen Schätze und Andenken aufbewahrte, und ließ sich zu einem Nickerchen auf das mit Leder und Fellen überzogene Himmelbett fallen.
    Doch er fand keine Ruhe. Seine Gedanken kreisten unablässig um die vier Morde und deren Zusammenhang. Wer mochte der Täter sein, der die Schuld auf Isabella abwälzen wollte? Christian kannte Rubinas Tochter nur flüchtig, war ihr mehrfach auf seinen Ausritten begegnet, wenn er vor den Mauern der Stadt die Siedlung der Unreinen passierte. Sie hatte immer artig geknickst und nach ihrer Herkunft befragt, sich als Ziehtochter des Abdeckers Hubert Geroll ausgegeben. Ihm war jedoch die frappierende Ähnlichkeit mit der Freundin seiner Mutter nicht entgangen, und er hatte seine eigenen Schlüsse daraus gezogen.
    Zeitweilig hatte er Albertinus jedes Mal in Richtung der Behausung des Abdeckers gelenkt, um einen Blick aus ihren Märchenaugen zu erhaschen. Verliebt war er in sie gewesen, unsagbar verliebt. Das Bewusstsein, niemals eine Unreine ehelichen zu dürfen, nicht einmal mit einer solchen unbehelligt anzubändeln, hatte ihn eingeholt. Seitdem mied er den Weg wie die Pest. Vergessen konnte er sie erst, als ihm die Pfalzgräfin begegnete.
    Warum liebe ich immer die Falschen, überlegte er, denn dass die schöne Elisabeth je die Seine werden würde, hatte er sich längst aus dem Kopf geschlagen, nicht aber die Sehnsucht nach ihr.   
    „Auf jeden Fall ist die liebliche Isabella keines Mordes fähig“, sagte er laut. „Jedoch ihr blödsinniger Bruder, den Rubina vor aller Welt versteckt gehalten hat, nur selten mit ihm bei Mutter zu Besuch erschien. Und ausschließlich dann, wenn die beiden von einem Bediensteten in einer geschlossenen Kutsche abgeholt worden waren. Eigentümlich ist das schon.“
    Christian wälzte sich von einer Seite auf die andere.
    „Bliebe die Zigeunersippe, der Rubina und ihre Kinder entstammen. Heißblütig, das Messer immer griffbereit und voll Hass auf Rubinas Schänder, könnte ein jeder von ihnen die Taten begangen haben. Die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Wenn es ein Gaukler war, dürfte es so gut wie unmöglich sein, den Schuldigen ausfindig zu machen. Zudem sind sie längst über alle Berge, führen, weiß Gott wo, ihre Kunststücke vor.“
    „Wie wär’s mit deiner Mutter? Mal in Erwägung gezogen? Motive hätte sie eine Menge. Und Gelegenheit auch. Warum hat sie sich am Abend vor der Ankunft deiner Base so früh verabschiedet? Ist doch sonst nicht ihre Art, wenn der schöne Victor im Schloss weilt“, spottete Luzifer in seinem Kopf.
    „Lass meine Mutter aus dem Spiel“, schimpfte Christian, der sich an die drei Dämonen seit Jahren gewöhnt hatte und sich mit ihnen unterhielt, als seien sie keine Hirngespinste. „Vater“ und der „dänische Großvater“ waren auf seiner Seite, um ihm im Kampf gegen Beelzebub beizustehen. Ohne sie wäre er dem Satan hilflos ausgeliefert. Und Vater mischte sich sofort ein. Auf seine Frau ließ er nichts kommen. „Wenn ihr mich fragt, sage ich klipp und klar, dass es nur Richard Sander sein kann. Er hat nach Rubina nie wieder eine Geliebte gehabt, konnte sie nicht vergessen. Ihre Tochter ist ihm lieb und teuer wie ein eigenes Kind. Deshalb musste der Albino nach ihrer Vergewaltigung ins Gras beißen. Die Art der Hinrichtung war an Grausamkeit kaum zu überbieten. Eine Frau hätte nicht die Kraft, solchen Koloss an ein Mühlrad zu fesseln.“
    „Mir reicht es mit euch. Lasst mich endlich in Ruhe. Sucht Herberge in anderen Köpfen, um sie zu malträtieren. Ich werde nicht mehr auf eure Stimmen eingehen, euch wie Luft behandeln, die ihr ja auch seid. Nichts als Einbildung. Eins haben mir die Verdächtigungen deutlich gemacht. Zur Mörderjagd tauge ich nicht.“
    Er erhob sich von seiner Ruhestätte und begann, einen langen Brief an den Mansfelder zu schreiben, in dem er um Waffenbrüderschaft ersuchte.
     
     
    18
     
    Isabella bot Victor an, nach dem aufregenden Tag auf das sich heimlich eingeschlichene ‚Du’ anzustoßen. Er willigte ein, schien doch seine Kehle wie ausgedörrt und ein guter Tropfen kam ihm sehr gelegen. Was er nicht bemerkte, war, dass sie in seinen Becher ein Pulver aus Baldrian und Hopfen mischte, das ihn schläfrig werden ließ.
    Angestrengt hielt er Augen und Verstand in einem Dämmerzustand halbwegs

Weitere Kostenlose Bücher